das verladetraining zählt meist zu den größeren herausforderungen im leben mit dem pferd.
ausgenommen natürlich, man packt das pferd sowieso häufig in den hänger und es ist alles gewohnt.
für die meisten aber ist das verladen eine sache,
die man nur sehr selten braucht – und entweder auf die lange bank schiebt,
auf das beste dabei hofft oder aber mangels verfügbarem hänger fürs üben nicht trainiert.
steigt das pferd dann nicht gleich ein,
kommt der moment des „verladetrainings“.
der experte wird gerufen und es gilt als bewundernswerter erfolg,
wenn das widerstrebende pferd dann nach zwei oder drei stunden endlich im hänger steht.
doch was ist danach?
und hat das pferd nun gelernt, problemlos in den hänger zu steigen?
in den meisten fällen nicht.
verladetraining sollte genau das sein, was der name sagt: training.
so wie keiner vom pferd einen fliegenden galoppwechsel ohne vorbereitung
und ohne längeres training erwarten würde,
kann man auch beim verladentraining nicht davon ausgehen,
dass sich das in einem nachmittag machen lässt.
folgende kardinalfehler gilt es bei diesem training zu vermeiden:
1. eile
verladentraining braucht zeit.
das pferd muss in einen unangenehm engen und dunklen raum gehen,
über eine schmale rampe, die unter den hufen ungewohnt dröhnt.
das verlangt man schon was vom pferd.
natürlich kann es in einer hauruck-aktion gelingen,
das pferd in ein oder zwei stunden irgendwie (und notfalls mit sedierung in letzter minute) in den hänger zu kriegen,
doch wie wird es dann wohl beim nächsten mal auf den hänger reagieren?
sicher nicht freudig!
ungleich vernünftiger ist es, dass pferd dazu zu bekommen, dass es freiwillig einsteigt.
dazu gewöhnt man es erst mal an den hänger,
geht mit ihm zum hänger hin und wieder weg,
mal läuft man rundum, man bleibt man davor stehen,
mal lässt man’s daneben grasen.
solange, bis es sich mit dem hänger von außern wohlfühlt.
dann erst geht’s weiter mit erst mal einen huf auf die rampe stellen,
wieder weg und ein weiteres mal,
solange, bis das pferd von sich aus zwei hufe auf der rampe hat.
ganz so, als wär das ein neues geschicklichkeitsspiel.
genauso, wie man ihm beigebracht hat, über eine stange zu steigen,
über eine plane zu läufen oder ähnliches.
schrittweise übt man das weiter, bis das ganze pferd im hänger steht.
und ganz gelassen wieder retour raus schiebt.
das ist ein nicht unwesentlicher teil des verladetrainings:
das pferd geht mit der situation so gelassen um,
dass auch das rückwärts aus dem hänger wieder aussteigen kein thema ist.
2. druck
druck ist in der pferdeausbildung immer nachteilig.
im verladetraining aber besonders.
man bringt das pferd mit druck einerseits in (etwas) stress –
in einer situation, wo ihm der hänger eh schon stress macht.
je gestresster das pferd ist, desto weniger willens ist es,
in ein „finsteres loch“ zu gehen.
es versucht vielmehr, dem druck auszuweichen
und sich in sicherheit zu bringen.
wenn es nur irgendwie kann, ist das außerhalb des hängers.
man kann natürlich versuchen, ihm keinen anderen weg als den in den hänger zu lassen.
(und wer das mal versucht hat, weiß, wie schwierig das ist
und dass manche pferde dabei fast panisch werden).
da riskiert man allerdings, dass das pferd kaum drinnen auch gleich wieder rausschießt.
gänzlich unmöglich wird das verladen, wenn der druck (auch) von vorne kommt.
wenn man versucht, das pferd am strick in den hänger zu ziehen,
steht man ihm erstens im weg und es hat kaum platz zum einsteigen.
zweitens aber aktiviert das ziehen am kopf die gegenreaktion des pferdes:
es zieht dagegen und nach hinten – also wieder raus aus dem hänger.
wieder nichts.
3. falsches lob
wenn druck nichts bringt, dann doch besser gut zureden und mit futter locken, oder?
positive bestätigung von erwünschtem verhalten wäre jedenfalls richtig,
egal ob mit lob oder leckerchen.
vorausgesetzt es handelt sich um bestätigung für erwünschtes verhalten.
wenn das aufmunternde gute zureden immer genau in dem moment kommt,
wo das pferd wieder zurückweicht oder seitlich von der rampe steigt
oder sich sonstwie dem verladen entzieht,
dann bestätigt man gerade das unerwünschte verhalten.
dem pferd die karotte oder den futtereimer vor die nase zu halten,
um es zum einsteigen zu bewegen, ist ebenfalls keine bestätigung.
es ist ein lockmittel.
das kann hilfreich sein, wenn es dem pferd den anreiz gibt,
sich das letzte kleine stückchen zu überwinden und einzusteigen.
taucht das futter jedesmal dann aus, wenn das pferd sich entzieht,
wäre es wieder belohnung fürs falsche.
und nutzt man die futtergier mancher pferde,
um es in den immer noch gefürchteten hänger zu bringen,
dann schießt es danach sofort wieder raus.
erst muss sich das pferd mit dem hänger wohlfühlen,
dann erst kann man futter als lockmittel an die rampe oder in den hänger stellen.
fazit
vernünftiges verladetraining braucht zeit.
das pferd muss sich an den hänger und die rampe in aller ruhe gewöhnen können
und soll freiwillig einsteigen.
es soll nicht die erfahrung machen:
kaum bin ich mal drinnen, geht die klappe zu,
ich bin gefangen und lande irgendwo in einer fremden welt
(womöglich ohne rückkehr in den heimatlichen stall).
das verladen muss also rechtzeitig angefangen werden,
ohne jeden äußeren anlasse und mit genügend geduld und spaß am üben.
dann klappt es auch, wenn das pferd mal wirklich transportiert werden muss.