social walks erfreuen sich zunehmender beliebtheit,
und dennoch bin ich kein besonderer fan davon.
was seine gründe hat.
doch erst mal: warum überhaupt ein social walk und was ist das eigentlich?
beim social walk gehen mehrere hunde gemeinsam an der leine und mit ausreichend abstand zueinander spazieren.
sie sind gedacht für hunde, die begegnungen mit anderen hunden schwierig finden
und wo man daher unter kontrollierten bedingungen üben möchte,
dass herr oder frau hund sich nicht rüber aufregen muss, dass da ein anderer hund ist.
was soll daran nun nicht gut sein?
die absicht dahinter ist jedenfalls gut:
hundebegegnungen sind im alltag nicht gänzlich vermeidbar,
daher macht es sinn, diese zu üben.
und da sind übungssituationne, in denen man die rahmenbedingungen kontrollieren kann, durchaus hilfreich.
(was grundsätzlich bei hundebegegnungen zu beachten ist und wie man sie „entschärfen“ kann, das könnt ihr übrigens im kostenlosen e-book „hilfe, da kommt ein hund“ nachlesen, das ihr gleich hier bestellen könnt:
der idealfall
wenn ein sich mit anderen hunden überfordert fühlt
(egal ob aus unsicherheit und angst oder wegen aufregung und frust),
dann braucht er beim üben mehreres:
erstens den ausreichend großen abstand, um die nerven bewahren zu können.
wie groß dieser abstand ist, hängt von der tagesverfassung ab
und genauso vom gegenüber.
also davon, wie der andere hund drauf ist.
damit wären wir auch schon biem zweiten kriterium:
fürs üben sollte das „gegenüber“, also der hund, dem man begegnet,
eine sehr ruhiger, souveräner hund sein,
der höflich kommuniziert, der sicher beschwichtigt und der sich von der aufregung nicht anstecken lässt.
außerdem sollte die übungsdauer an die bedürfnisse des hundes angepasst werden:
er soll ja in erster linie erfolgserlebnisse sammeln,
sich also nicht überfordert fühlen,
sicherheit gewinnen und /oder gelassenheit einüben.
das kann an einem tag nach 10 minuten super verlaufendem begegnungstraining der fall sein,
im anderen fall geht vielleicht auch mehr.
schließlich gilt noch ein drittes kriterium:
die begegnungen sollten mit wechselnden und verschiedenen (souveränen) hunden stattfinden
und im fortgeschrittenen trainingsstadium auch in unterschiedlichen gegenden,
damit der hund verallgemeinert
und seine positiven erfahrung aus dem training generell auf hunde überträgt
(nicht immer nur auf den einen, mit dem er geübt hat).
beim social walk
beim social walk lässt sich keines der drei genannten kriterien umsetzen.
was in der natur der sache liegt, nicht am unvermögen der anbieter.
denn erstens stellt sich da die frage:
wer nimmt den überhaupt teil an einem social walk?
in der regel sind das nicht mehrheitlich menschen,
die gechillte, höfliche und souveräne hunde haben.
genau die sollten aber die überwiegende mehrheit in einer social-walk gruppe bieten, damit das ganze was bringt.
tatsache ist, dass die überwiegende mehrheit der hunde beim social walk mehr oder weniger große probleme mit anderen hunden hat.
deswegen kommen sie ja zum social walk.
da reicht es dann nicht, wenn ein souveräner hund (meist vom trainer/der trainerin) mit dabei ist.
damit ist die lernumgebung für die hund eher mäßig.
statt die erfahrung zu machen, dass andere hunde cool sind,
machen sie die erfahrung, dass andere hunde auch angespannt sind.
statt höflicher kommunikation untereinander oder souveräner beschwichtigung
kann sich da schon mal ein drohstarren einschleichen oder es bellt doch mal einer,
wenn’s ihm grad zu viel ist.
in der gruppe ist es auch schwierig bis unmöglich,
den abstand zueinander und die übungsdauer individuell auf jeden hund abzustimmen.
wer kommt schon für 10 minuten zu einem social walk und geht dann wieder?
wer hat schon den platz und den überblick, um 4 bis 6 hunde (wie man sie im schnitt bei social walks findet),
immer exakt so anzuordnen (nämlich noch dazu in bewegung),
dass sich keiner überfordert fühlt?
und schließlich sind es meist die selben hunde in der gruppe,
die sich im selben gelände treffen.
das macht anfangs durchaus sinn, da sind alle hunde einander ja noch neu.
doch hunde lernen rasch und wissen dann bald,
wenn wir uns am ort xy mit diesen 4 anderen hunden treffen,
kann ich mich ruhig verhalten.
das heißt aber noch nicht, dass sie fürs leben wirklich was gelernt haben.
die letzte einschränkung gilt übrigens auch fürs individuelle begegnungstraining (das ich für viel sinnvoller halte):
auch da stellt man schnell fest, dass nach zwei oder drei trainingseinheiten
entweder der ort oder der assistenz-hund gewechselt werden müssen,
damit der hund nicht nur eben den einen hund ok findet,
sondern für begegnungen im alltag was lernt.
fazit
gut gemanagte social walks mit mehreren (!) souveränen hunden in der gruppe
können eine brauchbare trainingsmöglichkeit bieten,
reichen aber nicht aus, um den hund für begegnungen alltagsfit zu bekommen.
social walk gruppen, in denen mehrheitlich oder nur überforderte hunde in der gruppe sind,
machen dem hund das lernen wesentlich schwerer,
erfolgserlebnisse stellen sich daher nur schleppend ein
und beschränken sich auf die gruppenmitglieder.
eine erwartungshaltung, dass andere (unbekannte) hunde kein grund zur aufregung sind, entsteht dabei eher nicht.
es macht also sinn, mit dem eigenen hund begegnungen (auch) individuell zu trainieren,
entweder mit trainer/in als begegnungstraining
oder mit entsprechender trainingsanleitung auch in eigenregie.
hüten sollte man sich jedenfalls vor allen social walks,
wo die hunde so aufgeregt oder so nahe zusammen sind,
dass es immer wieder zu bellerei kommt.
die bringen dann nichts, sondern verfestigen die bestehenden probleme womöglich noch.