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by brigid

September 10, 2023

unerwünschtes verhalten beim hund

unerwünschtes verhalten beim hund bezeichnet alles, was er nicht tun soll und was gegen jene spielregeln verstösst,
die der mensch fürs zusammenleben aufgestellt hat.

das kann alles mögliche sein:
leineziehen, hochspringen am menschen, bellen am zaun, unrat fressen, radfahrern hinterhersetzen, quengeln beim warten…

unerwünschtes verhalten beim hund

die liste ließe sich noch um einiges fortsetzen.

was diesen verhaltensweisen gemein ist:
sie sind lästig bis gefährlich.
sie halten sich hartnäckig und sind schwer in den griff zu kriegen.

vor allem aber: sie sind angelernt!

genau: wir haben dem hund das beigebracht.
unabsichtlich natürlich.
in seltenen fällen hat der hund sich das selber beigebracht,
weil er gemerkt hat, dass dieses verhalten sich für ihn lohnt.

was diese verhaltensweisen noch verbindet: wir wollen sie möglichst rasch los werden.
die tipps dafür gibt’s jetzt in einer neuen kleinen artikel-serie (heute und die nächsten beiden wochen).
den anfang macht heute eine timing-frage, eine ziemlich essentielle.

wann reagiert der mensch?

unsere menschliche natur kommt uns bei der hundeerziehung manchmal in die quere.
wie wir instinktiv reagieren, ist leider oftmals falsch.
wann wir nicht reagieren, ganz genauso.

wir sind jeden moment des tages mit vielen sinneseindrücken und informationen konfrontiert
und können unmöglich auf alle reagieren.
daher filtern wir, unbewusst in der regel.

wir behalten unsere aufmerksamkeit und reaktion jenen dingen vor,
die überraschend oder neu sind,
die wichtig für uns sind
oder die stören und daher ein eingreifen erfordern.

das unerwünschte verhalten des hundes fällt in der regel in die kategorie „störung“.

wenn der hund quatsch macht, verbotenes tut oder in seinem verhalten unangenehm wird für uns,
dann reagieren wir prompt.

doch das ist leider der falsche moment
und führt überdies zu einer ungewollten auswirkung:
unsere reaktion wird damit fast unweigerlich zu einer belohnung für den hund.
jede aufmerksamkeit, jede interaktion stellt für ihn eine bestätigung für das dar,
was er gerade tut.

(ausgenommen so drakonische strafen, dass der hund nur mehr verängstigt da sitzt,
was ja wohl nicht in frage kommt.)

auf diese weise erziehen wir uns so manches unerwünschte verhalten erst heran.

nehmen wir als beispiel den hund, der beim warten ungeduldig fiept
oder der bei begegnungen mit anderen menschen vor lauter aufregung bellt.
wenn wir darauf mit „aus, still!“ oder gut zureden oder ablenkungsversuchen reagieren,
dann haben wir den hund auch schon belohnt damit.

die belohnung aber führt zum lerneffekt:
„dieses verhalten lohnt sich! super, mach ich weiter und öfter.“

der gute rat, solche verhaltensweisen zu ignorieren, ist in der praxis aber nicht so leicht umsetzbar.
das ignorieren alleine reicht oft auch gar nicht.
der hund muss ja auch wissen, wie er sich besser verhält.

zum glück macht er das ja sowieso.
immer.

der goldene moment

nämlich immer im moment VORHER.
bevor das unerwünschte verhalten einsetzt, gibt es ein anderes.
eines, das angemessener oder zumindest weniger störend ist.

bevor der hund anfängt, an der leine zu ziehen, hängt die leine locker durch.
bevor der hund jemanden anbellt, ist er still.
bevor der hund an einem menschen hochspringt, hat er alle vier pfoten auf dem boden.
bevor er beim warten zu quengeln beginnt, verhält er sich ruhig.
und so weiter.

die kunst besteht nun darin, sich auf diesen moment zu konzentrieren.
und den hund genau in diesem moment zu belohnen,
denn jetzt haben wir ja noch ein verhalten, das wir guten gewissens belohnen können.
wo der hund noch nichts verkehrtes tut.

wir müssen uns darauf allerdings selber trainieren.
schließlich können wir dabei nicht unserer menschlichen natur folgen
und erst einschreiten, wenn der hund schon ein störendes verhalten an den tag legt,
sondern wir müssen früher dran sein.

zumindest den einen augenblick früher.
oder sogar noch vorher, wenn wir sehen, da bahnt sich was an.
oder ganz viel früher, wenn wir dem hund von anfang an das erwünschte verhalten schmackhaft machen.

wenn wir den moment erwischen und den hund gleich dafür belohnen, dass er noch nichts falsch macht,
schlagen wir zwei fliegen mit einer klappe:
wir bestätigen, was (halbwegs) angemessenes.
und wir vermeiden, dass wir durch eine reaktion aufs unerwünschte verhalten dieses noch belohnen.

was tun, wenn man den moment verpasst hat?
das schauen wir uns dann nächste woche im blog an
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über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.