die idee hinter alternativverhalten ist einfach:
der hund kann nicht zwei dinge gleichzeitig tun.
er kann nicht gleichzeitig sitzen und springen oder liegen und laufen.
also lässt man ihn ein erwünschtes verhalten wie sitzen oder liegen machen
damit er nicht gleichzeitig ein unerwünschtes verhalten wie menschen anspringen oder hasen nachlaufen tun kann.
alternativverhalten wird daher gerne empfohlen,
wenn man ein unerwünschtes verhalten in den griff kriegen will.
in manchen fällen ist es auch ein gutes mittel dagegen.
(wann das gilt und was man sonst noch gegen unerwünschtes verhalten einsetzen kann,
dazu mehr demnächst im kostenlosen webinar „erfolgsrezepte gegen unerwünschtes verhalten“)
allerdings sollte man ein paar dinge beachten.
nur dann funktioniert das alternativverhalten.
denn ganz klarerweise geht das nicht auf knopfdruck,
dass man dem hund sagt „platz“ und schon lässt er das verfolgen der beute sein,
legt sich brav in die wiese und schaut den hasen beim weghüpfen nach.
entspricht es dem impuls?
die erste frage, die man sich daher in sachen alternativverhalten stellen muss, lautet:
wie sehr entspricht es dem impuls des hundes in diesem moment?
ich hatte mal eine labrador-hündin, die ins büro mitging und für die betroffenen befremdliche angewohnheit hatte,
an der eingangstür vorne im flur jeden zu begrüßen und mir die ihr sympathischen menschen zu „apportieren“,
also sachte am handgelenk zu nehmen und mir ins büro zu bringen.
die alternative: sie durfte weiter begrüßen gehen, aber mit ihrem lieblingsspielzeug im maul.
maul gestopft, problem gelöst sozusagen.
sie konnte sowohl das begrüßen wie das apporiteren unbeschadet ausführen.
(warum das aus logistischen gründen die einfachere variante war, ist wieder eine andere geschichte).
je näher das alternativverhalten an den sowieso vorhandenen impuls des hundes herankommt,
desto leichter fällt es ihm.
klar, denn dann muss er den impuls ja nicht unterdrücken, ‚
sondern nur umorientieren auf ein anderes ziel.
(was noch schwer genug ist,
wenn es sich um einen starken impuls handelt).
dem weghüpfenden hasen nicht hinterher zu setzen,
sondern stattdessen einem ball nachsetzen, den der mensch in die andere richtung wirft,
wäre so ein fall.
dabei wird dem impuls zum hetzen ein alternatives ziel angeboten, nämlich der ball.
für den anfang ist das leichter,
als gleich ein verhalten zu verlangen, das dem ursprünglichen impuls zuwider läuft,
zum beispiel ein ruhiges liegen und schauen, statt dem hetzen.
(warum das trotzdem besser ist und wie man dahin kommt,
dazu denn mehr im webinar).
geübt werden muss natürlich beides,
da darf man sich keinen illusionen hingeben.
kann er es gut?
womit wir zu unserer nächsten frage kämen:
wie gut kann der hund das, was er als alternativverhalten machen soll, denn überhaupt?
wenn ein hund beim signal „platz“ sowieso immer drei aufforderungen braucht
oder es nur dann versteht, wenn sein mensch dabei das handsignal bis zum boden runter gibt,
dann wird er sich natürlich nicht hinlegen,
wenn grad ein hase vor ihm aufhüpft!
als alternativverhalten eignet sich also nur etwas,
was der hund wirklich gut und möglichst auch noch gerne macht.
jedenfalls etwas, wo er nicht extra energie braucht,
um lang drüber nachzudenken
oder es sich nur mühsam aus dem gedächtnis zu rufen.
das ist einer der gründe, warum ein schlichtes „sitz“ gern als alternativverhalten genommen wird.
erstens kann das fast jeder hund im schlaf
und zweitens taugt es für viele situationen:
- sich hinsetzen zum begrüßen statt hochspringen
- ruhig sitzen, bis die futterschüssel kommt, statt drängeln
- sich hinsetzen und warten, bis der andere hund vorbei ist, statt in die leine springen
es gibt eine vielzahl von situationen, wo das ruhige sitzen einem ungemein weiterhilft
und ein taugliches alternativverhalten darstellt.
doch auch hier gilt natürlich: es muss geübt werden!
wurde es gezielt geübt?
und zwar für aufregende situationen ganz allgemein
und ganz gezielt für die situationen,
wo es als alternativverhalten zum einsatz kommen soll.
der hund braucht ja übung, um etwas auch unter ablenkung ausführen zu können.
je größer die aufregung, je mehr ablenkung, desto mehr übung.
meist sind die situationen, wo wir ein alternativverhalten brauchen,
auch solche, wo der hund eher aufgeregt ist,
also lohnt es sich, genau für die momente rechtzeitig zu üben.
dem hund also beizubringen: wenn wir jemand begrüßen, setzt du dich erst hin.
und zwar erst in aller ruhe und mit großem abstand
(die gute belohnung dabei natürlich nicht vergessen),
und dann allmählich immer alltagstauglicher.
man muss sich also rechtzeitig überlegen,
was der hund denn im jeweiligen moment eigentlich machen soll.
wissen, was man tun soll
und das ist die tolle nebenwirkung der arbeit mit alternativverhalten:
erstens weiß der hund genau, was von ihm gewünscht wird.
„nein“, „lass das“ oder gar mit irgendwas beworfen werden sind nämlich eben keine klare ansage.
sie sind einfach nur grob und sinnlos.
der hund kann ja nicht nichts machen.
also ist es doch wesentlich klüger, man sagt ihm, was er tun soll.
und übt es mit ihm soweit, dass er es dann schon von selber weiß und tut.
dazu braucht der mensch einen plan, klar.
vor allem aber einen anderen fokus:
man darf nicht warten, bis was falsch läuft, denn dann ist es schon zu spät.
sondern man lenkt rechtzeitig den hund in richtung alternativverhalten
und belohnt das konsequent.
der mensch ändert also seinen fokus und hat das richtige verhalten im auge,
statt sich übers falsche zu ärgern.
was eine positive veränderung mit sich bringt – für beide!