jeder mensch mit einem jagenden hund im haus wird beim wort „rückruf“ nur milde lächeln.
oder frustriert den kopf schütteln.
denn einfach ein bisschen rückruf üben, wie das beim durchschnittlichen hund reicht,
bringt einen bei den jagenden gesellen nicht sehr weit.
klar, im normalen leben hören sie auf den rückruf so gut wie jeder andere hund auch.
vorausgesetzt natürlich, er wurde gut aufgebaut und geübt.
doch kaum sieht der sicht-jäger eine bewegung am horizont
oder hat der spur-jäger eine frische witterung in der nase,
reagiert er nicht mehr und macht sich vom acker.
da kann man sich die seele aus dem leib schreien
(was die sache nicht besser macht, im gegenteil)
und den rückruf noch so gut geübt haben.
die jagdlust ist stärker.
der kommt man mit dem normalen rückruftraining alleine nicht bei.
überhaupt braucht man für ein vernünftiges anti-jagd-training mehr elemente als nur den rückruf.
was das alles ist, verrate ich demnächst beim webinar „wenn der hund durchstartet“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst (kostenlos):
ist rufen völlig sinnlos?
man kann allerdings auch mit dem rückruf alleine einiges erreichen.
vor allem dann, wenn der hund kein ausgeprägtes jagdfieber mitbringt.
überhaupt gilt es erst mal zu klären:
jagt der hund oder hetzt er „nur“.
viele hunde werden von der schnellen bewegung eines weglaufenden tieres getriggert,
haben aber keine wirklichen jagdambitionen.
was genau der unterschied zwischen jagen und hetzen ist, ist hier nachzulesen.
hat man einen hund, der „nur“ hetzt (was mühsam genug sein kann)
oder der zwar jagdliches interesse hat, aber nur mäßig ausgeprägt,
dann hat man beim rückruf eine chance.
unter bestimmten voraussetzungen.
einfach nur so rufen bringt sicher nichts
und nutzt den rückruf nur weiter aben.
hier sind drei tipps, was beim rückruftraining für jagende hunde besonders zu beachten ist.
1. solider aufbau
der rückruf muss bei einem jagenden hund wesentlich gründlicher und genauer aufgebaut werden.
da sollte einem vor allem nicht der fehler passieren,
dass man den hund mal vergeblich oder gar mehrfach ruft.
der hund darf nicht lernen, dass er nur manchmal zu kommen braucht, aber nicht immer
(was ja die folge von trainingsfehlern ist).
denn dann denkt er klarerweise gar nicht mehr ans kommen, wenn hase oder reh wegrennen.
der rückruf muss außerdem auch unter hoher ablenkung geübt worden sein.
vor allem bewegungsreize müssen extra trainiert werden –
schließlich geht es ja später darum, dass der hund trotz bewegung eines tieres noch kommt.
das training darf sich überdies nicht auf neutrale gegenden beschränken,
sondern muss auch im wildreichen gelände gemacht werden.
am besten klappt das, wenn man anfangs mit schleppleine arbeitet.
wichtig dabei: eine ausreichende lange schleppe und den hund rufen,
lange bevor er das ende erreicht hat.
er soll ja auf den rückruf reagieren
und nicht auf die tatsache, dass es ohnehin nicht weitergeht,
weil die leine zu ende ist.
erst wenn das wirklich gut funktioniert,
kann man die schleppe auch mal schleppen lassen
und das training mit etwas (!) größerem radius fortsetzen.
2. richtiges timing
es gibt genau drei momente,
in denen man beim jagenden hund eine chance hat,
dass er auf den rückruf prompt zum menschen kommt.
das ist erstens der moment, wenn er das wildtier oder die spur gerade eben entdeckt hat.
„orten“ heißt dieses element der jagd-sequenz
(mehr zur jagdsequenz dann im webinar „wenn der hund durchstartet“).
sieht man also den hund die nase recken und die luft prüfen,
die gegend scannen, womöglich mit angehobener pfote,
oder mit gespanntem körper die schnauze auf den boden kleben,
dann ist es höchste zeit:
wer im bruchteil der sekunde ruft, kann’s noch schaffen.
bei manchen hunden, die eher schwache jagdlust,
dafür aber sehr guten rückruf haben,
hat man in einem zweiten moment auch noch eine chance:
auf den ersten drei metern,
wenn der hund also grade starten will.
manche lassen sich dann noch abrufen.
ist der hund mal im vollen lauf, kann man den rückruf ziemlich vergessen.
der hund ist gerade auf vollgas – im direkten wie im übertragenen sinn.
einerseits rennt er grade im höchsten tempo, was das umkehren nicht einfach macht,
andererseits ist der erregungspegel durch den adrenalinkick grade am höchsten
und dadurch das abrufen viel schwerer als sonst.
was ist also der dritte moment, wo der rückruf klappen kann?
jener augenblick, wo der hund entweder mitkriegt,
dass er die beute ohnehin nicht erwischt,
oder wenn sein individueller radius erreicht ist.
manche hunde entfernen sich ja selbst beim hetzen nie weiter als 200 oder 300 meter
und kehren dann um.
genau der moment, wo der hund sichtlich langsamer wird
und bereits ans umkehren denkt,
ist unsere dritte chance dafür, dass der rückruf klappt.
im zweifelsfall aber bitte zuwarten, bis der hund schon umdreht,
damit man sich den rückruf nicht kaputt macht.
3. spezieller rückruf
braucht man den rückruf im alltag relativ oft,
weil der hund zum beispiel viel im freilauf ist
und sich gern weiter entfernt,
dann nutzt der rückruf sich leider ab
(hier ein video zum phänomen abnutzung)
und ist nicht mehr so spannend, wie man’s bräuchte,
wenn eine jagdliche motivation auftaucht.
die sache lebt ja davon,
dass der rückruf begeisterung und die erwartung von etwas tollem im hund auslöst.
20 mal am tag tolles zu bieten und begeisterung auszulösen ist aber nicht so einfach
und vor allem bei weniger futtermotivierten hunden nicht durchzuhalten.
für viele hunde ist es daher sinnvoll,
neben dem „alltags“-rückruf noch ein anderes, spezielles signal aufzubauen,
einen „super rückruf“, den man maximal positiv auflädt
und dann sehr sparsam und nur für den ernstfall
(bzw. fürs auffrischungstraining danach) einsetzt.
damit hat man sogar bei jagdfreudigen hunden eine gute chance.
drum ist der super-rückruf auch bestandteil des anti-jagdtrainings.
doch mehr dazu denn demnächst im webinar „wenn der hund durchstartet“