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by brigid

September 25, 2016

meine hunde tragen nur brustgeschirr (oder gar nichts).

und das mit gutem grund!

ich will es ihnen so angenehm wie möglich machen, wenn sie an der leine sind (sauberes leinentraining braucht es dazu natürlich auch) und jedes risiko vermeiden, dass sie sich wehtun, fehlverknüpfungen aufbauen oder die wirbelsäule schädigen, weil sie mal am halsband in die leine springen oder reinhängen, was – wie wir wissen – beim wohlerzogensten hund mal vorkommen kann.

zum glück haben heute schon viele, viele hunde brustgeschirr.

es gibt aber auch immer noch viele vorurteile und mythen rund ums brustgeschirr.

die begegnen mir immer wieder und euch vielleicht auch.

daher hab ich heute mal die 5 häufigsten mythen aufgelistet – und was man ihnen entgegen halten kann.

vorweg: natürlich muss ein brustgeschirr die richtige passform für den hund haben und gut sitzen.
wenn du wissen magst, was es dabei zu beachten gibt, dann lade dir hier die checkliste „so sitzt das brustgeschirr richtig“ herunter.

mythos nr. 1:  am brustgeschirr zieht der hund stärker

weil schlittenhunde ein brustgeschirr tragen und daran ziehen, gibt es den trugschluss, dass brustgeschirre fürs ziehen gut sind. falsch!

erstens haben schlittenhunde ein ganz besonderes zug-geschirr, weil sie nur damit effektiv ziehen und die kraft korrekt auf den schlitten übertragen können.

zweitens zieht der hund am brustgeschirr nicht mehr und nicht weniger an der leine als er mit halsband auch ziehen würde. das leinentraining ersetzt auch das schönste brustgeschirr nicht.

richtig ist, dass der hund am brustgeschirr eine andere kraftübertragung hat und daher etwas mehr gewicht in die leine legen könnte. allerdings hat der mensch dafür die möglichkeit, den hund direkt am brustgeschirr festzuhalten (ohne ihn zu würgen) und ihn damit viel sicherer im griff zu haben. das gleicht sich dann wieder aus.

mythos nr. 2:  mein hund mag das brustgeschirr nicht

es gibt hunde, die schon das weite suchen, wenn sie einen mit dem brustgeschirr bloss kommen sehen.

ihr problem ist aber nicht das brustgeschirr!
ihr problem ist nicht das tragen des brustgeschirrs,  sondern das anziehen!
ihr problem ist der mensch.
konkret dessen körpersprache.

wenn man sich beim anziehen des brustgeschirrs über den hund stülpt, ihn festhält und reinstopft, dann darf man sich nicht wundern, wenn das brustgeschirr dem hund damit verleidet ist.

es gibt ganz, ganz selten einen hund, der wirklich ein problem mit dem tragen des brustgeschirrs hat – wegen einer verletzung in genau der region oder wegen größeren problemen mit der körperwahrnehmung (die dann aber angegangen werden sollten).

wenn dein hund das brustgeschirr „nicht mag“, dann überprüf bitte nochmal genau, wie ihr es anzieht.
eine kleine anleitung, wie man es richtig macht und dem hund, der schon negative erfahrungen damit hatte, wieder beibringt, gibt es in diesem kurzen video hier:

 

mythos nr. 3:  mein hund macht man-trailing und trägt sonst nur halsband

beim man-trailing ist der hund am brustgeschirr, weil er da praktisch immer zumindest kurz vorm ziel ins ziehen kommt oder es sowieso mit ständigem „kontakt“ an der leine aufgebaut wurde (anderes thema!)

nun gibt es trainerInnen, die einem empfehlen, den hund im sonstigen leben am halsband zu haben, damit er die „arbeit“ (also das man-trailen) und das normale leben auseinander halten kann.

manche sind etwas milder und fordern nur getrennte brustgeschirre, eines für die arbeit, das andere für die freizeit. wieder mit dem argument, dass der hund das ja unterscheiden können soll.

echt jetzt?

hunde sind ja nicht blöd. die wissen ganz genau, was grade sache ist.  sie wissen, ob es jetzt grad eine man-trailing übung ist oder sie einfach spazierengehen. ist ja ehrlich gestanden keine große kunst, das auseinander zu halten!

und jeder hund, der gelernt hat, die leine normalerweise locker zu lassen, macht das in der „freizeit“ auch.

beobachte das mal: der hund zieht beim trailen und am letzten stück vielleicht sogar heftig drauflos, dann findet er die zielperson, bekommt seine belohnung, die übung ist fertig – und der hund geht ganz entspannt an lockerer leine wieder retour.

lass deinem hund also ruhig das brustgeschirr immer an, auch gern immer das selbe. der versteht das problemlos!
(und wenn er doch zieht, dann liegt es wohl mehr an eurem leinentraining 🙂 )

 

mythos nr.4:   halsband ist fürs leinentraining, brustgeschirr für sonst

um die „unterscheidbarkeit“ für den hund geht es auch, wenn leinentraining am halsband aufgebaut wird und das brustgeschirr dann für die zeiten da ist, wo der hund ziehen darf.  hmmm….

für hunde ist es wesentlich leichter, allgemein gültige regeln zu lernen, also zum beispiel „ziehen an der leine bringt nie etwas“ als die unterscheidung zwischen „manchmal darf ich, manchmal nicht“.

vor allem aber ist es für hunde, die noch nicht an der leine gehen können, ungeeignet. denn die ziehen selbst beim gewissenhaftesten training schnell mal zu einem interessanten geruch oder auf einen anderen hund zu. und das dann am halsband!
(mal abgesehen davon, dass wir doch alles wissen, dass auch der mensch im reflex mal an der leine reisst – am halsband noch mal blöder als ohnehin).

verwende also besser das brustgeschirr fürs leinentraining!

trainingsfehler oder unkonzentriertheiten sind dann weniger schlimm.
wichtig ist bloss, dass du eine anfangsphase hast, wo der hund erst in übungssituationen (die immer ein stück länger und schwieriger werden) das grundprinzip der lockeren leine erlernt, und dass du dann relativ flott dazu übergehst, dass „ab heute und für immer“ gilt, dass an der leine nicht gezogen wird, von keinem von euch beiden :-).

 

mythos nr. 5:  das brustgeschirr verursacht ellbogen-probleme

dass ein brustgeschirr dem hund körperliche probleme verursacht oder gar zur ellbogen-dysplasie beiträgt, ist ein märchen. wie das brustgeschirr überhaupt den ellbogen (den es ja gar nicht berühren sollte) beeinflussen soll, ist überdies ein rätsel.

viel wahrscheinlicher ist, dass das führen am halsband zu schädigungen der halswirbelsäule, der halsmuskulatur oder des kehlkopfs führt, wenn der hund zieht oder in die leine springt. am brustgeschirr ist das wesentlich weniger bedenklich.  (obwohl ein dauerhafter zerrkampf an der leine natürlich an keinem körper spurlos vorüber geht, also leinentraining nicht vernachlässigen!)
lasst euch also nicht verunsichern oder von merkwürdigen argumenten aus dem konzept bringen. das brustgeschirr ist schon goldrichtig für deinen hund 🙂
(achte aber bitte auf die passform! siehe oben)

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.