Feber 9, 2024

ein plädoyer für freiarbeit mit dem pferd und drei gewichtige gründe dafür

es gibt in der arbeit mit dem pferd kaum etwas, was die kommunikation, die beziehung und das verständnis füreinander mehr fördert als die freiarbeit.

sicherheitshalber eine begriffsklärung:
mit freiarbeit ist eine form von spielen oder training mit dem pferd gemeint,
bei dem weder trense, zäumung, longe, führstrick oder sonstwas zum einsatz kommen.
das pferd bewegt sich frei um den menschen herum und wird über körpersprache und stimmsignale dirigiert.

was wir nicht darunter verstanden wissen wollen:
ein sinnloses herumscheuchen des pferdes im kreis, womöglich noch im roundpen,
der dem pferd keinerlei ausweichmöglichkeit bietet.

um dem fluchttier pferd druck und zwang anzutun, braucht man nicht zwingend longe oder zügel.
grob sein kann man auch ohne mit ausreichend körperlichem druck, mit longiergerte und auf beengtem raum.
das aber ist definitiv nicht gemeint!

freiarbeit soll genau das gegenteil sein:
sie soll mench und pferd eine kommunikation ohne mechanische hilfsmittel ermöglichen.
sie soll das verständnis füreinander und den spaß miteinander fördern.
sie soll kooperation und freiwilligkeit in der interaktion ermöglichen.

dann erst entfaltet sie ihren wirklichen zauber.
wird zum gemeinsamen tanz und ermöglicht eine enge verbindung.

freiarbeit schult einige kompetenzen von mensch und pferd mehr als jede andere form des trainings.
genau das macht sie so wertvoll.

klare kommunikation

wenn man nicht die möglichkeit hat,
das pferd mit strick oder zügel zu kontrollieren und zu lenken,
ist man auf seine körpersprache und seine stimmlichen signale zurückgeworfen.

die müssen dazu sehr klar, sehr eindeutig und auch über einige entfernung hin verständlich sein.
sonst verwirrt man das pferd nur und es klappt nicht.

durch nichts lernt man schneller und besser,
– seine körperspannung richtig zu dosieren
– die körperachse und hüfte korrekt zu positionieren
– die blick- und bewegungsrichtung zu koordinieren.

alles dinge, die auch im sattel und bei der sonstigen bodenarbeit gefordert sind,
dort aber nicht zwingend nötig und daher oft vernachlässigt sind.
wenn das pferd dann nicht korrekt „geht“, ist das pferd schuld.

verständnis füreinander kann nur mit funktionierender kommunikation klappen.

freiwillige mitarbeit

bei der freiarbeit kann sich das pferd jederzeit entziehen.
es kann in der ecke stehenbleiben, einen haken schlagen oder ganz was anderes machen als angesagt.

der mensch hat ja keine möglichkeit, es zu zwingen
(wenn man das oben angesprochene grobe scheuchen ausnimmt).

das fordert den menschen, das training motivierend fürs pferd zu gestalten
und sehr genau auf seine möglichkeiten und seinen ausdruck einzugehen.

partnerschaftlichkeit wird dadurch vom schlagwort zur gelebten praxis.
sonst geht nämlich in der freiarbeit nichts.

das pferd wird in der freiarbeit zum aktiven und mitgestaltenden trainingspartner.
es bekommt entscheidungsmöglichkeiten, die es sonst nicht hat,
die sein selbstbewusstsein wachsen lassen und das vertrauen zum menschen fördern.

geistige auslastung

bei der freiarbeit kann und soll das pferd mitdenken.
es muss viel aufmerksamer auf den menschen sein,
die übungen sind wesentlich vielfältiger (als zum beispiel das longieren)
und das pferd lernt, die übungen an deren einleitung auseinander zu halten.

es ist bei der freiarbeit auch selber dafür zuständig,
seinen körper korrekt einzusetzen und seine bewegungen zu koordinieren.
da gibt es keine schenkelhilfen oder ähnliches,
damit es korrekt untertritt, den rücken aufwölbt oder sich vorwärts abwärts dehnt.

das alles kann das pferd (mit entsprechender anleitung) in der freiarbeit spielerisch erproben,
feststellen, wie gut sich das anfühlt und dann zunehmend von sich aus ausführen.

nicht zuletzt bietet die freiarbeit dem pferd die möglichkeit,
eigene „vorschläge “ einzubringen, wenn ihm der raum dafür geboten wird.
das macht kreativ und erhöht die lust an der mitarbeit.

freiarbeit ist mehr

freiarbeit ist mehr als nur eine trainingsmethode.
es ist eine philosophie und ein umgang mit dem pferd, der auf einer tiefen verbindung zwischen mensch und pferd beruht.

der verzicht auf mechanische hilfsmittel eröffnet einem eine ganz neue dimension im zusammensein mit dem pferd.
das ist die wirkliche freiheit, die aus der freiarbeit entsteht.

hast du lust bekommen, das selber auszuprobieren oder zu vertiefen?
im fachwebinar „einstieg in die freiarbeit“ erfährst du, worauf es beim aufbau der freiarbeit ankommt, welche voraussetzungen dein pferd und du brauchen und und welche 3 grundübungen unerlässlich sind. genauere infos hier.

 

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