Juni 2, 2023

was steckt hinterm steigen beim pferd – und was kann man dagegen tun?

das steigen ist zurecht ein gefürchtetes verhalten beim pferd.
sitzt man grade oben auf dem pferd, kann das schnell gefährlich werden.
steht man am boden einem steigenden pferd gegenüber, wirkt auch das recht einschüchternd.

zum glück kommt es selten vor, dass ein pferd steigt.
warum macht es das überhaupt?

im natürlichen verhaltensrepertoire von pferden kommt das steigen in ganz bestimmten zusammenhängen vor:

erstens im spielen, da gehen die pferde gern mal vorne hoch.
und zweitens als teil des imponiergehabes, vor allem unter jungen hengsten.

dann gibt es natürlich das antrainierte steigen, entweder als kunststück in der freiheitsdressur oder als teil der schulen über der erde in der hohen schule der reitkunst.

probleme macht uns das steigen aber dann, wenn es „ungefragt“ in der arbeit mit dem menschen vorkommt.

steigen beim pferd

wenn das pferd in die luft geht

steigen kostet kraft und braucht einen ordentlichen energieschub.
den hat das pferd nur dann, wenn der erregungspegel steigt
und die stresshormone (allen voran das adrenalin) gas geben.

wer die muße hat, sich ein steigendes pferd genauer anzusehen,
wird den stresspegel auch gut an merkmalen wie zurückgelegten ohren
oder einer im stress vorgeschobenen oberlippe erkennen können.

hinter diesem anstieg an erregung kann nun unterschiedliches stecken.

schlichter übermut beim jungpferd im frühling oder
versuchtes imponieren einem anderen pferd gegenüber.

in den meisten situatuionen mit dem menschen ist es aber vor allem eines:
zu viel druck!

egal, ob man das pferd in der freiarbeit grade antreibt,
weil es partout nicht durch die ecke laufen mag.
ob man es unterm sattel an etwas vorbeitreiben will,
wovor es sich ängstigt,
oder ob man es an oder über eine stelle führen möchte,
die es völlig gespenstisch findet.

das steigen ist dabei immer ein ausdruck von
„das ist mir jetzt zuviel, ich kann nicht!“

besonders heftig drückt sich diese aus der überforderung geborene abwehr dann aus,
wenn das pferd keine andere „fluchtmöglichkeit“ hat.
wenn es an longe, führstrick oder zügel hängt und nicht nach vorne oder seitlich weg kann,
wo soll es hin mit seiner energie?
da bleibt nur der weg nach oben.

fluchttyp oder kampftyp?

natürlich hängt das auch vom naturell des pferdes ab.
bei weitem nicht alle pferde steigen,
viele suchen ihr heil eher in der flucht und rennen weg oder gehen durch.
(auch nicht viel angenehmer)

pferde sind ja ursprünglich aus unterschiedlichen typen entstanden,
je nach geographischer abstammung ihres herkunftstyps.
demgemäß gibt es welche, die im konflikt- oder gefahrenfall mit wegrennen reagieren
und eben andere, die sich stellen – und steigen.

je öfter das pferd die erfahrung gemacht hat,
dass es sich am besten luft verschaffen kann,
wenn es in die luft geht, desto eher wird daraus natürlich eine gelernte strategie.

deeskalation gefragt

man ist also gut beraten, es erst gar nicht zum steigen kommen zu lassen
und den druck nicht so hochzufahren.

das pferd sendet ja schon vorher signale aus,
wann ihm etwas zu viel wird oder wann es etwas nicht machen kann oder will.

die häufige strategie des menschen: „das machst du aber jetzt gefälligst“
und ordentlich druck dahinterpacken ist nicht immer die klügste –
zumindest dann nicht, wenn man sich nicht das pferd zum steiger erziehen
(und ganz nebenbei die beziehung zum pferd zerstören) möchte.

am besten ist es also, rechtzeitg wege zu finden,
wie man das pferd doch zum gewünschten verhalten bekommt,
ohne zu viel druck zu erzeugen.

oft reicht es auch schon, einfach rechtzeitig eine pause einzulegen
und dann erst eine lektion weiter zu üben.

und wenn es doch passiert und das pferd steigt?

da gilt erst mal, die eigene sicherheit gewährleisten –
also vor auf den pferdehals und oben bleiben –
oder ein paar schritte zur seite am boden, um richtung hinterhand des pferdes zu kommen.

und dann die energie des pferdes in eine vorwärtsbewegung umwandeln.
es muss ja mit seiner erregung und aktivierung nun irgendwo hin.
ihm den weg versperren und es anhalten oder unterm sattel möglichst festhalten und durchparieren,
ist oft nicht das geeignete mittel.
lieber von hinten treiben und mal laufen lassen und jedenfalls druck rausnehmen,
damit sich alles wieder beruhigen kann.

eine warnung zum schluss:
all das gilt nur dann, wenn es sich nicht um ein pferd mit gezielter gegen den menschen gerichteter aggression handelt.
das ist nochmal eine ganz andere geschichte und gehört unbedingt in die hände eines fachmenschen,
der  verhaltenstraining mit modernen und pferdefreundlichen methoden anbietet.

 

 

 

 

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