gutes benehmen unter hunden kennt man auch unter einem anderem begriff: souveränes sozialverhalten. letzten endes bezeichnet beides das selbe: der hund weiß, wie er sich einem anderen gegenüber so verhält, dass beide seiten sich damit wohl fühlen.
machen das hunde nicht sowieso?
und machen sie sich das im zweifelsfall nicht sowieso untereinander aus?
mitnichten!
denn erstens gibt es unterschiede zwischen den hundetypen und zweitens sehr verschieden entwickeltes sozialverhalten
schauen wir uns daher als erstes mal an, welche 3 faktoren über das sozialverhalten eines hundes entscheiden.
1. die hundenatur
einige elemente, die auch beim sozialverhalten mitspielen, sind dem hund angeboren.
wie draufgängerisch oder scheu er ist, ist zu einem teil charaktersache und prägt, wie er auf den anderen hund zugeht.
es gibt hundetypen, die sehr direkt und distanzlos in einen kontakt hinein gehen (in aller freundlichkeit)
und andere wiederum, die das als grob oder unhöflich erleben und selber viel reservierter sind.
man denke nur an den „typischen“ ungestümen jung-labrador, der auf einen sensiblen collie losstürmt.
wobei es auch umgekehrt geht: der aufgeregte collie, der auf den zurückhaltenden jung-labbi zustürzt.
als gutes benehmen geht das beim jeweils ruhigeren der beiden typen nicht durch.
rassecharakteristika sind dabei nur bedingt aussagekräftig.
meist sind die unterschiede innerhalb einer rasse von hund zu hund mindestens so stark ausgeprägt,
wie die zwischen hunden unterschiedlicher rasse(mischungen).
ebenfalls angeboren und mit zu berücksichtigen sind dabei das aussehen bzw. die ausdrucksmöglichkeiten der hunde.
mimik und körperform spielen ja in der kommunikation eine große rolle.
die schwarz umrandeten, womöglich hellblauen augen eines huskys, die hervorquellenden vom mops oder die im haarschopf verschwundenen bei einem mudi oder ähnlichem können schon mal zu gehörigen missverständnissen führen
die deutsche hundeforscherin feddersen petersen hat beispielsweise das kommuniktionsverhalten von pudeln mit jenem von pudelwölfen (einer kreuzung von wölfen und pudeln, die für eine domestikationsstudie an der uni kiel gezüchtet worden waren – was hoffentlich heute keiner mehr tun würde) untersucht und festgestellt, dass die kommunikation sehr problematisch verlief: die pudel hatten einfach zuwenig mimische möglichkeiten im vergleich zu den pudelwölfen und benahmen sich daher ungewollt „daneben“, was zu konflikten führte.
2. die hundeerfahrung
das sozialverhalten wird zu einem wesentlichen teil in der sozialisationsphase und in den erfahrungen, die der hund auch danach mit unterschiedlichsten hundebegegnungen und typen sammelt, geprägt.
bestimmte elemente wie das beschwichtigungsverhalten werden überhaupt erst durchs ausprobieren und die erfahrung im umgang mit anderen (souveränen) hunden gefestigt und dann sicher angewendet.
je mehr kontakt ein junger hund mit sozial kompetenten und unterschiedlichsten hunden hat, desto besser.
die betonung liegt dabei auf „sozial kompetenten“.
wenn er nur mit rüpeln ohne benehmen rumläuft, bringt das nichts.
im gegenteil: er lernt dadurch nur, selber zum rüpel zu werden oder sich vor anderen hunden zu fürchten.
wichtig ist daher, dass welpen und junge hunde zwar gelegentliche spielmöglichkeiten mit gleichaltrigen haben,
dass sie aber vor allem gutes benehmen gegenüber anderen hunden lernen,
und dazu müssen sie kontakt zu erwachsenen, gelassenen hunden mit souveränem sozialverhalten haben.
dazu zählt bei weitem nicht jeder erwachsene hund.
und auch hunde, die sonst gutes benehmen haben, finden den umgang mit welpen öfter schwierig oder überfordernd.
den automatischen „welpenschutz“ gibt es nämlich nicht.
genausowenig, wie jedes „maßregeln“ von einem erwachsenen hund gegenüber einem welpen immer richtig oder immer verkehrt wäre.
man muss also schon genau hinschauen, von welchem hund der eigene welpe seine manieren lernt.
3. die menschliche begleitung
das bringt uns zum dritten punkt:
der mensch hat ebenfalls einen großen anteil daran, ob der hund gutes benehmen entwickelt oder nicht.
denn wie sich der hund mit seinen angeborenen eigenschaften in hundebegegnungen behaupten kann
und welche hundeerfahrungen er sammelt, liegt ja wesentlich in der hand des menschen.
zwei fragen sollte wir uns dabei immer stellen:
erstens: welchen begegnungen setze ich meinen hund aus?
hunde müssen ja nicht jedem hund guten tag sagen können und mit jedem hund spielen (müssen).
ich für meinen teil werd den teufel tun und meinen hund von einem anderen über den haufen rennen lassen (auch nicht im spiel).
und keine meiner hündinnen muss sich von einem aufdringlichen rüden bedrängen lassen.
zweitens: welches verhalten meines hundes lasse ich zu?
dass der eigene hund andere nicht drangsaliert, ihnen sein spielverhalten aufdrängt oder sie gar mobbt,
liegt klarerweise in der verantwortung des menschen.
und dabei geht es nicht mal nur um den schutz des anderen,
sondern ganz genauso darum, schlechtes benehmen des eigenen hundes nicht noch zu fördern.
damit man die umgangsformen des eigenen hundes anderen gegenüber in die richtigen bahnen lenken kann, braucht es natürlich einerseits ein gerüttelt maß an kenntnis des ausdrucks- und sozialverhaltens von hunden. schließlich soll man ja nicht jeden kontakt vermeiden oder dauernd dazwischen gehen, sondenr nur wenn es nötig ist.
andererseits muss man natürlich eine möglichkeit haben, auch wirkungsvoll und rechtzeitig einzugreifen.
nicht zuletzt dafür sind solide grundlagen nötig: man muss den hund auch mal abrufen oder ohne drama zum ruhigen weitergehen bewegen können, damit man gutes benehmen fördert.
doch das ist dann die frage der grunderziehung (schau dazu auch in die „hunde basics“, in denen alles das samt vielem anderen unterrichtet wird).