Jänner 26, 2024

wann routine fürs pferd genau verkehrt ist

während routine dem pferd sehr helfen kann und große vorteile hat
– zum beispiel bei unsicheren pferden, wie letztens im blog (hier) beschrieben) –
schadet sie in anderen fällen mehr als sie nützt.

ganz konkret in zwei fällen.

1.  gelangweiltes pferd

auch pferde können sich langweilen.
die faustregel ist:
je intelligenter das pferd ist,
je sicherer es in sich ruht,
desto schneller wird langeweile zum problem.

das sind dann die pferde,
die am anfang einer neuen lektion schnelle fortschritte machen,
dann aber bald nur mehr quatsch.

oder die unaufmerksam werden, womöglich sogar widersetzlich,
und die im alltag häufig durch kleine marotten auffallen –
an der jacke zupfen, den striegel klauen, beim putzen rumzappeln und ähnliches
(wobei es dafür immer auch andere ursachen gibt, also aufgepasst!)

das liegt daran, dass sie im kopf unterbeschäfigt sind,
sich beim training langweilen, weil es immer dasselbe ist,
und die sich dann eigenständig was zur unterhaltung einfallen lassen.

vor allem beim longieren wird es für pferde rasch langweilig.
immer im selben kreis rum,
oft ewig der gleich ablauf von kurz aufwärmen,
10 minuten traben, ein bisschen galopp, 10 minuten traben,
und dann wieder im schritt abkühlen. fertig.
das kann das pferd im schlaf und braucht dazu wirklich nicht mehr nachdenken.

dabei könnte man das auch viel abwechslungsreicher und fürs pferd interessanter gestalten.
bewegt bekommt es genauso gut,
wenn man es in ellipsen und wechselnden großen und kleinen touren
kreuz und quer durch die halle oder das viereck longiert,
so dass es nie weiß, was als nächstes kommt.

das fördert die aufmerksamkeit auf den menschen,
verhindert langeweile und fördert außerdem noch die balance des pferdes.

(tipps und anleitungen zum abwechslungsreicheren longieren gibt es übrigens im

das gleich gilt natürlich auch für andere formen der bodenarbeit und fürs reiten.
abwechslung belebt, hält das interesse des intelligenten pferdes wach
und beugt einseitiger belastung vor.

ob das eigene pferd abwechslung oder routine braucht, lässt sich leicht ausprobieren:
arbeitet das pferd freudiger mit und ist es aufmerksamer,
wenn man abwechslung rein bringt?
dann war es davor gelangweilt.

wird es unkonzentriert, unwillig oder verweigert gar,
dann ist es durch zu viel abwechslung vermutlich überfordert
und braucht mehr routine und langsames heranführen an neues.

2. problemstellen

ein zweiter triftiger grund spricht gegen routine:
wenn nämlich die routine immer schnurstracks in ein bestimmtes problem führt,
das sich eingeschlichen hat.

wenn das pferd immer auf der linken hand in der einen ecke nach innen wegdriftet
(und kein körperliches problem dahintersteckt),
oder wenn es jedesmal am weg vom putzplatz zum viereck an der selben stelle verweigert
oder zum fressen abtaucht,
dann hat sich eine verhaltenskette gebildet.

das heißt nichts anderes als dass eine bestimmte abfolge von ereignissen oder auslösern (wie eine spezifische stelle)
automatisch zu einem bestimmten verhalten führt,  weil das pferd das so assoziiert hat.

dann sollte man klarerweise diese abfolge unterbrechen
und eben nicht der routine folgen und jedesmal das selbe machen
und wieder ins selbe problem rennen.

schlauer ist es, einen anderen weg vom putzplatz zum viereck zu nehmen
oder unterwegs mehrere führübungen einzubauen, um die routine aufzubrechen.

der schwierigen ecke kommt man bei, indem man sie aus unterschiedlichen winkeln anreitet,
zirkel reitet dort oder mal zwei meter vorher oder drei meter nachher anhält.
jedenfalls aber nicht das macht, was man bisher immer gleich gemacht hat.

eine verhaltenskette und das daraus resultierende schwierige verhalten bekommt man nur weg,
wenn man die kette „durchbricht“, also die einzelnen bestandteile aus dem kontext löst.
erst wenn man die gewohnten abläufe hinter sich lässt,
kann auch das pferde seine schlechten gewohnheiten ablegen.

 

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