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by brigid

September 20, 2020

online hundeschule

das zusammenleben mit anderen wird eindeutig leichter, wenn der hund gute manieren hat.
darunter darf man sich bloß nichts verkehrtes vorstellen.

die rede ist nämlich nicht von kadavergehorsam und einem hund,
der immer nur aus seinem platz liegt und wartet, dass ihm was erlaubt wird,
oder der immer schön brav direkt neben dem bein seines menschen läuft
und keine falsche bewegung macht.
das hat mit manieren nichts zu tun, das wäre blanke quälerei.

gemeint ist damit vielmehr zweierlei:
erstens der konfliktvermeidenden umgang von hunden untereinander
(zu guten manieren gegenüber anderen hunden schreib ich nächste woche mehr,
am besten gleich den blog abonnieren, damit du den artikel nicht verpasst).

zweitens verstehen wir darunter das höfliche verhalten des hundes sämtlichen arten von menschen gegenüber
(das diese hoffentlich erwidern! das ist dann aber nochmal eine eigene geschichte,
ein paar benimmregeln für menschen hab ich hier schon mal beschrieben).

das höfliche hundewesen

dem hund sind eine ganze reihe von höflichkeitsregeln ja bereits in die wiege gelegt.
hunde sind ja sehr soziale tiere
sie leben in (unterschiedlich gestalteten) gruppen und sind dabei darauf angewiesen,
den sozialen frieden in der gruppe zu wahren.

denn sie sind ja gleichzeitig schwer bewaffnet und können einander ernsthaft verletzen.
wenn da jede missstimmung oder gereiztheit gleich zu einem konflikt führen würde,
wäre das mit enormen kosten für das überleben des individuums, der gruppe und letztlich der art verbunden.

hunde haben daher ein umfangreiches repertoire an verhaltensweisen entwickelt,
wie sie friedlich miteinander umgehen, wie sie konflikte vermeiden oder deeskalieren.
sie haben begrüßungsrituale und spielgesten, beschwichtigungsverhalten und konfliktvermeidungsstrategien.
salopp könnte man das durchaus aus „gute manieren“ im umgang miteinander bezeichnen.

bei frei lebenden hundeverbänden oder hunden aus dem tierschutz, die direkt aus streunerpopulationen stammen,
kann man das oft sehen: die hunde untereinander kommen in der regel wunderbar miteinander aus
und es geht alles erstaunlich ruhig ab.

wenn hunde auf den menschen sozialisiert sind, akzeptieren sie den als mitglied ihrer gruppe.
(auch wenn sie natürlich wissen und im alltag schnell mitkriegen, dass das ein mensch und kein hund ist).
die selben regeln des sozialverhaltens gelten daher auch dem menschen gegenüber:
also gute manieren, höfliche annäherung und konfliktvermeidung zur erhaltung des sozialen friedens.

warum sieht die realität in unseren straßen und haushalten dann so anders aus?
da treffen wir serienweise auf hunde, die zwar sehr menschenfreundlich sind,
aber kein benehmen haben: sie springen hoch am menschen, sie wuseln sich ran,
sie bellen den menschen fordern an, scharren mit der vorderpfote an ihm,
stellen laufenden kindern nach oder setzen dem nächsten radfahrer hinterher.

was ist da los?

eine frage der grunderziehung

diese hunde sind keineswegs aus der art geschlagen.
sie haben keinen „unhöflichkeits“-defekt
und schon gar nicht hat das irgendwas mit respektlosigkeit oder rangordnung zu tun.

wenn der hund sich unhöflich, ungestüm und distanzlos verhält,
dann hat das genau zwei ursachen:

erstens: der hund hat es nicht anders gelernt!
mehr noch: es ist ihm so beigebracht worden.
er denkt, das gehört sich so oder ist zumindest ok.

das passiert meist dann, wenn man einerseits verhalten ungewollt mit aufmerksamkeit im falschen moment bestätigt.
und vor allem dann, wenn der hund einfach nie solide grundlagen erlernt hat,
wie man sich ruhig und gelassen benimmt.
das ist nämlich eine frage des erlernens und dann des übens!

gelassenheitstraining ist – genauso wie aufmerksamkeitstraining – eine der am häufigsten vernachlässigten übungen der hundeerziehung.
dabei bekommt der hund nur dadurch die grundlagen, die er fürs reibungslose zusammenleben im alltag braucht.
im übrigen sollten auch sämtliche anderen grundübungen so aufgebaut sein,
dass der hund mit der nötigen ruhe und einem klaren kopf ans werk geht.
(daher am besten eine solide alltagserziehung mit deinem hund aufbauen, dazu gibt’s das neue programm „hunde basics“)

online hundeschule

mit jeder übung lernt der hund ja immer auch verhaltensstrategien mit.
und einer der häufigsten fehler im hundetraining besteht darin,
dass aufregung mit in die übung hineintrainiert wird.
dann verbindet der hund klarerweise den menschen und die interaktion mit ihm mit etwas grundsätzlich aufregenden,
vielleicht lernt er vom menschen auch gleich noch distanzlosigkeit mit (weil der mensch sich so verhält),
und dann soll er impulskontrolle und gute manieren bei begegnungen an den tag legen?
woher denn nehmen?

vor allem, wenn grund zwei fürs schlechte benehmen dazu kommt:
aufregung und stress.

das ist für praktisch jeden hund ein thema,
zumindest in bestimmten lebensphasen.

ein hund, der einen zu hohen erregungspegel hat, kann aber nicht höflich bleiben:
ruhig sitzen beim begrüßen, besucher entspannt willkommen heißen
oder unterwegs gelassen an anderen menschen, kleinen kindenr, radfahrern & co vorbeigehen,
das erfordert alles impulskontrolle und innere ruhe.
die hat der hund im stress aber beide nicht (oder nur sehr begrenzt) verfügbar.

stressabbau und gelassenheitstraining sind daher wichtige voraussetzungen dafür,
dass der hund gute manieren an den tag legen kann.
und daher gehört beides auch in die grunderziehung des hundes dazu!

wenn du einen hund hast, der sich noch nicht in allen alltagssituationen gesittet benimmt,
dann schau erst mal, dass er überhaupt eine chance dazu hat:
bring ihm bei, was er richtigerweise tun soll, und achte darauf, dass er die dafür nötige gelassenheit hat.

du wirst sehen: jeder hund will liebeer höflich sein, wenn man ihn nur lässt.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.