auf den ersten blick scheinen vertrauen und hundeerziehung zwei völlig getrennte dinge zu sein.
das vertrauen ist eine emotionale und auf die beziehung zwischen hund und mensch bezogene kategorie.
die erziehung hat hingegen mit regeln und lernen zu tun.
und doch antworten überraschend viele menschen auf die frage „was soll dein hund können?“
nicht nur mit dingen wie rückruf oder leine gehen, sondern auch mit „er soll mir vertrauen“.
(zu dem thema gibt es übrigens demnächst das kostenlose webinar „was müssen hunde (wirklich) können?„)
es steckt wohl mehr dahinter.
was deutlich wird, wenn man nachfragt, wann der hund dem menschen denn vertrauen soll.
da geht es dann auf der einen seite um das allgemeine vertrauen.
also darum, dass der hund sich einem anschließt, zutrauen fasst und eine gute beziehung da ist.
(spoiler alert: das kann einem das thema erziehung ziemlich viel kaputt machen, wenn man nicht aufpasst!)
auf der anderen seite geht es um das vertrauen in bestimmten situationen.
meistens solche, wo derzeit der hund noch so reagiert, wie der mensch das nicht möchte.
klassisches beispiel: der hund regt sich bei hundebegegnungen an der leine unmäßig auf.
und man hätte gerne, dass der hund einem so weit vertraut, dass er ruhig bleibt.
dummerweise erweist sich der mensch genau in jenen momenten meist nicht als vertrauenswürdig
(weil er die nötigen hilfen nicht gelernt hat, mit denen er den hund sicher durch die situation begleiten könnte)
und genau in diesen situationen geht es garantiert nicht ohne erziehung –
denn ohne die nötigen (erlernten) grundlagen fehlen einem schlicht die werkzeuge,
um schwierige situationen gemeinsam zu meistern.
kein vertrauen ohne erziehung
es hilft ja nichts, wenn einem der hund zuhause auf dem sofa vertraut
oder sich darauf verlässt, dass man ihn nirgendwo aussetzt und alleine zurücklässt.
dass vertrauen zum menschen in heiklen momenten kommt aus der erfahrung,
dass der mensch das richtig hinkriegt
und die kommt in der regel daher, dass man das richtige gelernt und geübt hat.
also kein vertrauen im entscheidenden moment,
wenn die erziehung nicht die grundlagen geliefert hat.
andersrum gilt es ähnlich:
keine (leichte) erziehung, wenn das vertrauen beeinträchtigt ist.
wenn der hund im menschen ein monster sieht,
steht ihm der sinn mehr nach flucht als nach gemeinsamen lektionen.
es muss gar nicht so dramatisch sein,
es gibt viel alltäglichere dinge in der hundeerziehung,
die das vertrauen des menschen in den hund untergraben
(und manchmal umgekehrt).
dr. jekyll und mr. hyde
wir menschen sind nicht immer die stimmigsten wesen.
im einen moment der sanfteste und verständnisvollste partner –
beim kuscheln auf dem sofa oder wenn’s dem hund grad nicht gut geht.
im nächsten moment ein grimmiger gesell,
der sich grob benimmt oder strafen verteilt.
dem soll der hund sich anvertrauen, wenn es eng wird?
selbst die freundlichsten hundemenschen werden immer noch zu oft zu strengen zuchtmeistern,
wenn es ans erziehen geht oder – ganz besonders – wenn der hund grad was „verkehrt“ macht
(und die eigenen nerven schon blank liegen).
in der hundeerziehung hält sich hartnäckig der mythos,
man müsse streng sein, sich durchsetzen und dürfe sich den hund nicht auf der nase rumtanzen lassen.
und schon taucht mr. hyde auf und versetzt den hund in angst und schrecken.
dass hundeerziehung in aller freundlichkeit sehr konsquent sein kann
und dass regeln in aller ruhe eingehalten werden können, das kann man nicht oft genug betonen.
das wie der erziehung prägt ganz maßgeblich die vertrauensbasis zwischen hund und mensch
(mehr dazu dann im oben genannten webinar).
vertrauenseinbruch durch überforderung
in der regel sind es immer jene situationen,
wo man sich überfordert fühlt
oder aber der hund überfordert ist,
wo das thema vertrauen zum thema wird.
wenn ein mensch seinen hund an der leine in begegnungen führt, denen er nicht gewachsen ist,
wenn der hund dann mit heft reagiert, weil er sich nicht mehr zu helfen weiß,
wenn daraufhin der mensch sich anspannt oder ärgert und den und über scharfe worte oder wegzerren an der leine unter kontrolle bringen will,
dann fehlt nicht das vertrauen!
das vertrauen geht zwar auf beiden seiten ein stück weit verloren –
beide haben ja das gefühl, sich auf den anderen nicht verlassen zu können –
es fehlt aber ganz was anderes:
es fehlen die grundlagen,
es fehlt die (für diese sitatution passende) erziehung,
es fehlt die übung im bewältigen solcher situationen.
daher fängt man am besten mit einer soliden grunderziehung an.
damit sind kein prüfungen im hundesport oder zirkustricks gemeint
(die jeder nach lust und laune auch machen kann),
sondern das erlernen jener verhaltensweisen, die einen gut durch den alltag bringen
und die es einem dann ermöglichen, sich vertrauensvoll und gemeinsam jeder situation zu stellen.