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by brigid

März 31, 2019

online hundeschule

„den musst du nur mal müde machen“ ist einer der beliebtesten ratschläge, wenn irgendwas nicht richtig klappt mit dem hund.

er macht alles kaputt beim allein bleiben? mach ihn doch vorm weggehen mal so richtig müde.
er wird schnell hektisch und springt alle an? mach ihn doch mal richtig müde!
er klaut im haus alles, was er kriegen kann? der braucht mehr auslastung, mach ihn müde!

erst recht hört man das, wenn man einen „arbeitshund“ hat, also etwa einen border collie oder einen labrador aus arbeitslinie.

und mal ehrlich: man selber denkt es sich ja auch oft.
im sinne von: ich mach wahrscheinlich zu wenig, der hund kommt nicht auf seine kosten, der kriegt nicht genug auslastung….

jaja, die schuldgefühle sind immer gleich da. übrigens meist bei den völlig falschen menschen!
diejenigen, die mit ihrem hund nur alle heiligen zeiten mal spazieren gehen, weil er ja eh einen großen garten oder hof hat, machen sich ja eher keinen kopf deswegen.

wie wichtig ist es nun wirklich, den hund müde zu machen?

und was macht man mit den hunden, die einfach nicht müde zu kriegen sind?
dazu hab ich euch unter dem titel „hilfe, mein hund ist nicht müde zu kriegen“ drei kurze video-tipps zusammengestellt (kostenlos).

die frage ist natürlich, was man denn unter „müde machen“ versteht!

interessant ist ja, dass wir eine recht gute vorstellung davon haben, was ein zufriedener, angenehm müder hund ist:
das ist ein ruhiger, entspannter hund.
einer, mit dem man überall in aller ruhe unterwegs sein kann und der im haus kaum zu spüren ist, weil er hauptsächlich rumliegt und schläft.
also einer, der keine probleme macht.

was nun versucht wird, um den hund müde zu kriegen und nur ja die nötige auslastung zu bieten, bewirkt leider oft das genaue gegenteil!
schauen wir uns mal die häufigsten fehler an:

1.  wilde spiele

du kennst sicher auch jemanden, der meint, dass er seinen hund mit ballspielen auspowern muss.
oder leute, die drauf schwören, den hund auf der hundewise stundenlang mit anderen hunden rumtoben zu lassen, weil er dann so richtig schön kaputt ist.

wenn der hund dann zwar gleich nach der anstrengung mal mit hängender zunge dasteht und kaum daheim auf sein bettchen wirft und pennt, dann scheint das ja zu wirken.  warum aber steht er wenig später wieder auf der matte und ist eben nicht der ruhige entspannte hund, den man gern möchte?

ein häufiger trugschluß: dann war es noch zu wenig, der braucht mehr, um müde zu werden.
weit gefehlt!
man muss den hund ja nur mal beobachten. der ist in aller regel eben nicht der entspannete, angenehm ausgelastete zeitgenosse.

 

2. überall hin mit

wer viel unterwegs ist, will den hund auch gern dabei haben.
schließlich soll der ja auch was haben vom leben und nicht dauernd nur alleine zuhause rumliegen müssen und warten, bis seine menschen endlich wieder kommen und was tun mit ihm!

hmm….
natürlich will der hund nicht dauernd nur alleine zu hause sein, er ist ja ein soziales lebewesen und hat seine leute gern dabei.

das heißt nur noch lange nicht, dass er umgekehrt selber immer und überall mit dabei sein will!
jedenfalls nicht an allen orten, die uns menschen attraktiv vorkommen: restaurants und einkaufszentren, familienfeste und sportveranstaltungen sind nicht wirklich taugliches hundeprogramm.

müde kann der hund danach durchaus sein, aber interessanterweise ist er dabei selten entspannt!
ganz im gegenteil.

was kein wunder ist, weil er ja wenig hundegemäßes zu tun gekriegt hat, dafür aber oft trubel ausgesetzt war.

 

3. radfahren & joggen

ein hund braucht natürlich bewegung. vor allem, wenn es ein gesunder erwachsener und vielleicht noch kräftiger junger hund ist.

wenn so einen hat, vielleicht auch noch aus einer lauffreudigen rasse, und wenn man vielleicht auch selber zu den sportlicheren menschen gehört, dann stehen oft radfahren oder joggen oder lange wanderungen auf dem programm.

das aber muss doch das passende für den hund sein, oder?

nun, hin und wieder mal ein stück flotter laufen oder eine kleine wanderung mitmachen schadet dem hund natürlich nicht.
aber vorsicht bei allen dauerlauf-aufgaben!

dabei baut der hund zwar kondition und muskulatur auf, aber entspannt und gelassen wird er davon eher nicht.
der hund kann dabei nämlich nicht seiner normalen bewegungsart nachgehen: dem gemütlichen trab mit gelegentlichem schlendern und viel schnüffeln.

dass viel bewegung den hund nicht automatisch müde macht, hat mir meine allererste hündin bewiesen.
ein labrador aus einer arbeitslinie (und ich damals noch ziemlich ahnungslos).
mit ihr hab ich mal eine 5-tages-wanderung unternommen mit tagesstrecken zwischen 30 und 35km.
sie lief – ganz nach hundemanier – sicher das doppelte am tag, weil sie ja vorlief, wieder zu mir zurück, nen abstecher da oder dort.
kamen wir dann abends in unser quartier, klappten wir beide erst mal um.
sie allerdings stand nach ner halben stunde wieder auf der matte und sah mich erwartungsvoll an.
denn „müde“ waren vielleicht ihre beine, sie selber aber kam nach den vielen eindrücken des tages (und wegen der wenigen zeit zum schlafen!) nicht zur ruhe.

wer seinen hund wirklich müde kriegen will, nämlich so, dass er entspannt und gelassen ist, sollte also nicht an „auspowern“ denken, sondern braucht was anderes.  das ist dann das thema vom nächsten blog
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über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.