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by brigid

Mai 28, 2023

begegnungen im freilauf

wenn ein hund probleme mit begegnungen unterwegs hat – sei es mit anderen hunden, mit radfahrern oder joggern – dann ist er dabei nicht immer an der leine, sondern auch mal im freilauf.

tipps für leinenbegegnungen bringen einen dabei nur wenig weiter.
die situation ist aber noch schwieriger zu managen.
was hilft dann?

schließlich will man ja nicht fürchten müssen,
dass der hund wildfremde menschen stürmisch anspringt oder gar umwirft,
dass er wütend kläffend radfahrer ewig weit verfolgt (wie der hier genannte hund)
oder sich von anderen hunden nicht abrufen lässt.

schon gar nicht will man der mensch sein,
dessen unangeleinter hund auf einen angeleinten (und vielleicht unsicheren oder weniger verträglichen) zubrettert
und den zurecht verpönten schlachtruf „der tut nix“ ausstoßen müssen.

begegnungen im freilauf

normalerweise hat man zwar keinen hund im freilauf,
der anderen zur gefahr werden könnte.
angenehm ist vieles aber trotzdem nicht.

man kann sich auch noch so bemühen,
dass man den hund nur dort frei laufen lässt, wo sonst keiner ist
und wo man nicht mit einer begegnung der für den hund schwierigeren art rechnen muss.
doch dann passiert es doch mal.

was macht man dann?

das naheliegende ist ein superverlässlicher rückruf.
denn wenn man den hund einfach rufen kann und der kommt dann sofort angetrabt,
ist alles gut.

ein dringender appell an dieser stelle daher dafür,
den rückruf auch wirklich alltags- und krisentauglich zu trainieren.
damit erspart man sich (und anderen) viel kummer.

mit dem thema rückruf in besonders ablenkungsreichen und schwierigen momenten beschäften wir uns demnächst genauer im neuen webinar „prompter rückruf – trotz hunden, hasen & co“,

wenn man sich auf den rückruf noch nicht so ganz verlassen kann,
dennoch aber in eine begegnung geraten könnte, sind hier zusätzliche tipps.

1. umsichtig unterwegs

wer seinem hund zumindest in manchen gegenden freilauf gewähren möchte
und sich noch nicht 100% darauf verlassen kann,
dass der hund sich von allem abrufen lässt,
muss in jedem fall mit scanner-blick unterwegs sein.

gedankenverloren vor sich hin flanieren und den hund laufen lassen geht dann nicht.
man muss das große umfeld im auge behalten,
den horizont rastern und möglichst alles noch vor dem hund entdecken.

der vorteil: wir menschen sehen besser als hunde
und viele halter*innen grade von jagdfreudigen hunden sind wahre meister im aufspüren
von ohrspitzen im hohen gras oder einem schatten am horizont.

wenn wir etwas (egal ob jogger, hund oder reh) noch vor unserem hund entdecken,
lässt der sich in aller regel problemlos heranrufen oder anleinen.
und die sache ist gelöst.

(wenn der hund mit der nase jagen geht, dann reicht das klarerweise nicht.
dann ist er in betroffenen gegenden hoffentlich an der schleppleine gesichert).

2. paradoxe intervention

manchmal (und leider bei weitem nicht immer) hat man mit dem überraschungseffekt eine chance.
wenn der hund normales rufen nur ignoriert,
gibt es noch die chance, etwas völlig unerwartetes zu tun:

zum beispiel in die hände klatschen, rumhüpfen und „hallelujah“ oder den namen des lieblings-fußballklubs zu rufen.
schlicht deswegen, weil überraschendes mehr aufmerksamkeit vom hund bekommt,
als bereits bekanntes (und schon als weniger wichtig eingestuftes).

wenn der hund grad erst ein begegnungs-opfer wahrgenommen hat,
reicht es vielleicht, um ihn kurz wieder auf sich selbst zu fokussieren.

dann gilt es aber diesen kurzen moment zu nutzen:
tonnenweise kekse hinzuwerfen, um den hund zu stoppen –
und dann möglichst rasch die leine dranzumachen.

reicht es nicht, dann bleibt nur, selber die beine in die hand zu nehmen.
also nichts wie dem hund hinterher und ihn anleinen.
und sich dann noch kurz entschuldigen beim gegenüber.

jedenfalls bitte nicht: stehenbleiben und zwanzigmal rufen,
in der hoffnung, dass der hund dann irgendwann doch kommt,
während der schon um den jogger rumtanzt oder einen anderen hund bedrängt.

 

3. trigger training

es gibt noch eine andere – wenn auch aufwendigere – möglichkeit.
ihr vorteil: sie macht einem, hat man erst mal etwas training investiert, das leben deutlich leichter.

dazu unterzieht man jene form der begegnungen, die für den hund schwierig sind,
einem sogenannten triggertraining.

der hund lernt dabei, dass der allererste anblick des triggers
– also eines radfahrers, eines kindes, eines anderen hundes, eines rollers usw. –
bedeutet:
sofort meinen menschen anschauen und keksi kassieren.

im anti-jagd-training gibt es etwas ähnliches als „beute melden“, 
wenn der hund gelernt hat, die ortung von beutetieren dem menschen anzuzeigen,
statt ihnen hinterherzusetzen oder auf ihrer spur zu verschwinden.

das ganze geht natürlich nicht ohne systematisches üben
und konsequente bestätigung für die umorientierung zum menschen.
hat man’s aber mal geschafft, wird alles ungleich leichter.

(genauer hab ich das trigger-training hier mal beschrieben)

eine große bitte zum schluss:

die tipps sollen nicht dazu verleiten, unkontrollierte begegnungen im freilauf auf die leichte schulter zu nehmen.
um einen solide eingeübten rückruf führt kein weg vorbei.
und bis dahin gibt es immer noch die gute alte schleppleine, um den hund anständig zu sichern.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.