Juni 30, 2023

der schlüssel für viele probleme: die hinterhand aktivieren

gibt’s ein zentraleres thema als das aktivieren der hinterhand, wenn das pferd fein geritten werden soll?
kaum eines.

mit der hinterhand hat man’s sozusagen in der hand.
nämlich die frage,
ob das pferd schöne über den rücken geht.
ob es genügend schub und schwung entwickelt.
ob es eine korrekte biegung einnehmen kann.
ob es schultern und hals frei bewegen kann.
ob es überhaupt in anlehnung gehen kann.

die antwort auf eine lange liste reiterlicher probleme und fragen der pferdegesundheit lautet:
hinterhand aktivieren!

hinterhand aktivieren

für eine aktive hinterhand muss das pferd nämlich nicht nur die richtige muskulatur entwickelt haben,
es muss vor allem auch im gleichgewicht sein.
ohne gleichgewicht zwischen vorhand und hinterhand geht nämlich nichts (gut).

genau da aber kommt der mensch ins spiel:
wir sitzen im sattel genau am übergang zwischen vorne und hinten.
wenn da der reiterliche sitz oder aber die passform des sattels nicht wirklich gut sind,
blockieren wir die verbindung zwischen vorne und hinten
und schon wird es mühsam mit gleichgewicht und aktivierung der hinterhand.

ist das pferd wiederum noch nicht ausgebildet
(oder aber schon verritten)
und daher viel auf der vorhand unterwegs,
fällt es ungleich schwerer, es unter dem sattel ins gleichgewicht zu bekommen
(wenn man nicht wirklich brillant reitet und einen sehr geschmeidigen körper hat)
als vom boden aus.

daher ab auf den boden und erst mal die hinterhand aktivieren.

wie wir das an der longe genau machen können,
dazu gibt es demnächst konkrete tipps im fachwebinar „gymnastizierung an der longe“. 

doch gleich hier sind mal drei simple tipps für eine aktivere hinterhand:

1. stangenarbeit

gern wird zur aktivierung der hinterhand die stangenarbeit empfohlen.
die hat auch durchaus ihren sinn –
wenn auch mehr koordination, takt und schrittlänge geschult werden  als die hinterhand direkt.

die stangenarbeit hat vor allem einen indirekten nutzen:
sie trainiert die bauchmuskulatur,
die wiederum eine voraussetzung dafür ist,
dass das pferd den rücken aufwölben und überhaupt die hinterhand aktiv untersetzen kann.

besser als einzelne stangen am longierzirkel sind dazu kombinationen.
also lieber 5 oder 6 stangen hintereinander auflegen
(für weniger geschulte pferde auf der geraden, nicht am zirkel!)
und das pferd darübersteigen oder -traben lassen.

achtung: das ist anstrengend für die mikromuskulatur und kann rasch ermüden
oder sogar muskelkater verursachen.
also nicht übertreiben und darauf achten, dass das pferd mit freude bei der sache ist.

2. rückwärts richten

beim rückwärtsrichten muss das pferd seine hinterhand gut setzen
und vermehrt gewicht aufnehmen. gut so, das wollen wir!

allerdings gilt das nur, wenn das rückwärts richten richtig gemacht wird:
also ohne hochgerissenen kopf und weggedrückten rücken.

wichtig ist, dass das pferd eine tiefe kopfhaltung (wie in dehnungshaltung beim reiten) hat
und auch die rückwärtsbewegung über den rücken ausführt.

wie man das an sich bei pferden nicht so beliebte
(und vom menschen oft schlampig aufgebaute) rückwärtsgehen gut aufbaut,
haben wir hier schon mal beschrieben.

3. bergauf und bergab

eine gute möglichkeit, die hinterhand zu trainieren, bieten steigungen –
entweder im gelände oder vielleicht sogar eine koppel, die man dafür nutzen darf.

beim bergaufgehen setzen die pferde meist ganz von selber die hinterhand aktiv ein
und schieben damit ordentlich an.
anders sieht da aus beim bergabgehen:
da fallen sie nur zu gerne auf die vorhand – was wir gerade nicht haben wollen.

den großen unterschied macht hier das tempo aus:
je langsamer man das pferd bergab gehen lässt
und je genauer man darauf achtet, dass es im gleichgewicht bleibt,
desto mehr muss es auch bergab die hinterhand nutzen.

also bloss nicht hasten, sondern lieber in zeitlupe bergab
(und gern auch langsam bergauf, das lässt auch die muskeln ordentlich arbeiten).

eine aktive hinterhand ist fürs reiten und für die gesundheit des pferdes so ausschlaggebend,
dass eigentlich jede trainingseinheit und jeder ritt dafür genutzt werden sollte,
zumindest auf  eine aktive hinterhand zu achten, wenn nicht sogar sie weiter zu stärken.

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