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by brigid

Juli 16, 2017

leicht hat man es mit ihnen nicht!

mit jenen hunden, die die nase entschlossen auf den boden kleben, die welt um sich herum vollkommen ausblenden und für nichts mehr ansprechbar sind.

ja, so hunde gibt es wirklich!

die meisten schnüffeln ja nur begeistert herum, interessieren sich vielleicht für ein grasbüschel besonders, laufen dann aber locker wieder weiter und sind die ganze zeit imstande, noch zu „hören“, was um sie herum geschieht und was der mensch von ihnen will.

aber was ist mit den extrem-schnüfflern los?

nun, von denen gibt es drei verschiedene sorten.
und als erstes muss man rausfinden, welche von denen man denn grad an der leine hat.

1. der jäger

wer einen jagdlich (stark) motivierten hund hat, hat meistens auch einen, der auf spuren geht und nicht nur auf die sichtung von beutetieren und deren rasches wegrennen reagiert.

ist man mit so einem hund in einem waldstück, das vor frischen jagdspuren nur so wimmelt, dann gibt es in dem moment wenig, was für ihn interessanter wäre!

da geht die nase nach unten und er verfällt in begeistertes schnüffeln.

das typische daran:
der hund schnüffelt nur in wildreichen gegend intensiv.
es geht dabei meist kreuz und quer, die nase zuckt, der hund schnüffelt sich an einer stelle fest, läuft weiter, schnüffelt intensivst an einer anderen.
er nimmt also die verschiedensten spuren und gerüche – oft deutlich erkennbar – einzeln auf.
kann auch sein, dass er auch auf eine frische spur trifft, und der am liebsten folgen würde.

klar ist das super aufregend!

was wiederum heißt: wenn die signale für aufmerksamkeit, herankommen oder auch nur das leinegehen im training nicht auch schon in aufregenden situationen geübt wurden, dann wird es jetzt schwer.

wie immer gilt nämlich: wenn die ablenkung höher ist als der trainingsstand, klappt es nicht mehr.

die lösung:
mit mehr ablenkung trainieren.
ein wirklich gutes aufmerksamkeitssignal aufbauen (z.b. mit der „aufgepasst“-challenge, kostenlos übrigens).
impulskontrolle üben und evtl. ein anti-jagd-training angehen.

2. das nasentier

hunde sind natürlich alle nasentiere, manche allerdings mehr als andere.

sie schnüffeln einfach für ihr leben gerne und würden sooooo gerne die nase häufiger für was sinnvolles einsetzen.

da sie dazu nicht oft die gelegenheit haben, wird eben der tägliche spaziergang dazu genutzt und ausgekostet, was es da alles an spannenden dingen zu erschnüffeln gibt.

da vergisst der hund dann schon mal drauf, die leine locker zu lassen oder noch auf seinen menschen zu hören!

das typische an dieser art hunde:
sie schnüffeln immer und überall gerne, nicht nur in wildreichen gegenden.
ausgenommen dann, wenn sie auf andere weise im kopf beschäftigt werden, dann sind sie meist bei den jeweiligen übungen mit feuereifer dabei.

es sind in aller regel hunde, denen (etwas oder mehr) geistige auslastung fehlt.
vor allem aber fehlt ihnen arbeit für ihre leistungsfähige nase!

die lösung:
dem hund mehr nasenarbeit bieten.
suchspiele veranstalten, fährtenarbeit oder man-trailing machen,
ihn gerüche unterscheiden oder verlorene gegenstände suchen lassen.
alles eben, was seiner nase ordentlich was zu tun gibt.
(zum beispiel mit dem kurs „schnüffelnase“)

natürlich schaden aufmerksamkeitstraining und impulskontrolle auch hierbei nicht.

3. der überforderte

die dritte gruppe sind jene hunde, die oft völlig verkannt werden.

sie gelten als unaufmerksam, stur, eigenwillig, vielleicht sogar schwierig.
weil sie eben lieber rumschnüffeln und gar nicht mehr ansprechbar sind.

dabei schnüffeln die nicht einfach rum, im gegenteil!

sie kleben ihre nase fast schon verzweifelt auf den boden und versinken in ihrer eigenen welt (und klar sind sie dort nur mehr schwer erreichbar).

es sind hunde, die völlig überfordert mit ihrer momentanen situation sind.
nicht bloss ein bisschen überanstrengt, sondern eine überforderung, wo einem alles viel zu viel wird und man einfach nicht mehr im stande ist, sich mit der welt rundum auseinander zu setzen.

sie finden ihre zuflucht im schnüffeln und blenden die umgebung durch extremschnüffeln aus. endlich ist die aufdringliche welt dann ein stück auf abstand gerückt.

das typische an den extremschnüfflern:
das verhalten tritt meist in bestimmten situationen auf,
oft so, dass der hund anfangs noch „normal“ war, dann aber -je länger es dauert und je mehr die anspannung im hund steigt – umso mehr ins extremschnüffeln kippt.

oder aber es ist anfangs in einer neuen umgebung (oder auch nur auf dem ersten teil des spaziergangs) extrem und wird dann besser, wenn der hund sich entspannt.

auch typisch: der hund ist dabei nicht wirklich locker und wirkt wie gebannt von dem, was vor seiner nase liegt.

die lösung für diese hunde:
erst mal raus aus der situation, die ihnen da grade so zu schaffen macht.
und dann arbeiten am stressabbau.
je nach hund, lebenssituation und vorgeschichte kann das auch bedeuten, dass schwierige themen wie ängste oder aggressionsauslöser angegangen werden.

ohne das beheben der ursache wird das extremschnüffeln jedenfalls nicht verschwinden.  das gilt aber für alle drei typen von hund.
das gute: es lässt sich immer was verbessern!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.