was wäre hundeerziehung ohne leckerchen und futterbelohnung!
eine armselige angelegenheit.
die kleinen dinger können aber noch viel mehr, als dem hund das lernen schmackhaft zu machen.
denn jedes keks kann mindestens fünf verschiedene funktionen erfüllen.
wenn man sie gezielt einsetzt.
1. feedback
am häufigsten verwenden wir die leckerchen als belohnung, wenn der hund was richtig gemacht hat.
für den hund ist das ein feedback: ja, genau das war richtig!
das feedback ist wichtig, weil der hund ja am erfolg oder misserfolg seines verhaltens lernt,
was ihm was bringt und was er daher öfter macht.
wenn wir uns klar machen, dass die leckerchen für den hund wichtiges feedback und information sind,
dann fällt es uns auch leichter, sie genauer zu verabreichen.
die große gefahr ist ja, dass unser feedback sehr schlampig ausfällt
und sich daher der hund nicht auskennt, was denn nun erwünschtes verhalten ist und was nicht.
wenn wir dem hund das leckerchen auch dann geben, weil er sich halt bemüht (und es trotzdem falsch gemacht) hat,
weil wir das keksi schon in der hand haben oder
weil der hund uns so lieb anschaut,
dann muss uns klar sein, dass das feedback für den hund sehr verwirrend ausfällt
und ihn am lernen sogar hindern kann.
2. suchspiel
mit leckerchen lassen sich ganz einfach tolle schnüffelspiele machen.
da muss man dem hund gar nicht erst lange beibringen, was er suchen soll.
wenn das leckerchen schmackhaft genug ist, hat er die motivation sowieso schon.
er muss nur lernen, dass das leckerchen nicht mehr beim menschen ist,
sondern er es irgendwo in der wiese, im wald, im garten,…. suchen muss.
auf diese weise bekommt der hund wunderbare und hundegerechte auslastung für den kopf.
wenn die suchaufgabe anspruchsvoll genug ist.
denn die große gefahr bei den leckerli-suchspielen (wie auch bei anderen formen der nasenarbeit) besteht darin,
dass sie zu einfach ausfallen oder der hund erst gar nicht mit der nase arbeitet.
(mehr zu dem thema und wie man die nasenarbeit sinnvoll nutzen kann, gibt es demnächst im kostenlosen webinar „3 tipps, wie nasenarbeit besser wirkt“, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst:
3. lockmittel
sehr gerne werden leckerchen verwendet, um den hund mit sich zu locken.
besonders beliebt: leckerchen in der hand halten, damit der hund neben einem her läuft.
das kann in manchen situationen praktisch oder sogar ein hilfsmittel in der not sein:
wenn ich zum beispiel einen hund von einer spannenden stelle weglocken muss
oder mit ihm an lockerer leine rasch eine straße überqueren möchte,
und er im leinentraining noch nicht so weit ist.
die gefahr besteht darin, dass der mensch sich zu lange oder zu häufig auf das locken verlässt
und der hund dann das falsche lernt:
er läuft an der leine nur dann locker mit, wenn der mensch ihm ein keksi vor die nase hält,
oder führt ein signal oder ein erwünschtes verhalten erst aus,
wenn der mensch in den leckerlibeutel greift.
ohne leckerli macht er’s dann nicht.
weil er’s nämlich gar nicht gelernt hat.
während leckerli als lockmittel für den absoluten anfang einer übung und für den notfall völlig ok sind,
müssen sie dann rasch abgebaut und durch richtiges feedback ersetzt werden.
sonst besteht die gefahr, dass der hund auf ewig nur an der futterhand hängt
und ohne keksi gar nichts macht.
4. stimmungsheber
kann man leckerchen auch „einfach nur so“ geben?
natürlich.
der hund weiß das sicher zu schätzen, wenn er gelegentlich gratis kekse kriegt
und nicht erst lange was machen muss dafür.
sie tragen dann dazu bei, eine positive stimmung zu schaffen
(die sich auf die gesamtsituation überträgt)
und eine entspannte beziehung zum menschen zu fördern.
man kann sie auch dann gut einsetzen,
wenn man dem hund eine für ihn etwas unangenehme situation schmackhaft machen möchte
oder er eine sache etwas befremdlich findet.
wenn dann kekse rumliegen oder großzügig verteilt werden,
ohne dass der hund etwas bestimmtes machen muss,
kann das schon helfen.
die gefahr besteht darin, dass man dauernd und wahllos kekse verteilt
oder den hund den ganzen tag lang vollstopft damit.
sie verlieren dann nämlich ihren stellenwert als etwas besonderes
und können auch nicht mehr als feedback für richtiges verhalten (wie in punkt 1 genannt) genutzt werden.
womöglich zieht man sich sogar unarten und aufmerksamkeitsheischendes verhalten heran.
also vorsicht.
5. vorfreude
der hund weiß sofort, ob leckerchen im spiel sind
und ob es sogar besonders leckere kekse sind, die er sich grade verdienen kann.
allein dieses wissen weckt im hund eine positive erwartungshaltung.
sie steigert seine motivation und macht den menschen interessanter.
man kann das durchaus gezielt nutzen und für eine bestimmte übung besondere happen dabei haben.
der rückruf zum beispiel profitiert im training sehr davon,
wenn der hund sich mehr als nur die normalen kekse verdienen kann
und daher freudiger angelaufen kommt.
schwierig wird es nur dann,
wenn der hund vor lauter vorfreude überdreht und hektisch wird
(dann lieber weniger aufregende keksi verwenden)
oder wenn man sich auf die besonderen leckerchen verlässt und das training vernachlässigt.
die fünf funktionen existieren natürlich nicht streng getrennt voneinander, sondern können auch kombiniert genutzt werden.
wie wäre es, wenn die belohnung für einen prompten rückruf mal nicht einfach das leckerchen wäre,
sondern ein suchspiel nach einem leckerchen?
oder wenn der hund zwar mit dem keksi vor der nase an einer heiklen stelle vorbei gelotst wird,
danach aber gleich wieder die leckerchen ganz gezielt als belohnung dafür bekommt, dass er schön an lockerer leine läuft?
wenn man sich gut überlegt, in welcher funktion man das leckerchen einsetzt,
und man die verschiedenen möglichkeiten bewusst nutzt,
kann die hundeerziehung (und der hund) davon nur profitieren.