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by brigid

Oktober 27, 2024

rückruf hund

beim rückruf kann man verschiedenes falsch machen, das weißt du ja.
im falschen moment rufen, mehrfach rufen,
mit strenger stimme oder einschüchternder körperhaltung rufen,
und so weiter.
(die wichtigsten hab ich in diesem video mal kurz besprochen).

ein zentraler fehler bleibt aber häufig unerwähnt.
dabei entscheidet er darüber, ob der rückruf wirklich funktioniert oder nicht.
und er passiert fast jedem zumindest am anfang.

meistens nicht nur am anfang, sondern ein hundeleben lang.
was dazu führt, dass der rückruf im lauf der zeit immer schlechter klappt
(und nur das voranschreitende alter des hundes samt wachsender langsamkeit hält ein wenig dagegen).

rückruf „überdehnen“

die rede ist vom „überdehnen“ des rückrufs, wie ich das mal nennen will.

den rückruf kann man sich vorstellen, wie ein elastisches band,
das durch den richtigen aufbau an elastizität gewinnt und daher auch dann noch „hält“,
wenn der hund weit weg ist und zurückgerufen wird.

hält das band, kommt der hund auch.

ist das band allerdings spröde gewordn durch die diversen fehler,
wird es überstrapaziert oder wurde es von anfang an nie wirklich geschmeidig gehalten,
dann reißt das band und der hund kommt nicht.

wer schon mal ein gummiringerl zu weit gedehnt hat, weiß ja, wie das ist.
belastungsgrenze erreicht, gerissen, autsch.

im unterschied zum gummiringerl ist der rückruf aber nicht auf eine fixe größe (und dehnbarkeit) beschränkt,
sondern kann auf immer größere entfernungen und belastungen hin dehnbar bleiben.
das allerdings ist eine frage des trainings.

belastungsgrenze trainieren

hier nun passiert der fehler.
wir denken beim rückruf meist in den kategorien von „klappt“ ode „klappt nicht“ beim hund.

wir üben das mit dem welpen oder dem neuen hund,
dann hat er das signal verstanden und kommt angelaufen.
klappt also.

dass wir damit erst am anfang der „dehnbarkeit“ stehen, wird weniger berücksichtigt.
und führt innerhalb kürzester zeit zur „überdehnung“.

soll heißen:
der hund kommt brav, wenn wir ihn ohne große ablenkung aus 15 metern entfernung zu uns rufen.
wunderbar.

doch dann ist er 25 meter von uns entfernt, ein anderer hund, ein spannender geruch oder eine sonstige ablenkung taucht auf,
wir rufen den hund – in der annahme, dass der rückruf ja bereits klappt – und er kommt nicht.

seine belastungsgrenze fürs herankommen wurde überschritten,
das elastische band ist gerissen,
und ein fataler lerneffekt setzt ein:

der hund lernt, dass er sich dem rückruf auch entziehen kann,
dass das rückruf-signal manchmal zu hören ist und für ihn ohne bedeutung bleibt.
genau das also, was wir auf keinen fall haben wollten.

übernutzung

die elastizität unseres rückruf-„bandes“ nimmt auch dann ab,
wenn es übernutzt wird, wieder genau wie bei einem gummi-band.
wird das dutzende male bis zum anschlag gedehnt, reißt es auch leichter.

beim hund wäre das vergleichbar damit,
dass wir den hund bei jedem spaziergang dutzende male rufen.
meist, weil eine ablenkung auftaucht oder er zuweit weg läuft.
es ist also mühsam für ihn, außerdem körperlich anstrengend,
und früher oder später verliert er einfach die lust am herankommen.

wir haben den rückruf also „übernutz“ und damit seine wirksamkeit deutlich geschwächt.
genau in dem moment tritt dann ein ernstfall auf (ein wildtier, ein anderer hund,…)
und genau dann wirkt der rückruf dann gar nicht mehr.

also mehr üben oder leine oder was tun?

abhilfe?

da beißt sich nun die katze in den schwanz.
mehr üben führt ja noch eher zur übernutzung,
es passieren uns eher fehler und die beschränken die dehnbarkeit unseres rückruf-„bands“.

das schwierige daran: flicken lässt sich ein elastisches band nur mehr schwer.
wenn es mal gerissen ist, geht das immer zu lasten der belastbarkeit.

andererseits gibt es viele situationen im alltag, wo man den hund nun mal rufen muss,
selbst wenn die bedingungen nicht ideal sind.
den rückruf wirklich auf 1000% und superspannend und begeisterung auslösend zu halten, ist also schwer.

genau das würden wir im ernstfall aber brauchen.
die lösung:

zwei signale

wir nehmen daher besser zwei signale.
den ganz normalen rückruf für den alltag.
bei dem versuchen wir selbstverständlich, alle fehler zu vermeiden
und ihn  gut“dehnbar“ zu halten, indem wir ihn richtig aufbauen und dann mit steigender schwierigkeitsstufe trainieren.

für die wirklich schwierigen momente, gibt es einen speziellen schlachtruf,
einen „super rückruf“, den wir erstens super hochwertig aufbauen
und den wir zweitens eher selten nutzen müssen und daher sehr spannend und attraktiv halten können.

dann heißt es nur noch: den gut konditionieren und nicht kaputt machen 🙂
(ps: du kannst dieses supersignal für den rückruf gut mit dem kurs „super rückruf“ aufbauen, in dem du alles für den aufbau, das schrittweise training und das wirksam halten des super-rückrufs mitbekommst9:

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.