du hast richtig gelesen: unsicherer durch erziehung.
nicht sicherer und gelassen, wie wir das doch mit der hundeerziehung eigentlich erreichen wollen.
nur allzu oft produzieren wir beim üben das gegenteil – nämlich einen hund, der unsicherer und verzagter wird.
dabei ist nicht die rede von furchtbaren hundeschulmethoden und strengem herumkommandieren,
sondern von der ganz normalen, netten hundeerziehung für den alltag.
denn auch die kann viel öfter als wir denken dazu beitragen, dass unsicherheit beim hund entsteht und wächst.
(mit dem gegenteil, nämlich der frage wie wir dem hund helfen können, sicherer zu werden, beschäftigen wir uns in wenigen tagen ausführlich im neuen webinar „sicherheit aufbauen, aber wie?“, für das du dir gleich hier deinen platz (kostenlos) reservieren kannst:
im wesentlichen sind es drei faktoren, die zur verunsicherung des hundes führen.
1. fehler
den allergrößten beitrag zur verunsicherung leistet unsere fehlerkultur.
wir sind darauf gepolt, erst dann aktiv zu werden, wenn der hund was falsch macht.
dann schreiten wir ein und korrigieren.
schließlich soll der hund ja begreifen, dass er xy nicht machen darf.
wir dürfen ihm nicht erlauben, mit dem verhalten durchzukommen, etc.
du kennst die gedankengänge ja…
die korrektur muss dabei gar nicht grob ausfallen, also keine scharfen leinenrucke, tritte oder schläge
(die sowieso alle tierschutzrelevant sind).
es reicht das normale nein, stopp oder sonstige formen, das verhalten zu unterbrechen.
denn weniger die art der (halbwegs freundlichen) korrektur ist das entscheidende,
sondern die tatsache, dass korrigiert wird.
aus perspektive des hundes heißt das ja immer:
ich hab was falsch gemacht, es ist verkehrt, mein mensch ist unzufrieden, ich krieg es nicht auf die reihe,….
passiert das einmal, stecken die meisten hunde das weg.
passiert das aber häufig oder ist das gar die hauptsächliche form der erziehung,
wächst beim hund die unsicherheit.
stell dir mal vor, du bewegst dich in einer fremden kultur und alles, was du immer wieder mal als feedback bekommst, ist:
„falsch, verkehrt, so geht das nicht“.
selbstvertrauen entsteht dann auch bei dir nicht!
2. überforderung
selbst wenn du kaum jemals bei deinem hund erst auf die fehler reagierst,
sondern hauptsächlich über die bestätigung von richtigem verhalten erziehst,
kann es geschehen, dass du mit der erziehung zur unsicherheit deines hundes beiträgst.
nämlich dann, wenn er mit den übungen oder aufgaben häufig überfordert ist.
überforderung heißt ja, es ist ihm – jedenfalls in diesem moment – zu schwer, zu anstrengend oder gar nicht möglich.
auch das hinterlässt beim hund das nagende gefühl von
„ich kann das nicht, ich krieg das nicht hin, ich kenn mich nicht aus….“
was alles seine sicherheit untergräbt.
dazu kommt, dass überforderung zusätzlich mit frust einhergeht,
damit zum stresspegel des hundes beiträgt und der wieder macht ihn anfälliger für emotionale reaktionen,
also schneller verunsichert.
bei sowieso schon vorsichtigen oder sehr sensiblen hunden merkt man das am deutlichsten:
scheitern sie auch nur einmal an einer neuen aufgabe (zum beispiel einem bodengerät oder einem denkspiel),
kippen sie schnell in meideverhalten und man sieht ihnen die unsicherheit sofort an.
häufige überforderung wirkt sich umso nachhaltiger aus.
bei allen hunden, nicht nur den ohnehin schon unsicheren.
3. druck
am massivsten führt sicher strafe dazu, dass der hund unsicherer wird.
absichtliche strafe im sinn von dem hund unangenehmes antun kommt hoffentlich bei dir nicht vor.
doch wie sieht es mit unabsichtlicher strafe oder einschüchterung aus?
uns ist oft nicht bewusst, dass wir beim üben ziemlichen druck aufbauen, den der hund natürlich unangenehm empfindet:
über unsere körpersprache und anspannung dem hund gegenüber
über unseren erwartungsdruck („na komm schon, das geht doch..“)
über unseren ehrgeiz bzw. den ärger oder die enttäuschung, wenn was nicht klappt.
über schlechte laune (die noch nicht mal was mit dem hund zu tun haben muss).
über das anfeuern und anspornen des hundes mit „fröhlicher“ stimme.
hunde nehmen etwas viel früher als druck war als uns bewusst ist und reagieren sehr sensibel darauf.
auch da gilt wieder: passiert es ganz selten mal, stecken sie’s weg.
ist der druck beim üben oft dabei oder gar regelmäßig, wird es schnell zu viel und schüchtert den hund ein oder verunsichert ihn.
ein genauer blick auf den eigenen hund lohnt sich also allemal.
schließlich sollen die nötige grunderziehung und die sonstigen übungen ja spaß machen und die beziehung fördern,
nicht zu unsicherheit beim hund führen.