brauchen pferde überhaupt geistige auslastung oder haben sie nicht ohnehin – wie der volksmund sagt – zwar einen großen kopf aber ein kleines gehirn?
was für eine üble nachrede!
kein dummes pferd würde in freier wildbahn lang überleben. pferde haben sich (und ihre denkfähigkeiten) aber auch beachtlich ans zusammenleben mit dem menschen angepasst.
du kennst ja vermutlich die geschichte vom „klugen hans“, dem pferd das rechnen konnte. dem musste man nur eine rechenaufgabe stellen und dann gab er die antwort, in dem er so oft mit dem huf auf den boden klopfte, bis er bei der richtigen zahl angelangt war.
allerdings nur, wenn der mensch vor ihm die richtige antwort kannte!
es stellt sich nämlich raus, dass hans das pferd „nur“ den menschen genau beobachtete und so lange klopfte, bis er an den für uns menschen praktisch unsichtbaren winzige veränderungen der mimik seines gegenübers merkte, dass er bei der richtigen zahl angelangt war und dann hörte er auf.
dann galt er plötzlich nicht mehr als klug.
aber hallo??!!
ein pferd, das von sich aus (!) rausgefunden hat, dass es bis zur richtigen antwort klopfen muss und genau genug beobachten kann, was ein menschliches pokerface dann doch noch an hinweisen verrät?
ich halt das für ziemlich klug.
und dein pferd?
es muss nicht rechnen können, um klug zu sein.
aber denken kann es garantiert!
(die frage ist immer nur, wieviel es davon preisgibt.)
bloß: wieviel kriegt es zu denken?
wenn es in einer großen herde auf riesigen koppeln lebt und du mit ihm jeden tag unterschiedliche aufgaben und tricks übst und häufig neue wege im gelände oder überhaupt neue gegenden erkundest, dann kriegt es sicher genug zu denken und zu verarbeiten.
aber wer kann das seinem pferd schon bieten?
wenn dein pferd viele stunden des tages in einer box steht, grad mal mit 2 oder 3 anderen auf eine kleine koppel kommt und du selber auch nur 1 oder 2 mal die woche zum pferd kannst und dann gemütlich eure gewohnte runde ausreiten gehen magst, dann hält sich die geistige auslastung ziemlich in grenzen…
dann könnte dein pferd sich über mehr aufgaben für seine grauen zellen durchaus freuen.
denksport für pferde
mit denksport meine ich jetzt mal alles, wo das pferd was neues verstehen und lernen muss bzw. wo kognitive fähigkeiten gefragt sind.
also dinge, wie objekte erkennen oder manipulieren, farben oder formen unterscheiden oder einfach rausfinden, was denn der mensch bei einem neuen trick nun eigentlich möchte.
folgende fähigkeiten haben pferde in forschungsprojekten bereits bewiesen:
- verständnis von objekten:
wenn du einen eimer an einem seil hinter einer absperrung verschwinden lässt, dann weiss dein pferd, dass der nicht wirklich verschwunden ist, sondern natürlich weiterexistiert. und geht ihn suchen, wenn du es freigibst (und es sich was essbares im eimer erwartet). die fähigkeit nennt man übrigens verständnis von objektpermanenz. - objektmanipulation durch lernen am erfolg
pferde können lernen, durch reifen zu steigen, auf wippen zu balancieren, aus flaschen zu „trinken“, fußball zu spielen und vieles mehr. wer sich mal mit clicker-training beim pferd beschäftigt hat, weiss, dass die möglichkeiten fast endlos sind.
(aber achtung beim ausprobieren: frag dich vorher lieber, ob du wirklich möchtest, dass das pferd das dann womöglich auch unaufgefordert tut!) - unterscheiden von farben oder formen
pferde können recht leicht lernen, farben auseinanderzuhalten (zumindest jene, die sie sehen können, also blau, gelb oder weiss) oder bei formen größer und kleiner zu unterscheiden. zum beispiel von zwei hergezeigten kreisen immer den kleineren anzustupsen. (das bedeutet dann bereits eine recht abstrakte fähigkeit, nämlich ein verständnis von kategorien)
jetzt fragt sich bloß: wie kriegt dein pferd die richtige geistige auslastung?
tja, immer mal was neues ist die beste und einfachste devise.
und dann: denkspiele fürs pferd aufspüren!
denksport soll jedenfalls spaß machen.
es ist also wichtig, nicht zu ehrgeizig werden und das auszuwählen, was dem pferd auch wirklich spaß macht.
schließlich soll der denksport dem pferd eine artgemäße auslastung für seine denkfähigkeiten zu bieten und unterforderung und langeweile hintan halten.
schlaue, ausgelastete pferde sind übrigens auch gelassene und zufriedene zeitgenossen. ein grund mehr, ihrem kopf was zu tun zu geben…