beim thema sanfte hundeerziehung sagen alle: „na klar“
(ok, nicht alle. es gibt immer noch ein paar verbohrte, die ohne strafe als erziehungsmethode nicht auskommen können oder wollen).
die meisten denken dabei an positive bestärkung.
doch das ist noch nicht unbedingt auch sanfte hundeerziehung.
wieso nicht?
nun, hundeerziehung über positive bestärkung ist erstmal nur eine technik.
also der gezielte einsatz von belohnung fürs richtige verhalten.
wie das gestaltet wird, ist damit noch lange nicht gesagt.
da gibt es einerseits jene, die es sehr „technisch“ anlegen,
im angloamerikanischen bereich ist das weiter verbreitet als hierzulande.
dabei nimmt sich der mensch selber mit seinen emotionen ziemlich zurück (was per se noch nicht falsch sein muss)
und konzentriert sich in erster linie darauf, immer genau den richtigen moment zu erwischen für die bestätigung.
timing spielt bei diesem ansatz eine große rolle, eine exakte ausführung eines verhaltens auch,
den richtigen bestärker finden – also die richtige belohnung – ebenso.
das ist alles ganz richtig.
es kann aber auch recht technisch werden.
und dann ist es nicht zwingend sanft.
andererseits gibt es jene, die im umgang mit dem hund und bei den anforderungen an ihn wenig geändert haben.
es läuft noch so wie früher: der hund soll gehorchen.
es wurde nur das mittel strafe gegen das mittel belohnung ausgetauscht.
das ist zwar immer noch besser als bestrafungen, aber noch lange nicht wirklich gut.
nicht wenige kombinieren sogar diverse „rangordnungs“-klärungen & co mit der positiven verstärkung.
dass das quatsch ist und mit moderner hundeerziehung nichts zu tun hat, muss wohl nicht eigens erwähnt werden.
fakt ist: selbst mit positiver bestärkung als methode kann die hundeerziehung mit ziemlichem druck aufgeladen sein.
dem nachdruck in der stimme, der anspannung im menschen und seiner körperhaltung,
der erwartung, dass der hund pariert, und der einstellung, dass der hund sich unterordnen soll.
mit sanfter hundeerziehung hat das nichts zu tun!
selbst wenn man noch so viele leckerchen in den hund stopft.
was ist „sanfte hundeerziehung“?
eine offizielle definition für sanfte hundeerziehung wird man vergeblich suchen.
hier mal meine beschreibung, was ich darunter verstehe.
so wirklich klar geworden ist mir persönlich das, als ich mit der tellington-körperarbeit angefangen habe.
die funktoniert nämlich nicht über druck oder zwang.
man kann dem hund die entspannung oder sie wahrnehmung bestimmter körperteile nicht diktieren.
nein, dazu braucht es 3 dinge:
erstens das einfühlen und sensible wahrnehmen, wie es dem hund geht, was er braucht und was er „nehmen“ und verarbeiten kann.
zweitens das „zuhören“, das achten auf feine regungen und kleine reaktionen, die einem verraten, was dem hund hilft oder wo etwas „steckt“.
und drittens das respektieren, wenn der hund etwas nicht mag oder sich entzieht, weil er es (noch nicht) verarbeiten kann.
anders klappt das beim sogenannten ttouchen bei den sanften berührungen der tellington körperarbeit nicht.
es mag nicht nach viel klingen.
in die praxis umgesetzt und konsequent eingehalten, macht es einen riesenunterschied.
und das nicht nur bei der tellington körperarbeit.
wendet man diese drei prinzipien – einfühlen, zuhören respektieren – auf die hundeerziehung an, dann wird man feststellen:
plötzlich ist alles anders.
viel leichter, viel inniger, viel müheloser.
man ist bei dem gelandet, was ich als sanfte hundeerziehung bezeichnen würde.
was bringt sanfte hundeerziehung?
das zentrale merkmal davon ist, dass man dem hund keinen druck macht.
und daher keinen widerstand erntet!
sanftheit im umgang mit dem hund und in seiner erziehung nimmt ihm jeglichen grund, gegen den menschen zu arbeiten.
also keine abwehr, keine auflehnung, keine widerspenstigkeit, kein dagegen arbeiten.
warum auch: der mensch bietet sich ja nicht als widerpart ein, an dem man sich abarbeiten muss,
sondern zeigt sich verständnisvoll und respektiert, was beim hund grad geht (oder eben nicht).
das heißt nun nicht, dass der hund sich nicht an gewisse regeln halten muss.
die gelten natürlich auch in der sanften hundeerziehung –
allein schon deswegen, weil ein hund ohne regeln und grenzen enormen stress hat, und weil sie seiner sicherheit dienen.
sie werden nur nicht mit härte und strenge durchgesetzt,
sondern dem hund freundlich beigebracht und positiv gestaltet.
womit wir zum zweiten großen gewinn kommen, den die sanfte hundeerziehung bringt:
wenn der hund nämlich feststellt, dass sein mensch mit ihm arbeitet (statt gegen ihn)
und dass der mensch auf ihn achtet und gut für ihn sorgt,
dann fühlt er sich wesentlich sicherer mit ihm.
im zweifelsfall nimmt so ein hund die dinge nicht selber in die hand,
sondern orientiert sich an seinem menschen und lässt den mal machen.
und wer möchte das nicht!
mal ganz abgesehen davon, dass es natürlich schön ist, wenn der hund einem rundum vertraut und sich sicher fühlt.
es gibt noch einen dritten großen nutzen, den man aus der sanften hundeerziehung zieht.
sie tut nicht nur was mit der beziehung zwischen hund und mensch,
sie tut auch was mit einem selber.
das ist noch mal eine ganz andere geschichte für ein andermal.
am besten probierst du einfach selbe raus, was sich tut, wenn du dich auf mehr sanftheit dem hund gegenüber (und im leben) einlässt.
für die meisten von uns ist das gar nicht so einfach.
wir denken meist, wir sind sowieso schon sanft, und merken gar nicht, dass da noch viel mehr geht.
mir jedenfalls ging es damals so, als ich über die tellington körperarbeit eine neue dimension im zusammensein mit meinen tieren kennengelernt habe.
vielleicht wäre es auch für dich ein guter weg, sanftheit einzuüben und zu vertiefen.
einfach mal ausprobieren….