da baust du deine signale sorgfältig auf und pflegst einen sauberen umgang mit ihnen.
du achtest penibel darauf, signale nur im richtigen moment zu geben und nicht zu wiederholen.
und trotzdem kann es passieren, dass dein hund nicht immer prompt darauf hört,
dass er zögerlich reagiert oder gar nicht.
was ist da nur los?
vorweg: ich meine damit nicht das eine vertrackte mal,
wo du das menschenmögliche gemacht und der hund sein hundemögliches gegeben hat,
und es ging doch schief.
keiner ist eine maschine, kein hund und kein mensch.
von den paar spezialfällen abgesehen, gibt es da aber noch die vielen anderen fälle,
wo dein signal nicht so recht zu greifen scheint, obwohl eigentlich alles richtig angegangen wurde.
das liegt an einem fiesen phänomen:
signale ermüden
signale können leider ermüden.
und zwar im doppelten sinn:
erstens: die umsetzung des signals ermüdet den hund.
der verliert daraufhin zunehmend die lust, das signal noch weiter auszuführen.
besonders deutlich merkt man das beim rückruf.
für den korrekten rückruf soll dein hund ja promptest und in vollem tempo angelaufen kommen.
das erfordert einerseits hohe impulskontrolle, wenn die ablenkung grade hoch ist
(und meist rufen wir ja genau dann),
und macht andererseits nach ein paar mal ziemlich müde.
klar verliert der hund dann die lust an noch einem hochmotivierten sprint mit der zeit.
übrigens:
wie man den hochmotivierten sprint überhaupt mal hinbekommt und den rückruf korrekt aufbaut
und wie man dann vermeidet, dass das signal in die „ermüdung“ gerät,
das erklär ich euch unter dem titel „der 1000% rückruf) in drei kurzen videos, die ihr hier (kostenlos) anfordern könnt:
zweitens: die wirkung des signals „ermüdet“ und lässt nach,
weil der hund es x-mal gehört hat und es damit immer belangloser und uninteressanter wird
(auch wenn er es eine weile noch brav ausgeführt hat),
bis er irgendwann sagt: schon wieder dasselbe? bäh….
stell dir ein signal vor wie einen anruf, auf den du sehnsüchtig wartest.
wenn das telefon endlich klingelt, springst du begeistert auf und antwortest sofort.
so sollte das signal jedenfalls funktionieren.
wenn du nun aber ein handy hast, das alle paar minuten klingelt,
dann nervt es irgendwann – selbst wenn ein paar anrufe darunter sind, über die dich ehrlich freust.
wenn immer der selbe mensch alle paar minuten anruft, dann nervt das umso mehr – selbst dann, wenn es dein lieblingsmensch ist.
beim „sitz“ signal passiert das besonders oft.
das „sitz“ ist für viele von uns sowas wie der jolly joker im umgang mit dem hund.
wir sagen es in allen möglichen lebenslagen – und es hilft ja auch oft,
es ist meist das erste, das beim hund gut funktioniert – daher fallen wir schnell darauf zurück.
und wir gehen irgendwie davon aus, dass das etwas selbstverständliches ist – und belohnen es daher gar nicht mehr.
nun muss man ein simples sitz natürlich nicht dauernd belohnen.
man sollte es aber auch nicht dauernd verlangen.
schon gar nicht unüberlegt – ohne rücksicht darauf, ob der hund sich auf diesem boden hinsetzen mag,
ob ihm beim hinsetzen vielleicht schon hüfte oder rücken wehtung,
oder aber – und das macht dann die ermüdung aus – ob wir es schon ein paar dutzendmal verlangt haben an dem tag.
kleiner extra-tipp: zähl mal einen tag lang mit, wie oft du „sitz“ sagst.
bewusster umgang mit signalen
wie kann man nun vermeiden, dass ein signal ermüdet
und der hund daher nicht mehr so gut daraufhört, wie man eigentlich möchte?
das klappt nur, wenn man mit den signalen wirklich bewusst umgeht.
also nicht nur korrekt aufbaut und gutes timing beim geben des signals und beim belohnen an den tag legt,
sondern sich auch immer überlegt:
ist es klug, dieses signal jetzt zu geben?
wäre ein anderes signal besser angebracht?
was ist wirklich notwendig und wie erreiche ich das am besten?
ganz konkret helfen drei dinge, die du beachten solltest:
1. zurückhaltung
signale sollten eine absichtsvolle kommunikation mit dem hund sein,
mit dem ziel, ein bestimmtes verhalten sofort auszulösen.
also nichts, was man dem hund nur so sagt, immer wieder (dafür hat die sprache genug andere wörter).
wer sich das signal für jene momente aufspart, wo es wirklich notwendig ist, fährt eindeutig besser.
dazwischen gibt es noch die bewusst (!) geplanten übungs-durchgänge,
die das signal spannend und einfach umsetzbar halten.
und damit ist es gut.
man muss den hund im freilauf nicht jede minute zu sich ran rufen
(bis das rückrufsignal und der hund selber ermüdet sind),
man muss ihn im haus nicht in jeder lebenslage zum hinsetzen oder hinlegen auffordern,
schon gar nicht muss man alle paar meter ein „fuß“ ansagen.
wer signale sparsam und sinnvoll nutzt, tut dem hund und sich selber einen gefallen.
2. auffrischung
wie spannend ein signal ist, hängt davon ab, was sich der hund davon erwartet.
am anfang bauen wir signale ja mit belohnung und spaß auf,
damit der hund gern und freiwillig tut, was wir möchten.
im lauf der zeit und wenn der hund das alles ohnehin schon „kann“,
wird die sache aber immer langweiliger und das signal damit uninteressanter.
dann ist eine kleine auffrischung gefragt.
dazu wird zwischendurch und für den hund völlig unvorhersehbar
das signal plötzlich wieder hochwertig belohnt, mit spaß und spiel kombiniert
und damit einer kleinen frischzellen-kur unterzogen.
der trick besteht darin, dass der hund vorher nicht weiß, dass die kommt.
wenn er von beginn des spaziergangs das gekochte hühnchen in deinem leckerlibeutel riechen kann,
wird er naturgemäß aufmerksamer sein und bereitwillig kommen
(und das gegenteil davon dann, wenn da ein ander mal kein hühnchen zu riechen ist).
wenn er aber für ein ganz normales herankommen oder „sitz“ (oder was immer)
aus heiterem himmel plötzlich ein stück hühnchen serviert bekommt,
sieht die sache ganz anders aus.
das signal wird wiede aufgeladen mit der bedeutung „da kann was tolles passieren“
und diese erwartung befeuert die begeisterte umsetzung des signals.
3. spezial-signal für spezielle anforderungen
die meisten alltags-signale braucht man im lauf des tages immer wieder,
nämlich wirklich und selbst bei sehr bewusstem umgang mit signalen.
da ist es naturgemäß schwer, sie hochgradig attraktiv und megaspannend zu halten.
ich denke dabei besonders an den rückruf.
wer einen hund hat, der in bestimmten momenten – zum beispiel bei aufspringendem wild oder beim anblick eines anderen hundes – nicht mehr zu halten ist, kommt mit dem normalen rückruf normalerweise nicht mehr zurecht.
nicht umsonst verwendet man im anti-jagd-training daher einen „super rückruf“,
also ein signal, das supertoll und mit der denkbar hochwertigsten erwartung aufgebaut wird –
und das nur gelegentlich zum einsatz kommt, dann aber sensationell gut wirkt.
weil dieses super-signal eben nicht pro spaziergang 20mal zum einsatz kommt
und daher doch wieder der signalermüdung unterliegt.
wer sich mit seinem hund solchen speziellen und nur gelegentlich auftretenden anforderungen konfrontiert sieht,
baut dafür am besten ein spezielles signal auf.
unterm strich kann man also (einmal mehr) festhalten:
die signal-gebung in der hundeerziehung erfordert einen bewussten umgang.
nicht nur müssen signale sorgfältig aufgebaut und richtig verwendet werden,
sie sollten auch gezielt und nicht unnötig eingesetzt werden.
jedenfalls dann nicht, wenn der hund auch prompt darauf hören soll.