BLOG


by brigid

September 6, 2015

hat dein hund irgendein verhalten, das so richtig nervt?
macht er bestimmte dinge nur bei dir und niemand anderem (oder umgekehrt)?
gibt es etwas, dem du mit allem training bislang nicht beigekommen bist?

dann ist die wahrscheinlichkeit hoch, dass der faktor aufmerksamkeit ein schlüssel ist!

nicht die aufmerksamkeit deines hundes, sondern die deine.
die ist nämlich gold wert!
für die würde dein hund praktisch fast alles machen.

und für die macht er leider genau die dinge, die du eben gar nicht haben magst.

ein beispiel:

du bist mit deinem hund unterwegs und er bellt. weil er einen anderen hund sieht, weil er ein auto hört, was auch immer der auslöser ist. bis hierher ist das noch nicht weiter ungewöhnlich. wenn etwas aufregend ist, führt das bei vielen hunden erst mal zum bellen, ganz normal.

aber deiner hört nicht auf damit. bellt immer noch mal. und bellt wieder. und wieder.

das ist dann zwar auch gar nicht so selten – aber bereits ein verhalten, das du deinem hund antrainiert hast. ein bellen, das belohnt wurde!

du hast ihn aber doch gar nicht belohnt, wirst du dir jetzt vielleicht denken. natürlich nicht absichtlich! du hast ihn weder gelobt noch ein leckerchen gegeben.
aber mit hoher wahrscheinlichkeit hast du was gesagt: „aus, lass das, sei still,….“ oder so.
oder ihn angesprochen, um dir seine aufmerksamkeit zu holen: „fifi, schau, da, fifi….“ oder so.

das reicht.
mehr braucht dein hund nicht.
er hat sie bekommen: deine aufmerksamkeit!

und die ist belohnung genug. es gibt sogar hunde, die brauchen gar kein gesprochenes wort! denen reicht ein blick oder dass du die luft anhältst oder das die leine spannt. bingo! schon spürt herr und frau hund, dass deine aufmerksamkeit da ist und die wollte er oder sie haben.

gewöhn dich lieber von anfang an dran: deine aufmerksamkeit ist wie ein keks! sie belohnt deinen hund genauso wirksam. und sie kann genausowenig zurück genommen werden, wenn man sie im falschen moment gegeben hat :-).
und nicht bloss deine freundliche aufmerksamkeit! genauso dein ungehaltens „aus“, dein genervtes „runter da“ oder ein aufgebrachtes „jetzt reicht’s aber“.

für deinen hund ist auch das: bingo!
hab die aufmerksamkeit gekriegt!hurrah, das mach ich wieder!

du weisst ja: jedes verhalten, das sich für den hund lohnt, macht er wieder. es wird häufiger. also bellt er bisschen mehr, springt ein bisschen öfter hoch oder rennt noch lieber einem auto nach.

natürlich ist nicht jedes bellen, anspringen oder jagen ein aufmerksamkeitsheischendes verhalten! es gibt ja noch die ganz „normalen“ ursachen dafür. und die musst du immer als erstes in betracht ziehen.

aber wenn du die ausgeschlossen hast, und wenn dir eines der folgenden dinge auffällt…

  • dein hund unterbricht sein verhalten kurz und wirft dir einen blick zu, wenn du nicht wie gewohnt seine aktion kommentierst
  • das verhalten wird schlimmer, wenn du mit ignorieren anfängst (das ist die normale erstreaktion aufs ignorieren! gut so, ihr seid auf dem richtigen weg)
  • dein hund macht sein ding nicht, wenn du nicht dabei bist oder keiner dabei ist

…dann weisst du, dass der wunsch nach aufmerksamkeit zumindest ein großer teil von eurem problem ist.

dann ist die frage: was tun?

hier sind die wichtigsten 3 tipps, was wirklich hilft gegen aufmerksamkeitsheischendes verhalten:

 

1. konsequentes ignorieren

es hilft nichts. wenn du ein unerwünschtes verhalten mit deiner aufmerksamkeit belohnt hast, dann musst du mit dem belohnen aufhören! sonst hält sich das verhalten ewig.

also finde raus, womit du das belohnst. wie reagierst du, wenn dein hund bellt, springt,….?
kleiner tipp: lass dich auf video aufnehmen, dann siehst du, was wirklich sache ist.

und dann hör auf damit.
hör ganz auf damit.
mach das nie wieder. NIE!

nur, wenn du total konsequent bist, wirkt das ignorieren. wenn du von 10mal bellen nur 7mal ignorieren schaffst, kannst du’s vergessen. das spornt deinen hund erst recht an! (für die lerntheoretisch interessierten unter euch: dann bist du auf variabler belohnung und die wirkt besser als jede andere!)

du musst von 10mal bellen 10mal ignorieren. mindestens!
du musst das heute tun und morgen und in alle zukunft.
und jeder andere um dich herum sollte das auch tun.

du musst es vor allem auch durchhalten, wenn in der erstreaktion der hund zuerst noch mehr aufdreht, noch „schlimmer“ wird.
der denkt sich nämlich: mist, das hat doch immer super funktioniert, vielleicht hab ich es diesmal noch nicht deutlich genug gemacht. ich mach mal deutlicher.
erst, wenn er auch damit keine aufmerksamkeit von dir bekommt, kapiert er allmählich, dass sich was geändert hat und er dieses verhalten als nicht mehr wirksam entsorgen kann.

also halt durch! und ignorier mit aller konsquenz!

das ist schwer?
ja klar ist es das.

du musst eine gewohnheit ablegen (nämlich im falschen moment zu reagieren)
und du brauchst selbstbeherrschung, auch wenn du genervt bist.

aber genau das verlangst du von deinem hund ja auch…

 

2. alternativen belohnen

nutz es aus, dass dein hund gern deine aufmerksamkeit haben möchte. das allein ist ja nicht das schlimme! nervig ist ja nur, womit er sie bislang bekommt.

also sei schlau und überleg dir etwas

  • was dein hund in genau der situation tun soll
  • was er nicht gleichzeitig mit dem unerwünschten verhalten tun kann
  • und was du gut belohnen kannst.

und dann bring ihm das erst mal bei.
und dann belohn genau das immer ganz konsequent!
und der bingo-effekt ist auf deiner seite!

dein hund soll sich denken:
oh, da kommt ein anderer hund, schnell meinen menschen anschauen und schnauze zu lassen, dann loben sie mich! oder
hurrah, ein besucher….hinterteil auf den boden knallen und alle vier pfoten auf der erde lassen und ich krieg ein keks!

oder so.

wichig ist, dass dein hund weiss, was er tun soll. dass er dafür belohnt wird. und dass du nichts von ihm verlangst, was er (noch) nicht schaffen kann.

 

3. vermeiden

bestimmte situationen sind für deinen hund einfach (noch) zu schwer? er regt sich dann so auf, dass nichts mehr geht und er keine alternative auf die reihe kriegt? und du kannst es aber auch nicht ignorieren?

oder du hast einen so gefinkelten hund, der auf deine ignorier-versuche damit reagiert, dass er sich was einfallen lässt, was du nicht mehr ignorieren kannst? er springt zum beispiel nicht mehr nur bloss an dir hoch oder klaut dir die mütze vom kopf, sondern fängt dann an zu zwicken?
(alles schon gehabt!)

dann ist „ignorieren“ natürlich verkehrt. beziehungsweise unmöglich. oder womöglich gar gefährlich. dann brauchst du eine andere strategie:

die heißt: vermeide, dass es so weit kommt!

meide die situationen, in denen dieses verhalten entsteht.
vermeide, dass deine hund sich in so eine aufregung erst reinsteigert!
und vor allem: geh die ursachen an! denn in diesem fall ist die suche nach aufmerksamkeit immer nur ein teil des problems.

da steckt dann entweder stress, angst, mangelnde geistige auslastung oder anderes dahinter. das musst du angehen. und bis dahin vermeiden, dass eine situation entsteht, in der dein hund wieder etwas tut, was du nicht willst aber auch nicht ignorieren kannst. sonst lernt er immer weiter das falsche ein.

 

nutz doch mal den heutigen tag und beobachte dich selber, wann du mit deiner (positiven wie negativen) aufmerksamkeit deinen hund in seinem verhalten bestätigst.
und ob du das überhaupt wolltest :-).

 

ps: falls dein hund zur aufgeregten sorte zählt und das teil eures problems ist, dann könnte der online-kurs „cooler hund“ euch helfen. der hat sich schon bei einer ganzen reihe hunde bewährt!

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.