wenn der hund nicht auf signale hört oder seinen menschen gänzlich ignoriert und das womöglich öfter mal,
dann entschuldigen manche das schon mal mit „das ist grad die pubertät“
oder „der hat grad so eine phase“.
was einerseits nicht ganz verkehrt ist.
andererseits aber gefährlich werden kann.
was wirklich dahintersteckt, wenn der hund die ohren auf durchzug hat, das schauen wir uns demnächst im webinar „wenn der hund nicht hört„ genauer an).
heute wollen wir erst mal die theorie von den „phasen“ genauer unter die lupe nehmen.
1. junghund
da wäre als erstes die welpenphase zu nennen
bzw. die ersten monate, wo der hund noch ganz jung ist.
es scheint logisch, dass er da signale (noch) nicht verlässlich ausführt,
weil er ja noch ein junghund ist und nicht viel gelernt hat.
das stimmt einerseits.
denn natürlich hat man mit dem ganz jungen hund noch nicht viel üben können
und eine festigung der grunderziehung braucht halt zeit.
andererseits aber lernen gerade welpen und junge hunde blitzschnell.
in der realität zeigt sich, dass oft der welpe und der junghund besser „hören“
als so manch älterer vierbeiner.
das liegt daran, dass die hundemenschen mit dem welpen viel aufmerksamer und bewusster umgehen
und weniger unrealistische erwartungen an den hund haben.
daher klappt einiges mit dem kleinen überraschend gut, auch ohne monatelange zeit für erziehung gehabt zu haben.
2. pubertät
das ändert sich dann allerdings bald.
mit jedem monat, das der junghund älter wird, scheint er weniger aufmerksam zu werden
oder schlechter auf seinen menschen zu hören.
das muss doch dann die pubertät sein, oder nicht?
es stimmt zwar, dass die körperlichen veränderungen,
die mit dem erlangen der sexuellen reife einhergehen,
den hund einiges an energie kosten und sein gehirn zum teil „blockieren“.
man ist daher gut beraten, vom hund in der zeit nicht allzuviel zu verlangen,
keine neuen und schon gar keine anstrengenden übngen mit ihm aufzubauen
und viel geduld aufzubringen.
allerdings ist längst nicht an allem die pubertät schuld.
es haben sich schlicht im lauf der monate bis dahin einige schlampereien bei der erziehung angesammelt.
im ungünstigen moment was verlangen,
das signal ein paar mal wiederholen, wenn’s der hund nicht gleich macht
und dann sein zu lassen, weil man’s nicht durchsetzen kann oder will.
schon hat der hund gelernt, dass er gar nicht „hören“ muss.
mit pubertät hat das nichts zu tun.
(kleimer tipp: wenn die „pubertät“ schon länger als zwei oder drei monate dauert, ist es eher nicht die pubertät).
der beitrag der pubertät besteht nur darin,
dass der hund mit dem älter werden sicherer wird,
weniger emotional abhängig vom menschen und dadurch mehr am austesten seiner grenzen.
beim pubertierenden hund gilt umso mehr, was generell gilt:
geduldig sein, aber genau.
sonst lernt der hund für’s leben ….. dass er nicht hören muss.
3. „schwierige“ phasen
phasen, in denen der hund besonders „schwierig“ erscheint,
gibt es natürlich auch altersunabhängig.
meist handelt es sich um rückfälle, die man sich nicht erklären kann.
„ich weiß auch nicht, was los ist, aber seit einer woche ist er wieder …..“
fällt die beschreibung dann häufig aus.
fragt man ein wenig nach, stellt sich schnell heraus,
dass die phase vor allem für den hund selber schwierig ist,
weil nämlich aus unterschiedlichsten gründen ein hoher stresspegel herrscht.
das kann den hund direkt betreffen, der grad alles mögliche an ereignissen und erfahrungen zu verkraften hat
(urlaub, neuer hund im haus, läufige hündinnen in der gegend,…… ).
es kann aber auch der stress, dem die menschen grade vermehrt unterliegen, dazu führen,
dass der hund damit nicht mehr klar kommt und daher „schwierig“ wird.
in dem fall ist klarerweise nicht die „phase“ schuld,
sondern der pegel an stresshormonen im hund, dem man deutlich leichter begegngen könnte
als der „phase“.
4. fortgeschrittenes alter
die einzige „phase“, wo schwerhörigkeit tatsächlich begründbar ist,
ist der alternde hund, dessen gehör nachlässt.
das ist allerdings längst nicht bei allen alten hunden die ursache.
viele ältere hunde hören selektiv ganz leise geräusche (kühlschranktür!) bestens,
einen lauten rückruf hingegen nur gelegentlich.
das liegt nun daran, dass sich im lauf der jahre eine gewisse bequemlichkeit eingestellt hat.
man weiß sowieso, woran man miteinander ist und wann was wirklich nötig ist.
den rest der zeit entwickelt der alternde hund gern ein gewisses eigenleben,
das ihm sein mensch auch viel schneller nachsieht, weil es ja ein alternder hund ist.
hören könnte der hund wunderbar,
gäb’s gelegentlich etwas üben samt leckerchen zum auffrischen, würde er auch prompt reagieren.
so aber lässt er lieber mal alle fünfe grade sein, und sein mensch mit ihm.
fazit
wie gut der hund „hört“, hat mit unterschiedlichsten faktoren zu tun (mehr dazu im webinar),
aber nur sehr bedingt mit einer „phase“.
natürlich soll man rücksicht drauf nehmen, wenn der hund grad stressige wochen hat
oder mitten in der pubertät steckt.
man sollte nur nicht der versuchung unterliegen, sich die unaufmerksamkeit des hundes als „phase“ schönzureden
und zu hoffen, dass alles von selber wieder besser wird, wenn erst diese phase mal vorbei ist.