kann dein hund kooperation?
erziehst du deinen hund ohne druck?
da sagst du nun sicher zweimal ja.
würd ich ja auch sagen.
fakt ist aber: es stimmt vielleicht gar nicht.
jedenfalls nicht, wenn man deinen hund fragt.
(spoiler-alert: mein merlin würde nein sagen. später mehr dazu)
es kommt nämlich völlig auf den hund an:
darauf, wie der ist: also wie eigenständig, wie sicher, wie sensibel oder eben jeweils nicht.
es kommt auf seine vorgeschichte an:
was er gelernt hat.
was er übers lernen gelernt hat.
was er mit menschen ganz allgemein verbindet.
was er mit dir verbindet.
wer einen sogenannten angsthund hat, weiß genau, wovon ich rede.
wer einen hund aus einer streuner-population aus dem auslandstierschutz hat, wird auch bestätigen, dass kooperation nicht jedem hund in die wiege gelegt ist.
und wer einen „sturen“ hund hat oder einen, der nicht immer so gut hört, wie man möchte, der sollte unbedingt weiterlesen.
ein kleiner test
oder vielleicht mögt ihr erst mal einen kleinen test machen, ob euer hund denn nun ein kooperationsmuffel oder -meister ist?
ich hab hier – völlig kostenlos – den test „wie kooperativ ist dein hund“ für euch.
schnelle 5 fragen, gleich gemacht und eine tendenz ist jedenfalls klar.
(eine ausführlich auswertung gibt es dazu auch).
es ist nämlich gar nicht selbstverständlich, ob dein hund mit dir zusammenarbeiten
a) kann
b) will
vielleicht kurz ein wort zum begriff kooperation:
ich versteh darunter ein mensch-hund-team, die zusammen und in gegenseitiger unterstützung (ok, meist muss der mensch den hund etwas mehr unterstützen) den alltag und neue situationen bewältigen.
wo einer auf den anderen aufpasse,
wo der hund sich am menschen orientiert, wenn er nicht weiter weiß oder wenn es heikel wird.
kurz gesagt: ein aufmerksamer hund, ein aufmerksamer mensch, die wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können.
und das ist gar nicht so einfach, wie es klingt.
merlin und das wasser
nehmen wir meinen merlin.
der bursche kam im alter von einem guten jahr zu mir und dass er als border-collie besonders schlau sein und extrem rasch lernen soll, hat sich bis zu ihm nicht herumgesprochen.
es war jedenfalls nichts davon zu merken.
wir haben ein paar tage gebraucht, bis so was simples wie ein „sitz“ in einem innenraum gut klappte.
nicht etwa, weil merlin nicht schlau wäre.
sondern weil er offenbar eine lernblockade hat.
weil er in dem moment, wo ein mensch auch nur irgendwas von ihm will, das sofort als druck wahrnimmt und mal schnell ins meidverhalten schaltet.
was in seiner vorgeschichte das ausgelöst hat, lässt sich nicht rekonstruieren.
man kann aber davon ausgehen, dass für ihn schon mal zu viel druck dabei war.
(so ganz ohne grund tritt ein meideverhalten ja nicht auf…)
auch zu neuen dingen hält merlin oft lieber abstand.
bäche oder teiche sind ihm zum beispiel suspekt.
auf die idee, da auch nur eine pfote reinzusetzen, würde er freiwillig im leben nicht kommen!
er wird ja schon nervös, wenn meine wasserratten-mädels reinspringen und rumplanschen.
hab ich versucht, ihn reinzulocken?
ja klar, keksi hinhalten, selber im wasser stehen, geduldig warten….
nichts da.
da verschmäht er selbst das beste keksi (obwohl er sonst das fressverhalten eines labradors hat!)
für merlin heißt das nämlich:
sie will was von mir und das macht druck!
und druck hält er gar nicht aus.
da macht er zu und weicht zurück.
ja, so ne kleinigkeit macht ihm schon druck!
(vielen anderen hunden übrigens auch… sie zeigen’s vielleicht nicht ganz so deutlich)
also kein wasser bitte.
bis gestern!
was gestern anders war?
ich hab’s erst gar nicht mehr versucht.
(zumindest nicht offenkundig 🙂 )
aber andere hunde waren dabei, inklusive seiner besten freundin –
was auch noch nicht reichte, ihn ins wasser zu locken.
doch dann wurde er eine weile zeuge, wie die immer spannendere dinge aus dem wasser fischten,
zuletzt lachscreme auf schwimmenden blättern im wasser
…und dann konnte er doch nicht mehr widerstehen!
er hat seine motivation für den schritt ins wasser gefunden.
und er hat eine gelegenheit zum ausprobieren geboten bekommen,
ohne dass da jemand druck gemacht hat.
hurrah, das wasser ist doch nicht so schlimm. ein erfolgserlebnis!
chancen zur kooperation bieten
warum ich das alles erzähle?
weil es so eine wichtige lektion beinhaltet.
denn oft genug sind wir menschen es, die dem hund im weg stehen mit dem, was wir grade unbedingt wollen.
je mehr wir was wollen,
je mehr druck wir aufbauen, damit der hund tut, was er tun soll,
je mehr wir ihn zu kontrollieren versuchen,
desto weniger geht.
das gilt besonders für die unsichern hunde, aber genauso auch für die eigenständigen, die sicheren, die eigenwilligen, die „sturen“, die „aufsässigen“.
fast immer steckt dahinter, dass wir ihnen gar nicht die chance zur kooperation geben,
die chance, von sich aus draufzukommen, was richtig ist (und das natürlich tüchtig zu belohnen)
und den sicheren rahmen für ihre entdeckungen.
ihr wisst ja: das geheimis der hundeerziehung besteht darin, den hund dazu zu kriegen, freiwillig und gerne das zu machen, was wichtig und richtig ist. und das geht ohne druck allemal besser!