auf die frage, wie lange ein hund alleine bleiben kann, gibt es eine klare antwort:
das kommt drauf an!
hunde sind sehr sozial lebende tiere und daher nicht zum alleinsein geboren.
mehr noch: durch die co-evolution mit dem menschen und die jahrtausende lange gemeinsame geschichte
gehen hunde eine enge verbindung mit dem menschen ein,
vergleichbar in etwa mit der bindung zwischen eltern und kindern.
zu seinem bindungsmenschen sucht der hund daher die nähe,
oft sogar mehr als zu vertrauten artgenossen.
einen hund auf den menschen zu sozialisieren
und ihn dann mit marginalem menschenkontakt irgendwo abseits im zwinger zu halten, grenzt daher an tierquälerei.
das heißt nun nicht, dass der hund 24 stunden des tages mit seinem menschen zusammen sein muss.
die allermeisten hunde verkraften es problemlos, mal kurze zeit von ihrem menschen getrennt zu sein.
wie lange diese „kurze zeit“ dauern kann oder darf, variiert ganz stark
und hängt im wesentlichen von drei faktoren ab:
1. wesen des hundes
es gibt große individuelle unterschiede zwischen hunden,
die sich auch bei der frage alleinbleiben bemerkbar machen.
manche verbringen täglich mehrere stunden alleine zu hause und sind dabei ganz entspannt,
andere sind schon nach einigen minuten alleine gestresst.
ein wesentliches kriterium ist dabei die sicherheit des hundes.
also erstens, wie sicher oder unsicher er im leben steht.
je unsicherer und potentiell ängstlicher ein hund ist, desto schwerer fällt ihm das alleinbleiben.
was klar ist, denn die soziale bindung zum anderen gibt sicherheit,
die ein unsicherer hund viel dringender braucht als ein souveräner und eigenständiger vierbeiner.
der zweite aspekt der sicherheit ist das sicherheitsgefühl des hundes.
auch ein generell sicherer hund kann sich in fremden situationen oder unter bestimmten unständen unsicher fühlen
und hat dann mehr schwierigkeiten mit dem allein bleiben.
vor allem, wenn er womöglich aus anderen gründen auch grad mehr gefordert ist.
2. aktuelle verfassung
einem hund, der sich aufgrund von schmerzen oder einer erkrankung nicht wohl fühlt,
oder einer, der einen erhöhten stresspegel hat, fällt das allein bleiben viel schwerer,
als es sonst oder früher war.
bei älteren hunden kann man das gut beobachten,
dass sie manchmal im hohen alter nicht mehr ganz so unproblematisch allein bleiben,
wie vielleicht all die jahre davor.
eine zentrale rolle spielt in jedem lebensalter die stressbelastung.
denn stress macht immer (unter anderem) emotionaler.
da gerät das alleinbleiben leichter mal zur belastung als in entspannten zuständen.
und erzeugt dann selber zusätzlichen stress,
weil der hund dann anlehnungsbedürftiger wäre, aber keinen sozialen rückhalt findet,
wenn er (auch nur die gewohnten phasen) allein bleiben muss.
3. erfahrungen mit alleinbleiben
schließlich ist entscheidend, welche erfahrungen der hund mit alleinbleiben
und auch mit trennungen gesammelt hat.
hunde, die bereits enge bezugspersonen verloren haben, womöglich mehrmals,
werden dadurch manchmal deutlich anhänglicher –
ganz als müssten sie aufpasssen, dass ihnen ihr neuer mensch nicht auch wieder abhanden kommt.
hunde, die das alleinbleiben mit negativen empfindungen und überforderung abgespeichert haben,
weil sie zu früh, zu lange und/oder zu oft alleine gelassen wurden,
sind beim alleinbleiben viel angespannter und gestresster als andere
und schaffen es daher auch nicht so gut.
und dann gibt es noch die hunde, die in einer kritischen phase der welpenentwicklung
(nämlich in der 5. oder 6. lebenswoche) eine schlimme erfahrung mit alleinsein hatten,
oder die irgendwann danach in ihrem leben ein traumatisches erlebnis hatten,
während sie grade alleine waren und das damit verknüpfen.
sie entwickeln nur allzu leicht echte trennungsangst
und können dann gar nicht alleine sein, ohne stundenlang zu bellen oder die wohnung zu zerstören.
sie brauchen in jedem fall eine fachkundige unterstützung, um diese große angst wieder ablegen zu können
(ein kurzer abriss darüber ist im fach-webinar „trennungsangst beim hund“ zu finden).
behutsam aufbauen
wichtig ist jedenfalls, dass der hund ans alleine bleiben langsam und behutsam gewöhnt wird.
und zwar egal, ob ein neuer welpe ins haus kommt oder ein erwachsener hund.
auch der erwachsene hund steckt dann gerade in einer schwierigen lebensphase,
hat noch wenig sicherheit, dafür aber viel stress und braucht in seinen ersten wochen die neuen menschen mehr als sonst.
was bei aller guten gewöhnung trotzdem nicht klappt:
den hund jeden tag 8 bis 12 stunden alleine lassen, an 5 oder 6 tagen die woche
und glauben, dass der damit noch ein gutes leben hat.