BLOG


by brigid

Juni 18, 2023

souveränes führen hund

die anforderungen kennen wir alle:
du musst die führungsverantwortung übernehmen.
du musst den hund souverän und umsichtig führen. 
du musst natürliche autorität ausstrahlen. 

diese sätze fallen vor allem dann, wenn
a) der hund unerwünschtes verhalten an den tag legt
b) der hund in manchen situationen unsicher oder ängstlich ist.

(oder natürlich dann, wenn jemand meint, du solltest mit deinem hund nicht so freundlich umgehen,
sondern härter durchgreifen, weil „hunde das brauchen“. das ist natürlich quatsch und soll uns hier nicht weiter kümmern.)

souveränes führen hund

bei weitem nicht alle fälle von unerwünschtem verhalten haben etwas mit deiner führungsrolle zu tun.
vieles ist schlicht erziehungssache.
ob der hund auf deinen rückruf hört oder nicht, hängt davon ab, wie gut ihr ihn schon geübt habt
und ob du die situation richtig eingeschätzt hast.
„natürliche autorität“ brauchst du dazu keine.

in anderen fällen hängt das verhalten deines hundes aber durchaus davon ab,
wie du ihn in der jeweiligen situation oder ganz allgemein führst.
und zwar nicht nur dann, wenn dein hund manchmal unsicher reagiert.

sehr viel genauer gehen wir darauf demnächst im neuen webinar „führung, rückhalt, begleitung? was dein hund von dir braucht“ ein.

die wichtigsten drei eigenschaften, die es für souveränes führen braucht, wollen wir uns aber gleich hier anschauen.

1. umsicht

niemand von uns würde sich einem fremdenführer anvertrauen,
der uns immer wieder in gefahrensituationen bringt,
weil er da blindlings mit uns reinstolpert und sich vorher nicht schlau gemacht hat.

genauso sind wir aber oft mit dem hund unterwegs.
der läuft vor uns (was auch völlig ok ist).
wir träumen ein wenig hinterher.
und dann ist es immer der hund, der als erstes feststellen muss:
hoppla, hier ist was und ich reagiere halt nach eigenem gutdünken.

das kann mal gut gehen, oft auch nicht.
vor allem aber zeigt es dem hund, dass er sich selber drum kümmern muss,
weil sein mensch irgendwo hintendran ist und zu spät mitkriegt, was los ist.

nehmen wir das beispiel hundebegegnungen:
wenn der eigene hund sich bei begegnungen an der leine über andere hunde aufregt
(egal jetzt mal, aus welchem grund),
dann besteht die führungsaufgabe des menschen darin,
vorausschauend unterwegs zu sein.

der mensch ist also der erste, der einen herankommenden hund entdeckt
oder sieht den zumindest zeitgleich mit dem eigenen hund.
dann kann man sofort reagieren und den eigenen hund zu sich heranrufen,
bevor noch der hund auf eigene faust reagiert.

das gleiche gilt für alle anderen potentiell aufregenden begegnungen,
für alle situationen, die dem hund nicht geheuer sind oder ihn vor eine schwierigkeit stellen könnte.

bei einem kleinen kind würden wir das ja auch so machen:
wir lassen es nicht alleine auf die straße laufen und hoffen, dass kein auto kommt oder es rechtzeitig stehen bleibt,
sondern wir sehen, dass wir zu einer straße kommen, nehmen das kind an die hand und führen es sicher über die straße.

genau dieses prinzip von vorausdenken und rechtzeitig und umsichtig reagieren
ist ein zentrales element der souveränen führung dem hund gegenüber.

2. gelassenheit

dabei müssen wir natürlich selber die ruhe bewahren.
wenn wir jedesmal hysterisch losschreiben würden, wenn eine straße auftaucht,
besteht die gefahr, dass das kind sich erschreckt und losrennt
oder dass es anfängt, straßen zu fürchten und immer unsicherer wird.

dem hund geht es nicht anders. der übernimmt unsere stimmung womöglich noch stärker.
wenn wir uns also verspannen, wenn xy auftaucht,
oder wenn wir uns ängstigen oder sorgen machen,
überträgt sich das auf den hund.

mehr noch.
er nimmt uns in diesem moment nicht als jemanden wahr,
der sicher ist und bei dem man daher sicherheit finden kann.

er sieht uns vielmehr als jemanden, der auch angst hat,
was ihm bestätigt, dass es anlass für angst/aufregung gibt –
ihm aber noch keinen ausweg oder keine lösung zeigt.

in einer krise vertrauen wir alle (hunde inklusive) viel stärker jenen,
die die ruhe bewahren und uns sicherheit vermitteln können,
als jenen, die wie aufgescheuchte hühner herumrennen.

wenn zum beispiel blitz und donner des sommergewitters den hund verängstigen,
hilft es nicht, ihm voller sorge gut „zuzureden“  oder sich selber vor gewittern zu fürchten.
ruhige präsenz und gelassenheit (ohne großes getue) sind ihm eine viel größere hilfe.

(wie rückhalt am besten funktioniert, dazu dann mehr im webinar „führung, rückhalt, begleitung? was dein hund von dir braucht“ )

3. lösungen

ein wichtiger punkt noch zum schluss:
führung ist nicht etwas, was wir dauernd brauchen oder wollen.
nicht jeder schritt des lebens muss „geführt“ werden.

wir brauchen sie dann, wenn wir eine problem haben
oder uns mit etwas nicht auskennen.
dann möchten wir jemand, der uns den kürzesten weg zur lösung zeigt –
oder wenigstens eine annäherung an eine lösung.

für hunde gilt das noch dreimal mehr, weil sie in einer menschenwelt leben.
vieles darin bietet herausforderungen, denen sie alleine nicht gewachsen wären
und an die man sie heranführen muss oder wo man ihnen lösungsorientierte begleitung anbieten sollte.

das für alle lebenslagen, nicht nur jene dinge, die wir menschen als probleme erachten.
wenn der hund ein neues hindernis wie das balancieren über ein schmales brett erlernt,
müssen wir ihm erst mal zeigen, was wir wollen und ihn mit der futterhand drüberlotsen.

wenn der hund besuch ohne aufregung begrüßen soll,
müssen wir ihm das möglich machen – durch rückzugsraum, ihn neben uns halten, ihn sitzen lassen (was halt am besten klappt),
statt ihn dafür zu korrigieren, dass er den besucher anspringt.

wenn der hund ein schwieriges denkspiel verstehen soll und nicht weiterkommt,
braucht er einen kleinen tipp von uns in richtung lösung.

aber achtung: dabei gilt es immer, eine feine balance zu halten.
unterstützung ist das eine, kontrolle und bevormundung wären das andere.

doch dazu dann mehr nächste woche im blog…
(gleich abonnieren, wenn du den artikel nicht verpassen magst)

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.