es fängt so harmlos an in der hundeerziehung:
der hund lernt die signale für sitz oder platz,
für den rückruf oder das bleib,
was man am anfang eben so macht.
was uns in der regel weniger bewusst ist:
der hund lernt dabei sehr viel mehr als nur die bedeutung einzelner wörter
und welches verhalten der mensch damit vom hund erreichen will.
fehler und ihre folgen
mindestens so viel lernt er aus den fehlern, die wir dabei machen.
wenn wir zum langsam sind beim belohnen, im falschen moment rufen
oder das sitz-signal dreimal wiederholen.
mit recht weitreichenden folgen übrigens.
was zum beispiel aus fehlern beim simplen „sitz“ resultiert, wird im neuen video-trainingstipp behandelt (du kannst dir die video-tipps auch jede woche per mail schicken lassen, wenn du keines verpassen magst, einfach gleich hier bestellen (kostenlos):
3 nebenwirkungen
wir wollen uns hier aber mit drei anderen „nebenwirkungen“ beschäftigen,
die beim erlernen der wichtigsten signale in der grunderziehung auftreten können.
denn bei jedem lernen schwingen mehrere ebenen mit.
1. lernen über den menschen
in jeder interaktion zwischen hund und mensch lernen beide über den anderen,
über dessen verhalten und reaktionen – und was sie daher von ihm zu erwarten haben.
für den hund ist das üben dabei doppelt relevant:
denn erstens geht es dabei um die chance, sich leckerchen und anerkennung zu verdienen.
zweitens aber riskiert der hund dabei aber auch unzuriedenheit oder korrekturen.
ob der hund seinen menschen also jemanden erlebt,
der ihm rückhalt bietet,
der ihn unterstützt und nicht hängen lässt,
der ihm möglichkeit zum eigenständigen lernen einräumt
und von dem er sich gelassenheit und ruhe abschauen kann,
hängt davon ab, wie schon das „sitz“ oder „bleib“ einstudiert werden.
im ungünstigeren fall lern der hund:
wenn der mensch was von mir will (also signale einlernen oder später ausführen),
steigt die anspannung,
es gibt (nach)druck in der stimme und körperhaltung,
vielleicht sogar einschüchternde körpersprache,
und wenn der hund was falsch macht, genervte reaktionen oder ungeduld.
der hund kann daraus nur lernen:
wenn mein mensch was von mir will, wird’s eng.
ob er dann zu unsicherheit, meideverhalten oder aktivem widerstand neigt,
hängt vom naturell ab.
gut für die beziehung zwischen hund und mensch ist nicthts davon.
2. lernen übers lernen
das erlernen der ersten signale ist in der regel auch die erste lernerfahrung des hundes,
jedenfalls mit dem menschen gemeinsam und als bewusst gestaltete lernsituation.
(der hund lernt ja unabhängig von der erziehung die ganze zeit was über seine lebensumgebung).
im idealfall empfindet er dieses lernen als interessant, angenehm, anregend,
als ein positives,spielerisches lernen, das lust macht auf mehr.
die lernerfahrungen prägen häufig auch,
wie sich der hund künftig mit neuen anforderungen oder situationen auseinandersetzt:
ob er aufgeschlossen darauf zugeht und ausprobiert
und auch einen fehlschlag mal locker wegsteckt, ohne sich entmutigen zu lassen.
oder ob er zurückhaltend bis misstrauisch auf reagiert,
wenn er sich mit was neuem beschäftigen soll,
schnell verzagt aufgibt oder frustriert das handtuch wirft.
der grundstein für den umgang mit weiteren lernmomenten
wird schon mit den ersten signalen gelegt, die der hund erlernt.
nämlich wie er sie erlernt, in welcher stimmung und wie leicht oder schwer es ihm gemacht wird.
3. lernen über konsequenzen
schließlich zieht – wie auch sonst im leben – auch beim üben alles eine konsequenz hinter sich her.
eine belohnung, wenn man’s gut gemacht hat.
ein leer ausgehen, wenn es weniger gut ausgefallen ist.
das sind die offenkundigen konsequenzen.
allerdings nicht die einzigen.
der hund lernt auch anderes, zum beispiel:
dass es die selben konsequenzen hat, ob er aufs rufen sofort kommt oder erst irgendwann.
(in jedem fall ein leckerchen oder in keinem fall ein leckerchen).
dass es ohne konsequenzen bleibt, wenn er auf die aufforderung „sitz“ einfach weggeht.
dass es zu zusätzlicher ansprache vom menschen als konsequenz führt, wenn er aus dem „bleib“ aufsteht
(weil der mensch dann zurückkommt und wieder ein „sitz“ verlangt).
und so weiter…
oder eben die positiven varianten davon.
der hund zieht daraus seine schlussfolgerungen.
und zwar nicht nur für die eine übung, sondern für alle.
denn was – aus seiner sicht – beim rückruf funktioniert hat (zögerlich kommen),
probiert er als nächstes beim „platz“ aus – und siehe da: es funktioniert da auch.
der hund überträgt also das gelernte von einer übung auf andere
und bildet daraus seine strategien für den umgang mit menschlicher aufforderung und übungen.
schon haben die ersten, scheinbar so harmlosen übungen „sitz“ und „platz“ bestimmt,
wie verlässlich der hund in weiteren verlauf auf signale des menschen reagiert,
wie freudig er sie ausführt und wie gern er mit seinem menschen zusammenarbeitet.
man ist daher gut beraten, schon bei den allerersten übungen möglichst alles richtig zu machen.
oder aber einen neustart anzugehen, wenn was schief gelaufen ist,
und die signale und übungen neu aufzubauen.
(ps: spezialtipp in sachen neustart – schnell noch in die „hunde basics“ einsteigen, die grad angefangen haben)