in der hundeerziehung gibt es – leider immer noch – die absichtlich eingesetzten strafen.
und dann die unbeabsichtigte strafe, die einem passiert ohne es zu wollen oder zu wissen.
strafe bedeutet ja nichts anderes, als dem hund etwas unangenehmes zuzufügen.
damit ist nicht bloß gemeint, dass man das absichtlich zu erziehungszwecken tut.
wenn zum beispiel ein fehlverhalten des hundes mit anschreien, einem klaps oder dem werfen von trainings-discs oder ähnlichem quittiert wird.
was übrigens als erziehungsform höchst fragwürdig ist,
denn statt gewünschten lerneffekten erreicht man damit vor allem eine verunsicherung des hundes,
meideverhalten dem menschen gegenüber und eine gestörte basis für die erziehung.
strafe ist etwas auch dann, wenn der hund es als unangenehm empfindet und auf sich bezieht.
da hunde fast alles auf sich beziehen, was von ihrem menschen kommt,
läuft man daher recht leicht gefahr, den hund völlig unabsichtlich zu strafen.
was die selbe wirkung hat wie beabsichtigte strafe.
der hund macht keinen großen unterschied, warum da plötzlich unangenehmes auf ihn einströmt.
er erlebt das schlicht negativ oder gar erschreckend.
er meidet die quelle davon (den menschen)
und ist umso schneller verunsichert, je sensibler er ist.
gründe genug, sich einige beispiel anzuschauen, wo uns versehentliche strafe besonders schnell passiert.
1. verschwinden
da wäre als erstes der mensch zu nennen, der einfach verschwindet.
besonders in einer fremden oder aufregenden umgebung,
in der der hund den rückhalt von seiner bezugsperson braucht,
wirkt sich das verunsichernd oder beängstigend aus.
wir denken, dass wir ja doch nur schnell was aus dem auto holen
und den hund dazu gleich in der hundeschule oder im garten von freunden lassen.
der hund hat aber das gefühl, im stich gelassen und allein zurück zu bleiben.
die intensität variiert zwar je nach hund, doch wirklich angenehm erlebt das keiner.
selbst die scheinbar unbeeindruckten erleben dabei eine gewisse anspannng.
setzt man dieses „verschwinden“ absichtlich zur erziehung ein, wird es bedenklich.
vielerorts wird immer noch empfohlen,
schnell unbemerkt die richtung zu wechseln oder sich hinter einem baum zu verstecken,
damit der hund mehr aufmerksamkeit für den menschen lernt.
de facto ist das eine strafe für (reale oder vom menschen halt so erlebte) unaufmerksamkeit des hundes.
er passt danach nur deswegen besser auf,
weil er angst davor hat, wieder allein zurück gelassen zu werden.
positives aufmerksamkeitstraining sieht jedenfalls anders aus.
(wer mag, kann das übrigens kostenlos mit der „aufgepasst-challenge“ machen).
2. kopftätscheln
körpersprachlich sind wir menschen öfter mal grobe klötze dem hund gegenüber,
weil wir die feinheiten der kommunikation über körpersprache nicht so drauf haben
und unseren körper nicht immer so bewusst und gezielt bewegen.
was wir aber gut wahrnehmen und steuern können, sind unsere hände und was die tun.
und wenn die auf dem kopf des hundes landen und dort tätscheln,
klassischerweise begleitet von drüberbeugen und direktem anstarren des hundes,
empfindet das keiner als angenehm (wie hier ausführlicher beschrieben)
welche lektion nimmt da der hund mit,
wenn er zur begrüßung eines besuchers brav sitzt
und der beugt sich daraufhin über ihn und tätschelt ihn am kopf?
oder wenn er aufs rufen sofort herangelaufen kommt
und von seinem menschen neben einem netten wort oder einem kleinen keks
parallel mit kopftätscheln bedacht wird?
es hilft nichts, wenn wir es lieb meinen.
der hund empfindet das anders und überlegt sich in zukunft dann vielleicht,
dass er das begrüßen anders oder das herankommen zögerlicher macht.
3. ärger
die sicherste methode, dem hund eine übung zu vergällen und sich selber das training zu versauen, ist ärger.
je deutlicher wahrnehmbar und geäußert, desto mehr.
ein verärgerter mensch reagiert mit tonfall, körperhaltung und bewegung ganz anders auf den hund als ein entspannter.
was der natürlich hautnah mitbekommt.
den ärger bezieht er in aller regel direkt auf die übung,
entweder auf die aufgabe selber, auf den ort oder auf einen gegenstand, der damit verbunden ist.
die reaktion: da geht er nicht mehr hin, das macht er nicht mehr!
er wurde dafür ja schließlich mit ärger vom menschen gestraft.
beim aufbau von objektsuche oder dummytraining kann man sich da viel kaputt machen.
da reißt einem kurz der geduldsfaden,
weil der hund mit dummy oder suchobjekt rumspielt,
statt es korrekt aufzunehmen und abzugeben,
und schon rührt der hund das ding nicht mehr and und hält womöglich sogar ein paar meter abstand zum menschen.
ähnliches gilt klarerweise auch für andere übungen.
die wippe, von der der hund immer zu früh abspringt oder die decke, auf der er partout nicht lang genug sitzen bleiben mag
und und und….
da bleibt dann nur, zurück an den start und gegen die negativen auswirkungen der versehentlichen strafe angehen.
im umgang mit dem hund kommt es immer (!) auf die kleinigkeiten an.
unsere absichten zählen weniger als unsere handlungen, das muss uns bewusst sein.
ganz vermeiden kann wohl keiner eine versehentliche negative wirkung,
es sollte einem nur gleich auffallen und klar sein, wie das beim hund ankommt.
damit wir was wichtigwes dazulernen und der hund nichts verkehrtes.