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by brigid

März 6, 2022

hund ignoriert dich

es ist nervig, wenn der hund dich ignoriert.
für manche auch frustrierend, enttäuschend oder auch nur schwierig im alltag, damit zu recht zu kommen.
gleichgültig lässt einen das jedenfalls nicht.

gleich vorweg:
lass dir von niemandem einreden, dass es an der „schlechten bindung“ liegen würde.
das ist es garantiert nicht, denn bei bindung geht es weder um aufmerksamkeit noch gehorsam.
(mehr dazu kannst du hier nachlesen)

warum macht er es dann aber?
andere hunde bleiben immer schön ansprechbar,
schauen sich laufend zu ihren menschen um und sind so schön „brav“.
warum ignoriert deiner dich (manchmal) und behandelt dich wie luft?

hund ignoriert dich

das hat drei ursachen.
was sie verbindet:
der hund kann nicht anders, jedenfalls nicht in dem moment,
und es steckt keine böse absicht dahinter.

denn dein hund ignoriert dich vielmehr, …

1. weil er zu aufgeregt ist

je aufgeregter dein hund ist, desto schwerer fällt es ihm,
mit seiner aufmerksamkeit vernünftig umzugehen und sich zu konzentrieren.

meist fällt uns ja genau dann auf, dass der hund nicht mehr gut ansprechbar ist,
wenn irgendeine ablenkung auftaucht oder der hund heftig reagiert.

ein gestresster hund hat aber tatsächlich
– erstens eine veränderte wahrnehmung und nimmt dich nur mehr peripher wahr, weil was anderes seine aufmerksamkeit beansprucht
– zweitens nicht mehr die nötige selbstkontrolle, um auf dich reagieren zu können, wenn andere impulse stärker sind.

er wird von seinen impulsen und stresshormonen gebeutelt,
und kann in dem moment wirklich nicht mehr anders, selbst wenn er wollte.

nun ist das natürlich denkbar ungünstig,
wenn genau in dem moment, wo wir’s brauchen würden,
der hund nicht mehr ansprechbar ist.

besser wird das nur, wenn man den erregungspegel runter kriegt, sowohl allgemein als auch in dem moment.
was man dazu tun kann, dazu gibt es demnächst mehr im kostenlosen webinar „wenn der hund vor lauter aufregung nicht mehr auf dich hört“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst:

 

2. weil er nichts anderes gelernt hat

ganz anders liegt die sache bei einem hund,
der nie gelernt hat, dass es sinn macht, auf den menschen zu hören.

häufig findet man das bei streunerhunden oder solchen,
die nur mangelhaft auf den menschen sozialisiert wurden
und auch danach nicht bei den hundeerfahrensten menschen gelandet sind.

sie brauchen nämlich doppelt und dreimal soviel erziehung mit viel geduld
und noch mehr guten motivation in fressbarer form,
um erst mal lernen zu können, sich am menschen zu orientieren.

es gibt aber auch ganz normal aufgezogene, beim menschen aufgewachsene hunde,
die es mit der aufmerksamkeit nicht so haben.
sie haben schon früh begriffen,
dass ihr mensch alles mögliche von sich gibt und tut,
was für den hund nicht viel zu bedeuten hat –
weil alles dutzendfach wiederholt wird, keine klare kommunikation stattfindet
und der hund nur abspeichert:
„wenn’s mich grad freut, hör ich drauf.
wenn ich wichtigeres zu tun hab, nicht“.

die grundübung für hunde diesen typs wäre,
die kommunikation zwischen mensch und hund auf neue beine zu stellen
und erst mal ein funktionierendes aufmerksamkeitssignal aufzubauen.

wer das gleich angehen mag, kann dazu die (kostenlose) „aufgepasst-challenge“ nutzen
und ein aufmerksamkeitssignal so einüben, dass es auch verlässlich funktioniert.

3. weil er aus selbstschutz dicht macht

schließlich gibt es noch jene hunde,
bei denen das „nicht-hören“ eine art selbstschutz-maßnahme darstellt.

sie haben viel druck oder gar härte erfahren
und machen einfach dicht.

strafbasierte erziehung oder schlicht ein grober umgang mit dem hund
führen ja nicht immer dazu, dass der hund als häufchen elend in der ecke hockt.
sehr viel öfter gehen hunde in die innere emigration,
versuchen den unangenehmen menschen auszublenden
und stellen dazu die ohren auf durchzug.

vor allem im freilauf reagieren diese hunde kaum mehr auf den menschen.
oder nur noch so, dass sie ihn im auge behalten, um immer genug abstand halten zu können.
die wieder anleinen zu können, ist oft nicht so einfach.
nicht selten führt der rückruf bei ihnen dazu,
dass sie sich umdrehen und noch weiter wegrennen
(was allerdings auch hunde tun,  die ohne härte erzogen wurden und das als spiel sehen).

in einem solchen fall hilft nur eine komplette „umerziehung“:
erst des menschen, der zeitgemäße erziehungsmethoden und einen freundlichen umgang mit dem hund erlernen muss.
dann des hundes, der eine neue basis mit dem menschen aufbauen und wieder vertrauen gewinnen muss.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.