ein unsicheres pferd hat es nicht nur insgesamt im leben schwerer, sondern auch bei der ausbildung.
es sind ja gerade die neuen dinge, die für unsichere tiere eine herausforderung darstellen.
und was ist die ausbildung anderes als laufend mit neuem konfrontiert zu sein und neues zu lernen?
da ist vom menschen schon eine ordentliche portion feingefühl und geduld gefordert.
was zusätzlich hilft und mehr als uns oft bewusst ist:
eine klare struktur und routine.
die wurzeln der unsicherheit
die unsicherheit des pferdes kommt ja nicht von ungefähr.
in aller regel stehen dahinter schlechte erfahrungen.
das pferd hat schon gelernt, dass es womöglich mit schlimmem rechnen muss.
es begegnet daher neuen situationen oder neuen anforderungen mit vorsicht, wenn nicht sogar skepsis.
denn vielleicht droht ihm ja wieder negatives!
ähnliches gilt für pferde, denen es schlicht an erfahhrungen mangelt.
nämlich an ausreichend erfahrung mit einer menschlichen umwelt.
wenn sie die ersten lebensjahre fernab eines normalen stallbetriebs und mit minimalem menschenkontakt verlebt haben, dann begegnet es der menschenwelt erst mal mit misstrauen und schreckhaftigkeit.
in beiden fällen fehlt eines:
das vertrauen.
vertrauen in den menschen.
vertrauen in sich selbst.
vertrauen in die welt.
also vertrauen darin, dass neue dinge grundsätzlich gut sind
und vertrauen in sich selber, dass es mit den anforderungen und erlebnissen des lebens gut zurecht kommt.
hier nun kommt die routine ins spiel.
die rolle von routine
wir menschen verbinden mit dem wort routine eher ein gefühl von langeweile.
für ein unsicheres pferd sieht das aber ganz anders aus.
ihm bietet routine vor allem eines: erwartungssicherheit.
erwartungssicherheit bedeutet:
man weiß, was man zu erwarten hat.
das leben wird ein stück weit vorhersehbar.
das gibt sicherheit.
wenn das pferd weiß, was der tag oder die trainingseinheit ungefähr bringen wird
und dass es weder mit negativem noch mit überwältigend neuem zu rechnen hat,
fällt es leichter, sich zu entspannen und allmählich vertrauen und sicherheit aufzubauen.
ein fester tagesablauf, fixe fütterungszeiten,
vertraute abläufe bei der pflege und im stall,
all das gibt dem pferd eine strukur, an die es sich halten kann.
dieses prinzip sollten wir uns auch beim training und der ausbildung zu nutze machen.
routine im training
je klarer wir unseren trainingsablauf gestalten können, desto leichter tut sich das unsichere pferd damit.
das betrifft ganz konkret die physischen abläufe:
wann, wie oft und zu welchen zeiten das pferd zum training geholt wird – fixe zeiten sind besser als häufiger wechsel.
ob es von der koppel erst zum putzplatz geht oder erst durch den hof und dann auf den reitplatz.
wann es welches signal gibt und wofür es ein leckerchen bekommt.
je genauer wir das schritt für schritt ritualisieren können, desto sicherer fühlt sich das pferd.
das selbe gilt für die inhalte der ausbildung.
auch hier müssen wir biem unsicheren pferd schritt für schritt vorgehen.
es fällt ihm leichter eine lektion mal gründlich zu erarbeiten als mehrere lektionen durcheinander.
neues müssen wir behutsam einführen,
dem pferd zeit geben, sich damit vertraut zu machen und sich daran zu gewöhnen.
und dann erst können wir langsam die anforderungen steigern.
in die kategorie neues fallen dabei nicht nur umgebungen oder objekte, sondern auch neue lerninhalte.
es wird dabei ja mit einerseits einer neuen anforderung vom menschen konfrontiert, der was von ihm will,
andererseits auch mit neuen bewegungsabläufen oder impulsverarbeitung.
ruhig an einer stelle stehenbleiben und warten kann schon was neues darstellen.
auf entfernung zum menschen gehen, wenn es bislang nur direkt geführt wurde, ist sehr neu.
erst recht wenn der mensch noch relativ neu ist oder seine signale noch unbekannt.
daher sind auch wir als menschen gefordert, unsere eigenen bewegungen, signale und abläufe zu ritualisieren
und eine fixe struktur aufzubauen und einzuhalten,
damit das pferd auch uns besser einordnen kann und weiß, was es zu erwarten hat.
geduld und ruhe
eine feste routine einzuhalten, erfordert einiges an konsequenz von unsereins.
und geduld.
die brauchen wir beim unsicheren pferd aber sowieso,
denn sicherheit und vertrauen entstehen nicht von heute auf morgen.
doch es lohnt sich!
wenn das pferd allmählich lernt, dass es sich auf seinen menschen verlassen kann,
dass der es nicht überrumpelt, sondern ihm zeit lässt,
dann gewinnt es sicherheit und selbstvertrauen.
und ganz nebenbei schaffen wir eine tiefere bindung und eine stabile vertrauensbasis.
nicht für alle
was dem unsicheren pferd halt gibt, eignet sich allerdings nicht für alle pferde!
für manche ist routine genau verkehrt.
für wen das gilt, warum das so ist und was stattdessen gefragt ist, damit beschäftigen wir uns dann im nächsten blog-artikel
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