wenn der hund zwickt und grob wird, wenn man mit ihm spielt, ist das kein spaß.
wirklich mühsam wird es, wenn er das dann in allen möglichen lebenslagen tut:
wenn man ihn am sofa streicheln will.
wenn kinder rumlaufen oder füße sich zu schnell bewegen.
oder einfach nur, wenn man abends gemütlich am sofa sitzen mag, in aller ruhe.
doch da kommt der hund und nix da mit ruhe.
er quengelt ein bisschen rum, man schiebt ihn weg oder versucht auch nur, ihn zu ignorieren… da wird er grob und packt einen ärmel oder knabbert an der hand oder zwickt gleich richtig zu.
dabei hat der hund natürlich keine bösen absichten.
er tut es nicht, weil er sich wehren muss (zumindest meist nicht, außer du bist übergriffig)
oder gar, weil er aggressiv wäre.
ganz im gegenteil: es hat sich einfach eingebürgert, dass er das so macht.
aber warum?
nun, dafür sind die folgenden 3 dinge verantwortlich:
1. aufregung und stress
du weißt ja, dass kauen dem hund dabei hilft, stress abzubauen.
nun, das hat natürlich einen guten grund: weil in der aufregung und der damit einhergehenden emotionalität eine orale betätigung angeregt wird.
salopp formuliert: das maul muss dann was zu tun kriegen.
(ist bei uns menschen ja nicht viel anders: im stress fangen wir an, essen in uns reinzusotpfen oder zu rauchen oder fingernägel zu kauen oder so).
man redet beim hund ja sogar davon, dass er „maulig“ wird, also was im maul haben muss oder rumknabbern möchte.
ganz typisch: der hund, der an der leine zu gestresst wird, fängt oft an, an der leine zu beißen.
oder eben der hund am abend (wo ja oft der stresspegel des tages sich aufgebaut hat!), der am sofa beim streicheln sofort anfängt, die hand zu haschen, dran zu knabbern oder zu zwicken.
da hilft es dann natürlich nicht, zu schimpfen!
denn erstens macht das den stress noch größer und zweitens erlebt der hund das als bestätigung
(siehe punkt 3).
da muss erst mal der stress runter, die hektik weg und der hund zur ruhe kommen.
(am besten geht das übrigens mit dem kurs „cooler hund“)
2. falsches spielen
wenn ein hund von klein auf gelernt hat, dass die menschlichen hände spielzeug sind und man damit rummachen kann, warum sollte er das später plötzlich lassen, nur weil es jetzt nicht mehr als „niedliches“ verhalten eines welpen durchgeht?
beim rangeln zwischen hund und mensch passiert es leicht mal, dass der mensch etwas grob wird – einfach, weil er seine eigene kraft schlecht einschätzen kann und die subtilen körpersprachlichen signale des hundes nicht mitkriegt.
dadurch wird das spiel schnell sehr wild und aufgeheizt udn dann wird natürlich auch der hund grob und lernt dabei: so ist das völlig ok, so macht man das.
so ganz nebenbei speichert er ab: die hände des menschen sind sehr aufregend, sie stehen für wildes herumrangeln.
er kippt dann leicht mal ins rangeln, wenn man eigentlich nur in aller ruhe seine pfoten sauber machen will – jedenfalls dann, wenn er das ein wenig unangenehm oder aufregend erlebt.
also von anfang an klar stellen: hände sind kein spielzeug!
wenn man sie beim spielen einsetzt, dann am besten nur dazu, um dem hund dinge zu verstecken, die er dann suchen kann.
3. aufmerksamkeit als belohnung
wenn der hund grob wird oder einen an der hose oder am ärmel packt, dann passiert eine sache unter garantie:
er bekommt dafür aufmerksamkeit!
er wird also für sein verhalten belohnt.
ob das nun so aussieht, dass man ihm den hosenstoff aus dem maul windet, kurz quietscht, wenn er einen gezwickt hat,
ob man schimpft oder versucht, ihn abzulenken, was auch immer….
es ist aufmerksamkeit und damit belohnung.
ignorieren geht dabei auch nicht. denn erstens schafft man das oft gar nicht.
und zweitens wirkt das ignorieren ja so, dass der hund dann sein verhalten erst mal heftiger ausprobiert.
also vom sanften zwicken zum festen zupacken geht, weil ja die erwartete reaktion ausblieb.
und spätestens dann wird es ungemütlich!
(außer man hat sich gewappnet, ihn mehrere schichten dicken stoff von kopf bis fuß gepackt und kann das dann konsequente ignorieren).
jede weitere reaktion jetzt bestätigt den hund nur noch weiter.
und zwar auch darin, wilder und grober zu werden, wenn er nicht gleich eine reaktion bekommt!
was tun?
am besten wär es natürlich, sich das problem erst gar nicht heran zu ziehen, also:
– keine spiele mit den händen
– sofort aufhören und weggehen, wenn man nur ein zähnchen spürt
– stress erst gar nicht so ausufern lassen
wenn man das verpasst hat und das problem bereits da ist, dann hilft meist nur eines:
man muss mit allen (natürlich positiven) methoden sicherstellen, dass erst gar keine situation entsteht, wo der hund sich mit zwicken und „beißen“ wieder seine aufmerksamkeit und seine belohnung holt.
in einfacheren fällen reicht es, zu beobachten, wann das üblicherweise auftritt und dann die situation zu entschärfen, in dem man die phase des tages ruhiger gestaltet und dem hund rechtzeitig einen großen kauknochen gibt, damit er sein kaubedürfnis stillen und dadurch zur ruhe kommen kann.
und natürlich verschwindet man beim ersten anzeichen von unruhe sofort, ohne dem hund aufmerksamkeit zu schenken.
in hartnäckigeren fällen muss man auch räumliche trennung organisieren, zum beispiel über kindergitter oder ähnliches. damit der hund zum beispiel abends gar nicht aufs sofa kann, wenn er dort immer gleich mit zwicken und knabbern anfängt. oder damit er mal in einem ruhigen raum (bevorzugt dem, wo er normalerweise sowieso schläft) etwas runter kommen und sich beruhigen kann.
in jedem fall aber geht nichts ohne stressabbau. denn das zu grunde liegende problem ist ja, dass der hund so aufgedreht ist, dass er hektisch wird und dann eben knabbern und beißen anfängt. also unbedingt alles tun, damit der stresspegel wieder sinkt.