hunde und radfahrer sind nicht unbedingt die beste kombination.
da gibt es auch immer wieder unangenehme begegnungen.
radfahrer, die viel zu knapp am hund vorbeizischen.
die fast lautlos und unbemerkt von hinten nahen, so dass man nur noch hoffen kann, dass alles gut geht
(oder mehr oder weniger still und leise vor sich hin flucht).
das passiert leider viel zu oft und daher an dieser stelle ein appell an alle radfahrer:
haltet zum hund so viel abstand, wie ihr zu einem kleinkind halten würdet!
oder zu einem auto, bei dem ihr nicht sicher seid, ob es spur halten wird.
auch an dieser stelle: danke an alle radfahrer, die das sowieso machen und sich rücksichtsvoll verhalten!
noch mehr probleme macht uns hundemenschen aber manchmal der eigene hund.
denn nicht jeder hund kommt mit radfahrern klar.
da gibt es jene, die jeden radfahrer wütend anbellen.
dann die hunde, die sofort hinterherhetzen,
die kaum an der leine zu halten sind, wenn ein radfahrer vorbeizischt.
auch den einen oder anderen, der den radfahrer anspringt und vielleicht sogar schon mal einen sturz verursacht hat.
landläufig wird das verhalten dann schnell als entweder aggression oder jagdverhalten eingestuft.
aber stimmt das wirklich?
ursachenforschung erforderlich
bevor man sinnvoll (!) etwas gegen das unangebrachte verhalten gegenüber radfahrern tun kann, muss eine entscheidende frage beantwortet werden:
welches motiv hat der hund?
schließlich macht der hund nichts ohne grund.
man muss nur den richtigen herausfinden.
einen grund kann man gleich mal ausschließen:
jagdverhalten.
der hund ist ja nicht blöd und weiß genau, dass ein radfahrer keine jagdbeute ist.
mal ganz abgesehen davon, dass man jagdbeute auch nicht vorher anbellt (und warnt!), bevor man sich dran macht, sie zu erlegen.
was ist aber mit den hunden, die tatsächlich ohne bellen einfach hinterher jagen?
nun, auch sie machen sie nicht wirklich auf die pirsch.
was aber sehr wohl der fall sein kann, ist hetzverhalten.
hetzverhalten als ursache?
viele hunde reagieren auf eine schnelle bewegung mit automatischem hinterher hetzen.
beim welpen macht man sich das ja zu nutze, indem man von ihm wegläuft, um ihn zum heranlaufen zu motivieren.
grundsätzlich ist dieser hetzreflex umso größer, je jünger und daher ungestümer der hund ist.
oder aber je gestresster der hund ist!
denn mit dem stresspegel steigt die unbeherrschheit des hundes.
gleichzeitig wird er anfälliger für intensive reize.
kommt dann ein radfahrer daher, reißt es den hund buchstäblich von den pfoten, bevor er noch einen klaren gedanken fassen kann.
was er mit dem radfahrer machen würde, wenn er ihn denn erwischt, wüsste er selber nicht.
es geht ihm ja nur um die bewegung.
drum wär auch das beste gegenmittel gegen das reine hetzverhalten, wenn der radfahrer einfach stehen bliebe.
das macht natürlich selten einer.
mal ganz abgesehen davon, dass es natürlich die aufgabe des hundemenschen ist, sich darum zu kümmern, dass sein hund erst gar nicht hinterherhetzt.
schwierig wird die sache dadurch, dass nicht immer klar ist, ob es nun hetzverhalten ist oder doch was anderes.
manchmal wird ja auch hüteverhalten dahinter vermutet.
das sähe dann recht ähnlich aus: der hund rennt dem rad hinterher oder versucht, es zu umkreisen.
ganz ausschließen kann man das nicht, aber hüten ist als motiv viel seltener als vermutet.
es sind zwar öfter mal hütehunde, die dem radfahrer hinter her fegen.
das liegt aber viel eher daran, dass diese hunderassen für stress besonders anfällig sind und dann insbesondere auf bewegungsreize besonders stark reagieren.
das gute am hetzverhalten als motiv:
wenn man den stress abbaut (inklusive vernünftiger auslastung für den hund) und wenn man dem hund ein passendes alternativverhalten beibringt und ausreichend positiv bestärkt, lässt sich das ganze recht schnell in den griff kriegen.
anders sieht die sache beim zweithäufigsten motiv für probleme mit radfahrern aus.
die angst im hintergrund
wenn der hund radfahrer wütend verbellt,
wenn er sich am liebsten auf sie stürzen würde oder nach ihnen schnappt,
dann ist das motiv dahinter schlicht eines:
angst.
angst, die sich in abwehrverhalten ausdrückt.
das ist nämlich das einzige, was dem hund den radfahrer wirksam vom leib hält – seiner erfahrung nach.
ich hab mal mit einem großen mischlingsrüden gearbeitet, der tatsächlich schon mal auf einen radfahrer hingesprungen war, so dass der zu sturz kam. vorgestellt wurde er mir als „der hasst radfahrer eben“.
spannend wurde es, als wir versuchten, seine tolerierbare geschwindigkeit herauszufinden.
mit spaziergängern hatte er nämlich kein problem.
wären langsame radfahrer ok?
oder jemand, der ein rad schiebt?
nun, die ursache wurde schnell offenkundig:
der hund zeigte einem ruhig stehenden fahrrad gegenüber deutliche zeichen von angst und traute sich nicht näher als 3-4m ran.
kein wunder, dass er dann heftig wurde, wenn er sich von einem fahrrad in hohem tempo „angegriffen“ fühlte!
wenn angst und abwehrverhalten die ursache für sein verhalten sind, dann muss man natürlich erst mal die angehen:
also dem hund sicherheit vermitteln und ihm zeigen, dass radfahrer keine gefahr sind – und zwar schrittchenweise
(am besten unter fachgerechter begleitung).
bis dann irgendwann ein radfahrer kein großes thema mehr ist.
was man tut, wenn nicht nur radfahrer, sondern auch jogger oder fremde menschen generell ein problem sind, dazu gibt es dann nächste woche mehr im blog.
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