Oktober 13, 2022

eine der wichtigsten grundübungen: kopf senken

wer bringt seinem pferd schon gezielt bei, den kopf auf signal zu senken?
das machen wir höchstens zum aufzäumen oder aber beim reiten,
wenn wir das pferd schön an den zügel stellen wollen (und hoffentlich nicht einfach über hilfszügel).

warum eine hohe kopfhaltung so problematisch ist, haben wir letztens ja schon ausgeführt (hier).
heute wollen wir uns damit beschäftigen, wie wir das pferd dazu bekommen, dass es den kopf senkt.

das nämlich hilft uns – wenn es denn mal als signal und als gelerntes verhalten aufgebaut wurde –
in aufregenden situationen das pferd schneller zur ruhe zu bringen.

aufregung ist nämlich immer mit einer hohen kopfhaltung verbunden.
andersrum können wir das pferd in einen entspannteren zustand versetzen,
wenn wir es den kopf senken lassen.

genau deswegen gehört die übung in die grunderziehung jeden pferdes.

natürlich bringt es nichts, am kopf rumzuruckeln oder zu drücken,
wenn das pferd schon aufgeregt mit erhobenem kopf rumtänzelt.

nein, das muss sauber vorher aufgebaut und vom pferd mit einem zustand der entspannung verknüpft worden sein.
(weitere tipps für entspannung und gelassenheit gibt es übrigens demnächst im webinar „von der aufregung zur gelassenheit“)

kopf senken pferd

 

entspannter zustand

die entspannung ist der gewünschte zustand, den wir mit dem kopfsenken erreichen wollen
und sollte daher von anfang an mit in die übung hinein konditioniert werden.

„konditioniert“ heißt: das pferd verbindet automatisch die stimmung, die während der übung herrscht,
mit der übung selber.
(lerntheoretisch sprechen wir dabei von klassischer konditionierung).

es ist daher bei dieser übung wichtig,
mit besonderer ruhe vorzugehen,
selber sehr entspannt zu sein,
viel auszuatmen und bewusst die eigene körperspannung niedrig zu halten.

natürlich suchen wir uns auch eine übungssituation mit dem pferd,
wo es entspannt ist und sich in vertrauter umgebung wohl fühlt.

denn alles drumherum wird in die übung mit hinein programmiert.

das kopfsenken

das pferd soll später auf ein signal hinauf freiwillig den kopf tief nehmen.
ob das signal eine berührung ist – zum beispiel eine sachte berührung im genick –
oder ein stimmliches signal – zum beispiel das wort „tieeef“ mit weicher stimme gesprochen –
ist geschmackssache.

empfehlenswert ist jedenfalls, ein signal auszuwählen,
das man sowohl vom boden als auch vom sattel aus gut verwenden kann.
wer also einen großen friesen neben sich hertänzeln hat, an dessen aufgeregt gehobenen kopf man kaum noch rankommt,
tut gut daran, ein stimmliches lob oder eine berührung am hals als signal zu verwenden.

wer sich der herausforderung durch die pferdegröße nicht gegenübersieht,
kann gern bei einer sachten berührung hinter den ohren des pferdes bleiben,
das direkt aus dem trainingsaufbau als signal mitgenommen wird.

denn so lässt es sich am besten anfangen.

man legt dem pferd die hand ins genick
(wenn es das gut toleriert, sonst erst üben!)
und übt ganz leichten druck hinter den ohren aus.
beim kleinsten anzeichen von nachgeben oder den kopf nur einen millimeter tiefer nehmen,
sofort aufhören  und das pferd loben und belohnen.

am besten nimmt man für diese übung wirklich futterbelohnung dazu,
denn das kauen wirkt ebenfalls entspannend und wird als positive emotion mit abgespeichert.

nach dem selben prinzip geht man immer weiter vor,
zentimeter für zentimeter,
bis das pferd auf ein bloßes antippen hinter den ohren
den kopf ganz zum boden runter nimmt
und so lange tief lässt, bis es belohnt wurde.

achtung:
die versuchung, den pferdekopf mit einem leckerli vor der nase in die tiefe zu locken, ist zwar groß,
aber eine fatale sackgasse.

viele pferde lernen dadurch nur, nach dem leckerli zu schnappen
oder machen das kopfsenken nur, wenn man das leckerli hinhält,
nicht aber auf signal.  genau das aber brauchen wir

das signal

erst wenn das pferd verstanden hat, was wir von ihm wollen,
und den kopf verlässlich auf das antippen hinter den ohren senkt,
können wir ein signal dafür einführen.

man kann natürlich beim antippen hinter den ohren bleiben.
in vielen fällen reicht das.

in anderen fällen möchte man das aber über ein stimmsignal abrufen können.
das muss dann erst noch eingeführt werden.
am besten eignet sich ein wort, das man mit tiefer und entspannter stimme gut sprechen kann.
es soll aus sich selber heraus schon die entspannung signalisieren.

zum einführen sagt man das signalwort unmittelbar bevor man das pferd hinter den ohren antippt.
also signalwort – antippen – kopf senken – belohnung.
das wird so lange wiederholt,
bis das pferd schon auf das wort alleine den kopf senkt.
voila! schon hat man ein signal eingeführt.

im alltag

bevor man vom übungsaufbau gleich übergeht zu aufregenden situationen
muss das kopfsenken erst im alltag erprobt werden.

daher fordert man das pferd in den unterschiedlichsten alltagssituationen,
beim putzen, beim führen, auf dem reitplatz, auf der koppel….
in allen lebenslagen gelegentlich auf, den kopf zu senkeen und belohnt es dafür.

erst, wenn die übung in fleisch und blut übergegangen ist,
kann man das kopfsenken auch in aufregenderen situationen einsetzen –
und hat dann ein kleines wundermittel zur hand,
um das pferd rasch zu beruhigen.

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