die verschiedenen formen von problemverhalten beim hund haben eines gemeinsam:
man möchte sie möglichst rasch los werden.
und genau in diesem wunsch steckt des pudels kern vergraben.
er führt zu einem der häufigsten trainingsfehler im umgang mit problemverhalten
und fast genauso häufig zum scheitern der trainingsbemühungen.
oder jedenfalls zu langen umwegen und viel frust bei hund und mensch.
nachvollziehbar ist der wunsch nach einer raschen lösung allemal.
schließlich handelt es sich dabei in der regel um verhaltensweisen,
die nicht nur extrem störend oder sogar belastend sein können,
sondern die ein risiko für die sicherheit des hundes oder anderer in seiner umgebung darstellen.
schlägt man sich dann noch jeden tag damit herum,
dann ist dir dringendste frage klarerweise:
wie krieg ich das möglichst rasch weg?
wie krieg ich den hund dazu, dass er an der leine nicht mehr pöbelt, wenn man anderen hunden begegnet,
oder dass er nicht ausflippt, wenn ein radfahrer vorbei fährt?
was kann man dagegen tun, dass er bei jeder wildspur auf minuten (oder stunden) im wald verschwindet
und dass er besucher verbellt?
das naheliegende ist es, mit dem training in genau diesen problematischen situationen zu beginnen.
doch das ist das verkehrte.
man beginnt damit nämlich
– in dem moment, wo es für den hund am allerschwierigsten ist
– wo der hund oft nicht mehr ansprechbar ist
– und ohne auf die ursachen wirklich einzugehen.
in aller regel fehlen außerdem die grundlagen.
wie soll ein hund aber schwierige situationen meistern,
wenn er eine viel leichtere aufgabe, die ähnliches verlangen würde schon nicht hinkriegt?
man kann sich das so vorstellen wie einen hausbau:
da bringt es auch nichts, sich die über die ausstattung der zimmer im ersten stock den kopf zu zerbrechen,
wenn noch nicht mal ein fundament ausgehoben und das haus auf einer soliden basis gebaut wurde.
hier mal drei beispiele, wie das konkret ausschaut:
1. hundebegegnungen
es gibt verschiedenste gründe, warum ein hund an der leine pöbelt, wenn er einem anderen begegnet.
dann zieht und zerrt er, ist nicht mehr ansprechbar, bellt vielleicht
und sein mensch hat alle hände voll zu tun, irgendwie am anderen vorbei zu kommen.
wie man solche begegnungen (und andere schwierige begegegnungen) gut bewältigen kann, dazu gibt es demnächst tipps im kostenlosen webinar „schwierige begegnungen leicht gemacht“, zu dem du dich hier gleich anmelden kannst:
allerdings muss man mit dem training erst gar nicht anfangen,
solange der hund nicht im sonstigen leben an lockerer leine laufen kann!
wie soll er denn die nötige selbstbeherrschung bei einer begegnung aufbringen,
wenn seine impulskontrolle nicht mal dazu reicht, an einem stück hundekeks in 3 meter entfernung locker vorbei zu gehen?
oder wie soll er es schaffen, an einem anderen hund locker vorbei zu gehen,
wenn er sonst auch nicht wirklich locker an der leine läuft, sondern zieht?
zuerst muss man also mit vernünftigem leinentraining die grundlagen legen,
danach kann man erst sinnvoll das begegnungstraining angehen.
2. hetzen und jagen
bewegungsreize sind für viele hunde eine verlockung, hinterher zu rennen.
ob das dann „nur“ hetzen ist – also der hund schlicht hinten drein läuft –
oder echtes jagen, bei dem der hund es auf die beute angesehen hat oder das schon vom wildgeruch alleine ausgelöst wird,
kommt dann nochmal drauf an.
jedenfalls aber landen hunde mit diesem problem ganz schnell an der leine
(hoffentlich an der schleppleine)
und kommen von dieser so rasch auch nicht mehr runter,
weil sie sich im zweifelsfall ja nicht abrufen lassen.
die sicherung über die schleppleine ist in vielen fällen durchaus notwendig und sinnvoll.
trotzdem wäre es natürlich schön, wenn der hund einen verlässlicheren rückruf aufbaut
und dann auch wieder (jedenfalls in ausgewählten gegenden) frei laufen darf.
nun macht es natürlich keinen sinn, mit dem hund das abrufen von wildtieren zu rufen,
wenn man nicht davor wirklich gründlich am rückruf gearbeitet hat.
wenn der hund schon im normalfall dreimal überlegt, ob er kommt oder nicht
(und sich des öfteren auch dagegen entscheidet),
dann kann niemand erwarten, dass er bei ablenkung oder gar bei riesenablenkung wie wildtieren
noch irgendwie auf seinen menschen hört.
also gilt auch hier: zuerst die grundlagen schaffen, indem man den erregungspegel des hundes überprüft
(der ja manchmal fürs hetzverhalten verantwortlich ist)
und einen soliden rückruf aufbaut.
dann erst kann man sich an die schwierigeren situationen wagen und evtl. auch einen super-rückruf aufbauen.
3. besucher verbellen
ganz ähnlich sieht die sache aus, wenn der hund schon beim ersten ton der türklingel losbellt.
man kann sich großartiges trainingsrituale im vorzimmer gerne sparen,
wenn man davor nicht geklärt hat,
– ob der hund vor lauter aufregung und vorfreude bellt
– oder ob er sich vor fremden ängstigt und sie deswegen verbellt.
bellt der hund sowieso bei jedem geräusch von draußen, am zaun oder in anderen lebenslagen,
dann muss er erst mal in einfacheren situationen lernen,
dass still bleiben und ruhiges verhalten sich viel mehr lohnen
und das bellen gar nicht nötig ist.
ist der hund so überdreht, dass er auf alles mögliche stürmisch und heftig reagiert,
dann kann man von ihm nicht erwarten, in einer der aufregendsten situationen –
wenn nämlich jemand kommt – ruhig zu bleiben.
da muss erst der allgemeine stresspegel runter,
der hund muss erst in anderen lebenslagen ruhig bleiben und gelassenheit üben,
dann erst macht es sinn, sich ans besucher-training zu machen.
was immer also das problematische verhalten ist, dass dein hund vielleicht an den tag legt
oder wo du von einem bekannten um rat für deren probleme gefragt wirst, frag dich immer erst:
kann der hund eine einfachere variante dieser situation problemlos bewältigen?
hat er die notwendigen grundlagen, auf die er zurück greifen kann?
dann erst lässt sich gezieltes training gegen das problemverhalten sinnvol angehen.