„ich weiß nicht, was ich tun soll. mein hund läuft immer vor mir, wenn wir spazierengehen, und das ist doch ein problem, oder?“
diese frage hab ich erst kürzlich wieder gestellt bekommen und sie ist gar nicht so selten, wie man vielleicht denken sollte!
die antwort darauf ist gar nicht so klar, wie man jetzt vielleicht erwartet.
das logischste wäre ja wohl ein: „kein problem, das ist ganz normal“.
was es ja auch ist.
da kommen aber auch noch ein paar andere aspekte mit ins spiel.
die wollen wir uns mal kurz anschauen.
zuerst aber hören wir nochmal genauer hin, warum das manchen menschen sorgen macht.
da gibt’s einerseits die, die fälschlicherweise glauben, dass der hund an der leine auch immer bei fuß gehen muss.
in dem fall ist es also schlicht eine fehlinformation, ein verkehrtes bild im kopf oder ein übertriebener anspruch ans „brav sein“ und das lässt sich schnell mal aus der welt räumen.
wenn erst mal klar ist, dass der hund zwei unterschiedliche dinge können soll (neben vielen anderen): nämlich bei fuß gehen, also direkt neben dem menschen (ob mit oder ohne leine) und an lockerer leine laufen, egal ob vor, hinter oder neben dem menschen. hauptsache die leine ist locker.
letzteres ist an der leine ja der „normalzustand“.
langsamer mensch, schneller hund
einfach deswegen, weil hunde ein höheres grundtempo haben als der mensch, also schneller dran sind.
zum glück schnüffeln sie auch viel, da kann dann der mensch wieder aufholen und mit etwas korrektem leinentraining spielt sich das gut ein.
andererseits gibt es aber auch (gar nicht so wenige) menschen, die gehört haben, dass es ein zeichen von dominanz wäre, wenn der hund vor ihnen läuft, und die machen sich deswegen sorgen.
gar nicht unbedingt deswegen, weil sie so sehr auf das alpha-männchen-gedöns wert legen. aber eine gute führungsperson für ihren hund wollen sie doch sein.
und sollte dann nicht der hund neben oder hinter ihnen laufen?
bevor wir darauf genauer eingehen ein kleiner hinweis: was eine wirklich gute führungsperson für den hund ausmacht, das ist umfassendes thema am 3. juli im kostenlosen webinar „hunde souverän führen – wie geht das wirklich?“, du kannst dich gleich hier dazu anmelden:
hund vorne ist nicht immer OK
wegen der dominanz muss man sich keine sorgen machen. die ist ja bei hunden ganz anders als lange zeit gedacht und keine hierarchische rangordnung, schon gar nicht in einer gruppe mit dem menschen.
in aller regel ist es also völlig in ordnung, wenn der hund vor dir läuft, egal ob an der leine oder ohne.
es darf auch gern weit vor dort sein, wenn dein hund flotter unterwegs ist (und der rückruf klappt!)
allerdings gibt es auch hundetypen oder situationen, wo die denkbar schlechteste position für deinen hund die ein paar meter vor dir ist!
das kann manchmal ganz schön brenzlig werden und bedeutet dann – neben anderen dingen – auch immer eins:
du hast deinem hund grad bewiesen, dass du als führungsperson herzlich wenig taugst.
was natürlich nicht dazu führt, dass er sich bei einem nächsten mal vertrauensvoll an dir orientieren wird.
da nimmt er dann die sache lieber wieder in die eigene hand und wir wissen ja: das ist nicht immer das beste.
wann also sollte der hund keinesfalls vor dir laufen?
1. das offensichtliche
wenn der hund sich oder andere in gefahr bringen könnte, hat er vor dir nichts verloren!
zum beispiel wenn ihr aus dem haus gleich auf eine stark befahrene strasse treten müsst, dann zischt natürlich nicht dein hund an langer leine als erster durch die tür.
oder wenn ihr an eine ecke kommt, wo du nicht weißt, wer oder was dahinter ist und dein hund einer katze nachsprinten oder einem radfahrer vor die räder rennen könnte, dann bleibt er logischerweise schön brav hinter oder neben dir.
dazu ist nun tatsächlich führungskompetenz von dir gefragt: also umsicht und ein rechtzeitiges (und freundliches!) sortieren deines hundes in die richtige position. das spart allen beteiligten viel kummer.
2. der unsichere
wer voran läuft, ist der erste, der sich einer neuen situation stellen muss, wenn sich eine ergibt.
eh klar, sich in die sicherheit hinter dem rücken eines anderen zurückziehen, das kennen wir menschen ja auch.
hunde sehen das nicht viel anders.
eine „geh du voran“ kann auch bei ihnen ankommen als ein „stell du dich der gefahr, ich warte erst mal ab“.
es gibt durchaus hunde, die lassen sich da nicht zweimal bitten.
oder die wissen eh, dass da keinerlei gefahr im alltag lauert.
aber dann gibt es da auch die unsicheren.
diejenigen, die schnell mal überfordert sind, wenn etwas ungewohntes auftaucht
oder wenn man in unbekannten gefilden unterwegs ist.
denen kann es tatsächlich in manchen momenten zuviel werden, wenn sie die speerspitze bilden
viele suchen von sich aus dann die nähe des menschen, aber nicht alle.
denn die aufregung (die damit ja verbunden ist) oder einfach nur ihre schnelligkeit treiben sie vor,
in die position ein paar meter vor den menschen, die sie dann aber in manchen momenten überfordert.
das heißt jetzt nicht, dass ein manchmal unsicherer hund dauernd bei fuß laufen muss.
es bedeutet nur, dass man als mensch immer ein auge drauf haben sollte, ob der hund auch mit allem zurechtkommt und wann es denn klug wäre, ihn zu sich zu holen und ihm zu signalisieren, dass man als mensch aufpasst und der hund sich entspannen kann.
3. der klassiker
die klassische situation, wo oft was schief geht mit dem vorne weg laufen, sind hundebegegnungen.
und zwar in den unterschiedlichsten konstellationen.
das kann wie oben geschildert der unsichere sein, der sich überfordert fühlt, wenn er sich dem entgegenkommenden hund als erster stellen soll.
es kann der stürmisch sein, der ungestüm auf den anderen zu zieht und dann kaum mehr zu halten ist.
es kann sogar der ganz friedliche sein, der dann von einem anderen hund bedrängt wird und als mensch ist man dann zu weit weg, um sich schlichtend dazwischen zu stellen.
bei hundebegegnungen empfiehlt es sich also (fast) immer, den hund erst mal neben sich zu holen, die sache in ruhe zu betrachten und dann erst zu entscheiden, wie man weiter vorgeht: ob der hund eh wieder vorlaufen darf, ob er gar abgeleint wird und sozialkontakt haben kann, ob man ausweicht oder den anderen vorbei lässt oder was immer.
(gilt natürlich nicht, wenn es zwei hunde sind, die sich eh kennen und sowieso nur gemütlich aneinander vorbeitrotten oder so.)
auch dabei ist umsicht gefragt und der mensch muss rechtzeitig aktiv werden – sonst ist es nämlich meist zu spät und der hund hört womöglich gar nicht mehr auf einen. aber das gehört zur guten führungsperson dazu, die weise voraussicht, wann man was tut.
was zur guten führungsperson sonst noch alles dazu gehört, dazu gibt es dann weitere infos und tipps im webinar „hunde souverän führen – wie geht das wirklich?“.