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by brigid

Februar 4, 2024

hund hört nicht

der hund hört nicht, ist im entscheidenden moment nicht ansprechbar und tut, was er will.
wer hat das nicht schon mal erlebt?

die natürliche reaktion darauf:
man fängt an mit übungen für die aufmerksamkeit.

(jedenfalls dann, wenn man mehr macht als sich ärger und zu hoffen,
dass es beim nächsten mal besser klappt).

dagegen spricht zwar nichts,
aber in vielen fällen bringt es auch nichts.

nämlich dann, wenn wir entweder das training falsch aufbauen,
den hund falsch einschätzen oder im falschen moment daher kommen.

schauen wir uns die häufigsten fehler mal genauer an:

1.  der kritische moment

am häufigsten beklagen hundemenschen,
dass der hund genau dann nicht mehr hört,
– wenn ein anderer hund zu nahe kommt
– wenn ein wildtier aufspringt
– wenn es an der tür klingelt
und in ähnlichen kritischen momenten.

also in jenen situationen, die den hund überfordern.

wir menschen merken die überforderung daran,
dass der hund kaum mehr ansprechbar ist und nicht auf uns reagiert.

das problem ist in dem moment aber nicht die fehlende aufmerksamkeit,
sondern das eigentliche problem des hundes in dem moment.

das kann angst sein oder frustration,
ein impulsives hetzverhalten oder konditionierte aufregung oder anderes.

die fehlende aufmerksamkeit ist in de moment nur ein symptom eines tiefer liegenden problems.
solange wir das nicht angehen, wird das auch mit der ansprechbarkeit nicht besser.

genauer geh ich auch diesen zusammenhang im webinar „schwieriges verhalten souverän lösen“ ein.

 

2.  falsches timing

den richtigen zeitpunkt zu erwischen, ist in der hundeerziehung immer ein thema.
gemeint ist dabei aber weit mehr als nur das richtige timing der belohnung.

da sind wir zumindest bei den anfangsübungen recht gut, schnell genug zu reagieren.

was uns weniger gut gelingt sind zwei andere dinge:

erstens den hund immer wieder zwischendurch zu bestätigen,
wenn er gerade das richtige tut – zum beispiel von sich aus zu uns herschaut und uns aufmerksamkeit schenkt.

und zweitens, signale – insbesondere ein aufmerksamkeitssignal oder einen rückruf –
nicht nur dann zu geben, wenn es gerade einen guten grund dafür gibt.

sonst lernt der hund in kürzester zeit:
mein mensch fordert aufmerksamkeit von mir,
also muss sich was spannendes tun, muss was aufregendes los sein – wo ist das denn?

wir bringen ihm also bei, auf unser signal hinauf
mit der aufmerksamkeit von uns weg zu gehen und die umgebung zu scannen.
genau das, was wir nicht wollten.

wichtig ist daher,  dass wir ein aufmerksamkeitssignal oder ein rückruf-signal
nicht nur sorgfältig aufbauen, sondern auch immer wieder grundlos anwenden
und den hund fürs prompte befolgen belohnen.

(warum ein aufmerksamkeitssignal so zentral und so universell einsetzbar ist, erklär ich hier.
aufbauen kannst du es (neu) mit der kostenlosen „aufgepasst-challenge“ ).

3. gestresster hund

selbst wenn wir im training alles richtig gemacht haben,
bleiben immer noch momente, wo der hund nicht hört.

genauer: wo er nicht hören kann.

wenn nämlich der erregungspegel zu hoch ist,
verändert das die wahrnehmung des hundes.

er hört manchmal buchstäblich nicht mehr
oder aber er hört und zwar physisch noch,
hat aber nicht mehr die nerven, gegen seine impulse anzugehen
und stattdessen das von uns geforderte gelassenere verhalten an den tag zu legen.

unter stress dürfen wir uns dabei nichts furchtbar negatives vorstellen.
stress ist eine normale reaktion auf neues und action im leben.

wenn es aber mehr aufregung wird, als der hund verkraften kann,
wird das im lauf der zeit zum problem.

das sind dann die hunde, die als energiegeladen, stürmisch, sehr aktiv oder ähnliches beschrieben werden,
und die dann eben nicht mehr „hören“.

da kann man noch so gewissenhaft ein aufmerksamkeitssignal einüben,
wenn der hund vor aufregung nicht mehr ansprechbar ist, bringt es nichts.

da hilft nur eines: runter mit der aufregung,
ruhe reinbringen.
und schon hat man wieder einen ansprechbaren hund.

(wie der stressabbau am besten klappt, erfährst du im kurs „cooler hund“)

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.