eigenständige hunde sind ein segen und ein fluch.
sie sind einerseits unerschrocken, abenteuerlustig und immer für einen neuen spaß zu haben.
andererseits organisieren sie sich gern ihren eigenen spaß, folgen ihrem eigenen kopf und kümmern sich nicht viel um ihren menschen.
stur bezeichnet man sie dann, stuft sie als „schwierig“ ein oder sagt ihnen eine schlechte bindung zu ihrem menschen nach.
nichts davon stimmt.
sie müssen nur ein wenig anders behandelt werden als andere.
wobei: vielen hunden würde es gut tun, wenn man die paar regeln, die ich euch gleich vorschlagen werde, auch bei ihnen anwendet.
was die eigenständigen von den anderen hunden unterscheidet, sind drei dinge:
– sie hängen nicht dauernd an ihrem menschen, wie hunde mit einem starken „will to please“ oder gar unsichere hunde das tun.
– sie finden gerne selber heraus, wie etwas funktioniert, und mögen zu viel anleitung durch den menschen nicht besonders.
– sie müssen den sinn einer übung verstehen (und wenn der in spaß oder futterbelohnung besteht), dann sind sie begeistert bei der sache.
noch etwas unterscheidet ihr leben von dem der weniger eigenständigen hunde:
sie sind viel mehr kontrolle und regeln unterworfen.
und das ist ein jammer!
aus der menschlichen perspektive ist das nachvollziehbar, schließlich muss man irgendwie die kontrolle behalten.
nehmen wir das beispiel freilauf.
der eigenständige hund ist nicht ganz so leicht zu führen, wie ein anderer, der von sich aus beim menschen bleibt.
er hat einen viel größeren radius um den menschen herum (manche empfinden auch einen umkreis von 1km als „bin eh noch in der nähe“)
und wenn er eine spannende spur in der nase hat, folgt er ihr.
drum hängt der eigenständige hund oft an der (schlepp)leine, manchmal sein leben lang.
die alternative dazu ist, etwas mehr energie und hundeverstand in seine erziehung zu stecken.
denn natürlich kann und soll auch der eigenständige hund frei laufen können!
was ihr dafür braucht, ist übrigens demnächst thema im neuen (kostenlosen) webinar „das geheimnis hinterm problemlosen freilauf“,
zu dem du dich gleich hier anmelden kannst:
eigenständige hunde sind ja keine unerziehbaren hunde (falls es sowas überhaupt gibt).
sie bieten bloß keinen kadavergehorsam von sich aus an und wollen ein wenig überzeugt werden.
hier sind mal die wichtigsten drei tipps fürs zusammenleben mit einem eigenständigen hund:
1. kein druck
druck hat in der hundeerziehung sowieso nichts zu suchen.
besonders schlecht reagieren aber eigenständige hunde darauf.
sie machen nämlich zu.
wer also versucht, die eigenständigkeit durch strenge und kontrolle im schach zu halten,
erschafft sich nur einen hund, der unkooperativ wird und auf jede gelegenheit lauert, doch sein eigenes ding zu machen.
er braucht den menschen ja nicht, um sich sicher zu fühlen.
damit dieser hund mit dem menschen arbeitet, statt gegen ihn, muss er das gerne tun.
mit zwang oder druck ist das nicht zu erreichen.
mit belohnung und spaß geht aber viel.
2. klare regeln
was auf den ersten blick wie ein widerspruch klingt, ist keiner.
regeln haben ja nichts mit zwang oder härte zu tun,
es sind einfach spielregeln, die das zusammenleben einfacher machen und an die sich alle halten.
letzteres ist beim eigenständigen hund essentiell:
wenn regeln nur gelegentlich gelten,
wenn das einhalten dem hund nicht verlässlich vorteile bringt,
wozu sollte er sich daran halten?
er fängt dann schnell an, auszusortieren, welche regeln sinn machen und welche nicht,
oder erschafft sich seine eigenen, bei denen er durchaus kreativ werden kann.
meine maroni, die mir viel über das leben mit eigenständigen hunden beigebracht hat,
hatte als junghund mal eine phase, da beschloss sie, dass sie auf den rückruf nur hört, wenn sie mich auch sehen kann.
wir waren noch im aufbau des trainings und sie hatte abgespeichert, dass mein rufen nur in kombination mit meinem anblick galt.
also war ein eigener übungsschritt nötig, um ihr klar zu machen: das rufen alleine reicht auch.
es versteht sich von selbst, dass man sich inkonsequenz bei so einem hund noch weniger leisten kann, als bei anderen.
wo ein anderer hund vielleicht verwirrt fragt „wie möchtest du es denn nun?“,
zieht der eigentsändige hund andere schlüsse und fragt nur „wie leg ich das zu meinen gunsten aus?“.
die faustregel: wenige regeln, die aber bombenfest und superkonsequenz.
(wenige deswegen, damit wir menschen es nicht vermasseln.
der hund kann auch ein paar mehr verarbeiten, das wär nicht das problem).
3. kopfarbeit in eigenregie
in sachen geistiger auslastung, mögen eigentständige hunde am liebsten dinge,
wo sie alleine drauf kommen können, wie es geht.
dauernde anleitung oder gar gegängelt werden, wird ihnen nicht gerecht.
sie laufen zwar manchmal gefahr, dann ein wenig länger zu brauchen,
weil sie oft mal da stehen und sagen „ich weiß eh, wie es geht! lass mich nur machen“,
aber es eben doch nicht jedes mal schon wissen.
das macht aber nichts, denn an ausdauer mangelt es ihnen meist nicht
neben nasenarbeit wie man-trailing oder flächensuche, liegt ihnen auch das freie formen aus dem clickertraining sehr.
(da gibt es übrigens einen neuen kurs dazu, den „clickerspaß“).
denn da können sie durch versuch und irrtum selber drauf kommen, wie es geht,
ganz ohne vorgaben des menschen.
das wichtigste ist es, den eigenständigen hund so zu akzeptieren, wie er ist,
und ihn nicht anhänglicher, folgsamer oder welches wort immer einem einfällt, machen zu wollen.
es geht darum, seine erziehungsmethoden an den hund anzupassen, nicht den hund in ein korsett zu zwängen.
den eines schätzt der eigenständige hund über alles: ausreichend freiraum.
dann ist er ein wunderbarer, kooperativer begleiter, der für jeden blödsinn zu haben ist.