was ist damit eigentlich gemeint, wenn wir einen hund als freigeist bezeichnen?
das etikett taucht ja gerne dann auf, wenn der hund nicht unbedingt gut auf den menschen hört.
aber natürlich ist nicht jeder unaufmerksame oder „unfolgsame“ hund ein freigeist.
unter einem echten freigeist versteh ich einen, der eigenständig ist
und der sich auch sicher genug fühlt, sein eigenes ding zu machen
und den menschen für seine erkundungen nicht direkt an seiner seite braucht.
es ist der typ hund, der gern mal überlegt,
ob er einem signal nun folge leisten soll und ob das (für ihn) sinn macht.
am meisten macht sich das natürlich bemerkbar,
wenn der hund beim spazierengehen frei läuft und dann eben nicht immer gleich hört.
oder zwar hört, kurz zum menschen schaut und dann weiter seinen eigenen angelegenheiten nachgeht.
nun spielen beim freilauf und beim verlässlichen hören im freilauf eine ganze reihe faktoren mit – und das nicht nur bei den freigeistern – daher schauen wir uns das demnächst gesondert im neuen (kostenlosen) webinar „3 tricks, wie der freilauf besser klappt“ an, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst.
freigeist oder unaufmerksam?
nicht jeder hund, der draußen schlecht „hört“,
der schwer ansprechbar oder sehr unaufmerksam ist, ist gleich ein freigeist.
es könnte genausogut ein hund sein,
– der sehr aufgeregt und überdreht ist
– dem es schlicht an erziehung oder übung mangelt
– oder der der schon gelernt hat, dass er gar nicht hören braucht.
treffen diese dinge nicht zu,
hört der hund einem sehr wohl und womöglich sogar aufmerksam zu,
macht dann aber trotzdem, was er will,
dann gehört er vermutlich zu den freigeistern.
er möchte gern selbst entscheiden,
er hat seinen eigenen willen,
er braucht seinen freiraum und mach nicht eingeengt werden.
freiraum, aber…
per se ist das nicht schlecht, stellt aber gewisse anforderungen an den menschen.
denn dem freigeist einfach nur machen zu lassen, wie er will, geht schief.
klarerweise muss auch der freigeist seiner eigenen sicherheit zuliebe bestimmte regeln einhalten.
die bilden ja die grundlage dafür, dass er dann auch seine freiheiten haben kann.
beim einführen und einhalten dieser regeln, gilt es aber folgendes zu beachten.
1. druck rausnehmen
je größer der hang zur selbständigkeit beim hund ist,
desto mehr neigt der mensch zur kontrolle.
man versucht, den hund durch häufiges ansprechen bei sich
und sein verhalten durch nachdrückliche signale unter kontrolle zu halten.
im hinterkopf schwingt dabei immer die unsicherheit mit,
dass der hund das signal womöglich nicht befolgt.
daraus entsteht eine innere spannung, die sich als druck auf den hund überträgt.
druck entsteht erst recht, wenn man dann noch anfängt,
mit dem hund besonders „nachdrücklich“ zu sprechen,
weil man glaubt, dass er anders schon gar nicht hört.
druck verträgt der freigeist aber gar nicht.
dem entzieht er sich lieber und schaltet die ohren auf durchzug.
im unglücklichsten fall wird der mensch dann noch „nachdrücklicher“
und nichts geht mehr.
2. keine verhandlungen
einfach machen lassen kann man den freigeist natürlich auch nicht.
zumindest ein paar signale sind fürs zuammenleben nötig.
will man den druck vermeiden und freundlich mit dem hund umgehen,
passiert es dann oft, dass man zu verhandeln anfängt.
das signal wird zum vorschlag, der hund überlegt,
der mensch versucht, den hun mit gutem zureden
oder noch besseren leckerchen zum befolgen des signals zu bringen,
der überlegt noch weiter… noch mehr zureden und locken… usw.
verhandlungen mit dem hund bringen nur eines: einen lerneffekt.
dass nämlich ein signal (beim ersten mal) gar nicht wirklich gilt
und dass man umso mehr belohnung durch aufmerksamkeit und leckerchen bekommt,
je länger man nicht darauf reagiert.
hundertmal besser ist es, sich genau zu überlegen,
ob man ein signal überhaupt geben will
oder den hund vor eine klare entscheidung zu stellen
(möchtest du diese oder jene kaustange, links oder rechts lang gehen,…).
doch wenn der mensch mal was verlangt, muss das auch klappen.
3. prinzip freiwilligkeit
der entscheidende trick dabei ist,
bei der erziehung des freigeists von anfang an auf das prinzip freiwilligkeit zu setzen.
das training wird also so aufgebaut, dass der hund meint,
mit seinem verhalten den menschen zum rausrücken von keksi bringen zu können.
er muss sich nur vor ihn hinsetzen, zu ihm gelaufen kommen, die leine locker durchhängen lassen….
und schon bekommt er leckerchen.
beim freigeist ist es besonders wichtig,
das unaufgeforderte richtige verhalten gleich mal zu belohnen
und darauf zu achten, dass er für jede situation eine belohnenswerte „freiwillige“ reaktion parat hat.
natürlich werden dann signal mittrainiert, aber immer ohne druck.
je mehr der hund die nötigen übungen mit positiver motivation erlernt
und das gefühl bekommt „he, ich brauch nur xy machen und schon greift mein mensch zu den keksen“,
desto mehr macht das für ihn sinn und desto bereitwilliger wird er auch später drauf hören.
gilt das nicht auch für alle hunde? klar ist das auch den anderen so lieber.
für die freigeister ist es aber entscheidend.
das leben mit einem freigeist hund an seiner seite ist etwas wunderbares
und bietet uns menschen ziemlich viele lernmöglichkeiten ;-).
umso schöner ist es dann, wenn man mit einem hund,
der nicht von sich aus dem menschen alles recht machen will,
eine enge verbindung entwickelt hat, die im freiraum gewachsen ist.