spricht man jemanden auf seine beziehung zum hund an, dann verteilen sich die antworten im wesentlichen auf zwei kategorien:
erstens die schuldbewussten, denen irgendjemand eingeredet hat,
ihr hund hätte eine schlechte bindung, weil er nicht prompt kommt oder nicht verlässlich hört.
(das ist ziemlicher quatsch, weil bindung mit aufmerksamkeit oder „gehorsam“ genau gar nichts zu tun hat,
wie du hier nochmal ausführlich nachlesen kannst).
und zweitens die große mehrheit jener, die im brustton der überzeugung erklären,
ihr hund und sie hätten eine großartige beziehung.
was bei manchen stimmt.
aber bei weit nicht allen würde der hund das auch so sagen.
nicht, dass irgendjemand die unwahrheit sagen würde.
nein, es ist nur so, dass jeder, der seinen hund liebt
(und wer tut das nicht!)
und der im alltag mit ihm halbwegs klar kommt,
automatisch davon ausgeht, das wäre schon eine wunderbare beziehung.
es kommt wohl darauf an, was man sich unter der beziehung zum hund vorstellt.
und ob man überhaupt eine vorstellung davon hat, was da alles möglich ist.
zum beispiel sagen ganz viele kursteilnehmerInnen bei meinen online-kursen für die grunderziehung oder zur problemlösung,
dass sie danach außerdem noch eine viel innigere beziehung zu ihrem hund hatten.
und niemand von denen hätte zu kursbeginn gesagt, sie hätten eine schlechte beziehung zu ihrem hund.
fast immer geht noch mehr, kann es noch inniger werden und die beziehung sich vertiefen.
wenn man was tut dafür…
während man zwar viele anleitungen und tipps zur erziehung von hunden findet,
gibt es aber nur weniges (und noch weniger brauchbares) zum beziehungsaufbau und zur beziehungspflege.
daher widme ich dem thema intesiver in den nächsten tagen eine dreitägige masterclass „hund und mensch“ (via facebook-lives),
zu der du dich hier kostenlos anmelden kannst:
fürs erste wollen wir uns die drei phasen in der entwicklung der beziehung zum hund anschauen:
1. kennenlernphase
egal, ob man einen welpen zu sich nimmt oder ein erwachsener hund einzieht,
die ersten gemeinsamen wochen dienen jedenfalls erst mal dem kennenlernen.
der hund hat in dieser zeit viel mehr zu verarbeiten als der mensch –
für ihn hat sich ja seine gesamte lebenswelt und umgebung grade drastisch verändert.
dafür braucht er einen guten teil seiner energie.
dass es trotzdem so aussieht, als hätte man mit dem neuen lebenspartner von anfang an eine tolle basis,
das liegt vor allem an einem effekt:
hunde sind soziale lebewesen und brauchen mindestens ein/e primäre bezugsperson,
es ist ein grundbedürfnis des hundes, sich an jemand anderen emotional zu binden.
eine bindung entsteht bereits innerhalb der ersten stunde
(eine studie in einem ungarischen tierheim hat sogar nachgewiesen,
dass schon nach 15 minuten eine bindung zu einem bis dahin fremden menschen aufgebaut wurde).
über die qualität der beziehung und das vertrauen ineinander sagt das aber noch gar nichts.
in der kennenlernphase sollte beides ausgewogen platz finden:
sowohl beziehungsaufbau und als auch erziehungsmaßnahmen,
denn natürlich geht auch die erziehung mit dem ersten tag los.
die wichtigsten themen für diese phase der beziehung:
verständigung aufbauen, sicherheit gewinnen, vertrauen fassen.
2. erziehungsphase
ist das kennenlernen und eingewöhnen mal halbwegs abgeschlossen,
konzentrieren sich die bemühungen zuerst (und nachvollziehbarerweise) auf die erziehung des hundes.
schließlich hat der nun vieles zu lernen:
welche spielregeln gelten im haushalt? wie verhält man sich draußen, bei begegnungen mit anderen hunden oder menschen?
der hund muss rückruf und leinenführigkeit erlernen, das ruhige warten, das abgeben von gegenständen und vieles mehr.
gleichzeitig erfährt auch der mensch seine „grunderziehung“ ;-).
nicht nur, dass der sich in dieser phase oft mit dem lernverhalten von hunden
oder mit dem umgang mit unerwünschten verhaltensweisen genauer auseinandersetzt.
der hund bringt ihm auch einiges bei: tür öffnen, wenn der hund davor steht und fiept,
oder was vom essen abgeben, wenn er einen besonders lieb anschaut und ähnliches.
die art und weise der erziehung und des umgangs miteinander prägt zwar die beziehung entscheidend,
für die eigentliche beziehungspflege bleibt in dieser phase erfahrungsgemäß aber weniger zeit.
umso wichtiger ist es, die erziehung freundlich und hundegerecht zu gestalten
(schau dazu vielleicht auch mal in mein buch „gemeinsam und erfolgreich“ rein).
die wichtigsten themen für diese phase der beziehung:
verständnis entwickeln, fairen umgang pflegen, verlässlichkeit aufbauen
3. vertiefungsphase
irgendwann sind die wesentlichsten erziehungsaufgaben erledigt
(auch wenn manche themen noch wesentlich länger aufmerksamkeit erfordern)
oder der mensch gibt sich jedenfalls mit dem erreichten zufrieden ;-).
nun kommt die zeit für all das, wieso man sich einen hund eigentlich ins leben geholt hat:
spaß miteinander, gemeinsam zeit verbringen, ausflüge unternehmen.
und eben diese besondere emotionale beziehung zum hund genießen.
vielen ist leider gar nicht bewusst, dass nach der erziehung
und neben den spaziergängen und der hundeauslastung noch mehr möglich ist:
nämlich die vertiefung der beziehung, der aufbau einer innigeren bindung und ein ganz tiefes vertraut werden.
das alles entsteht nicht unbedingt von selbst,
sondern erwächst einem aus dem bewussten miteinander und einer beschäftigung mit dem hund,
die über die täglichen spaziergänge und die normale alltagsroutine hinausgeht.
es sind weniger regelmäßige übungen (obwohl es auch da einiges gibt), sondern die art des umgangs miteinander,
der kontakt, den man pflegt, und die tatsache, dass man die beziehung überhaupt bewusst pflegen will
und daher gezielt dinge unternimmt, angeht (oder auch mal bleiben lässt), die der beziehung dienen.
es ist dies die phase, in der die wahren wunder der verbindung mit dem hund auf einen warten!
die wichtigsten themen in dieser phase der beziehung:
(automatische) orientierung aneinander, teamwork, wortloses verstehen.