für viele lektionen unter dem sattel, an der longe und selbst in der freiarbeit muss sich das pferd korrekt biegen,
damit es sich biomechanisch sinnvoll und in balance bewegen kann.
gemeint ist damit, dass das pferd imstande ist, mit seinem körper vom kopf bis zum schweif einen gleichmäßigen bogen zu bilden
und so kurven und kreislinien zu bewältigen.
als mensch im sattel merkt man eine gute biegung daran,
dass sich das pferd leicht in beide richtungen in kurven führen lässt und dabei eine korrekte stellung behält.
gibt’s probleme mit der biegung auf einer seite oder gar beiden,
fallen die kurven schwer, das pferd ist steif in der schulter und „fällt“ über die schulter
und die hinterhand tritt nicht richtig unter.
kein feines reiten.
ursachen
die biegung kann aus mehrere gründen ein problem sein.
einen teil des problems bringt das pferd bereits mit.
1. natürliche schiefe
jedes pferd hat eine „natürliche schiefe“,
die dazu führt, dass es sich auf einer seite besser biegen kann als auf der anderen.
schlicht, weil kein lebewesen perfekt symmetrisch ist.
gemutmaßt wird auch, dass die natürliche schiefe auf die haltung des fötus im mutterleib zurückzuführen sei.
2. einseitige belastungen
der zweite teil der probleme mit der biegung entsteht im lauf des weiteren lebens
und vor allem im lauf des führens und trainings des pferdes.
wird ein pferd immer nur von einer seite geführt,
wird dabei öfter mal (vom pferd oder vom menschen) am führstrick gezogen,
dann führt das zu einem dagegenstemmen im schulterbereich,
das pferd macht sich dort fest und die biegung wird schwerer.
das selbe passiert, wenn der mensch immer nur von einer seite
und mit zuviel druck im steigbügel von einer seite aufsitzt.
das pferd muss sich dann dagegen stemmen, um das gleichgewicht nicht zu verlieren,
und macht auf dieser seite zunehmend die schulter fest.
3. mangelnde hinterhand
um sich korrekt biegen zu können, muss das pferd im gleichgewicht sein.
und zwar sowohl zwischen links und rechts
als auch zwischen vorne und hinten.
fehlen kraft und schub aus der hinterhand,
landet zuviel gewicht auf der vorhand,
das pferd macht sich in der schulter fest (unter anderem).
es hat dann nicht mehr die nötige bewegungsfreiheit, um eine korrekte biegung einzunehmen.
4. körperliche probleme
kommen dazu (und über weite strecken als ergebnis davon) einschränkungen im bewegungsapparat,
dann ist eine korrekte biegung schlichtweg nicht mehr möglich.
dazu zählen vor allem chronische verspannungen, rückenprobleme und schmerzen.
so kann zum beispiel spat im rechten hinterbein zu einer schonhaltung
und zu entsprechender überlastung im linken vorderbein führen,
die das pferd daran hindern, sich linksrum noch gut biegen zu können.
lösungsansätze
bevor man ein gezieltes training für verbesserte biegung angeht,
müssen in jedem fall körperliche themen überprüft und ggfs. therapiert werden.
neben dem tierarzt können dabei physiotherapeuten, chiropraktiker oder diverse massage-methoden gute dienste leisten.
1. körperliche probleme
erst wenn abgeklärt ist, dass keine gesundheitlichen probleme das pferd blockieren,
kann ein sinnvolles training angegangen werden –
das allerdings in aller regel davon profitieren wird,
wenn parallel verspannungen in den diversen körperpartien gelöst werden.
bitte nicht vergessen, dabei auch den sitz des sattels genau zu überprüfen!
wenn der sattel die bewegungsfreiheit der schulter blockiert,
wirkt sich das auch auf die hinterhand und natürlich auf die biegung aus.
2. trainingsmaßnahmen
will man die biegung durch gezieltes training angehen,
dann sollte man paradoxerweise nicht mit biegungsübungen anfangen.
zuerst gilt: hinterhand stärken, balance verbessern.
es sind die voraussetzungen, die das pferd für biegung braucht.
es endlos auf der „schlechten“ seite im kleinen zirkel zu longieren,
bringt für die biegung gar nichts, solange hinterhandaktion und balance nicht da sind.
im gegenteil, das führt nur zu noch mehr imbalance und verspannungen.
stattdessen ist ein vielfältiges training gefragt,
bei dem häufige richtungswechsel, viele kurven und zirkel dafür sorgen,
dass das pferd ins gleichgewicht kommt, die hinterhand stärkt,
die schultern frei bekommt und sich dann besser biegen kann.
dabei darf man sich keine wunder über nacht erwarten.
die fehlhaltungen und verspannungen haben sich über monate, wenn nicht jahre aufgebaut.
der körper braucht nun zeit, die verkürzte muskulatur auf der „guten“ seite zu dehnen und zu lockern,
damit die biegung auf der „schlechten“ seite besser gelingen kann.
also geduld und nichts erzwingen oder überlasten.
3. faktor mensch
sinnvolles training macht vor dem menschen nicht halt.
vom boden aus heißt das:
von beiden seiten führen.
von beiden seiten aufsitzen.
und zwar gleich oft, um einseitige belastungen zu vermeiden.
im sattel heißt das: sitz und körperhaltung des reiters überprüfen.
auch der mensch ist nicht perfekt symmetrisch und hat seine verspannungen und fehlhaltungen,
die er dem pferd auf den rücken packt.
manchmal kommen die biegungsprobleme maßgeblich durch einen schiefen sitz des reiters
in kombination mit verkehrter hilfengebung und einseitigem training zustande.
daher sollten bei biegungsproblemen immer auf der mensch und der reitersitz überprüft werden.
warnsignal
probleme mit der biegung sind keine „widersetzlichkeit“ des pferdes,
sondern immer ein hinweis darauf, dass irgendwas nicht passt.
im interesse der gesunderhaltung des pferdes sollte man daher möglichst früh überprüfen,
was die ursachen sind – und die können komplex sein – und sie dann gezielt angehen.
so erspart man sich viel kummer und tierarztkosten später
und viel plackerei beim reiten, wenn sich kurven nicht fein reiten lassen.