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by brigid

Januar 31, 2016

jetzt machen wir ihn mal müde! den hund auspowern ist ja etwas, was viele leute sich wünschen, für notwendig halten oder wo sie sogar ein schlechtes gewissen haben, weil sie’s vielleicht nicht genug tun. gestern erst hab ich von jemandem gehört, der seinem retriever täglich 3 bis 4 stunden lang das dummy in den teich wirft, um ihn auch ordentlich auszupowern.

das funktioniert nur so natürlich nicht!

warum nicht?

weil die natur es gemein eingerichtet hat:  alles, was wir menschen für auspowern halten, ist für den hund ein aufputschen!

das ist das gegenteil von auspowern.

statt angenehm müde und „satt“ im kopf und zufrieden, wird der hund nur aufgedreht, hyperaktiv und hibbelig. und seine muskeln kriegen eine bombenkondition und wollen dann mehr oder zumindest das selbe pensum. denn sonst…erraten… wird der hund quengelig und hibbelig. nix da mit schön müde.

bei allem, wo action, rennen, hetzten, toben beteiligt sind, braucht der körper dafür seine aktivierugnsprozesse und zu denen gehören die stresshormone adrenalin und cortisol untrennbar dazu. von denen muss der hund dann erst mal wieder runterkommen!

versteht mich nicht falsch: es ist völlig ok, seinem coolen labbi ein paar mal ein dummy zu werfen (noch dazu inswasser, das bremst eh ein bisschen 🙂 ). oder seinen dalmatiner oder husky (im winter wohlgemerkt) mal ein stück flottes tempo am rad mitlaufen zu lassen. und natürlich dürfen hund miteinander auch toben. aber alles in maßen!

und immer bedenken: auspowern tut sich der hund dabei nicht. er hat bloss seinen spaß mit action.

wenn ihr ihn mal richtig auspowern wollt, und zwar so, dass er danach

– die pfoten streckt und den tag durchpennt
– sich zufrieden und entspannt in sein körbchen trollt
– ausgelastet und „satt“ im kopf ist und ne weile keine neuen sachen braucht
– und noch am nächsten tag angenehm gechillt und gelassen unterwegs ist

dann, ja dann braucht ihr was anderes!

paradoxerweise powern den hund nämlich dinge am besten aus, die eigentlich langsam sind.
unserer intuition widerspricht das.  der hundenatur entspricht es :-).

das ist auch ganz klar: kein organ verbraucht soviel energie wie das gehirn! das ist beim menschen so und das ist auch beim hund so.  kopfarbeit macht also so richtig müde. ausserdem sind das tätigkeiten, die konzentration und ruhe erfordern – die wiederum in die entspannung führen. (vorausgesetzt, es wird nicht frustig oder zu viel).

voila! schon ist der hund müde, ausgepowert und entspannt!

ich hab hier mal die 5 besten arten des auspowerns zusammengestellt, die ich kenn
(alle maroni-getestet! :-))

maroni müde testerin maroni bestätigt: „ja, so werd ich angenehm müde und bin’s zufrieden!              
mein persönliches highlight:  die nr. 1!“

 

 

nr. 1:  man-trailing

beim man-trailing darf der hund mal endlich das tun, was er am besten kann: mit der nase arbeiten und zwar eigenständig! die team-leistung besteht im wesentlichen darin, dass der mensch mit dabei ist und den hund möglichst wenig stört (und das sagt sich leichter, als es sich tatsächlich machen lässt!)

der hund lernt beim trailen eine versteckte (oder im ernstfall vermisste) person zu suchen und zu finden, egal auf welchem gelände, ob im wald oder der stadt. das ist ganz schön konzentrierte nasenarbeit und je mehr andere spuren und gerüche es gibt, je mehr verschiedene untergründe es gibt, desto anspruchsvoller wird die aufgabe!

mit 2 trails – das sind vielleicht 10 bis 15 minuten konzentrierte nasenarbeit insgesamt – ist maroni für den rest des tages so richtig schön müde. klappt auch bei anderen hunden!

 

nr. 2:  spur verfolgen

du hast grade niemand als zielperson zum verstecken oder ihr habt noch kein man-trailing gemacht? dann such dir das nächst stück wald oder freiland mit viel spuren, lass deinen hund eine fährte aufnehmen und sie ausnahmsweise mal verfolgen. dazu brauchst du natürlich eine schleppleine am hund, sonst geht ihr einander verloren. und gute schuhe brauchst du auch :-). schließlich geht es jetzt gleich über stock und stein und quer durch’s gebüsch – je nachdem, welche fährte es ist!

probier das mal und schau dir an, wie zufrieden müde dein hund danach ist. der gesichtsausdruck eines hundes, der mal so ne halbe stunde lang einer spur hinterher ist, ist einfach unüberbietbar!

 

nr. 3: schnüffel-wanderung

mach eine wanderung -aber mal anders! nimm dir ruhig ein ordentliches stück strecke vor. aber such eine aus, wo es möglichst viele unterschiedliche dinge zu erschnüffeln gibt. und dann lass deinen hund auch schnüffeln!

das tempo diktiert also diesmal der hund! er darf solange schnüffeln, wie er mag. und wo er will  – ok, solange er halt noch in deinem berühmten „einwirkungsbereich“ ist.

stell dich drauf ein, dass ihr pro kilometer ungefähr doppelt so lang braucht wie sonst – und darauf, dass anschließend auch du ganz schön müde sein wirst :-).

nr. 4: clicker-training

gehirnjogging für drinnen (oder draußen, aber eben ohne großen bewegungsaufwand) gibt es am einfachsten mit dem clicker-training.
beim clicker-training lernt der hund, dass ein neutrales „click“ genau den moment markiert, wo er was richtig gemacht hat, und dass er daraufhin gleich ein leckerli kriegt. für den menschen bietet das eine schöne möglichkeit, punktgenau zu bestätigen.

wirklich spannend wird das clicker-training aber erst beim sogenannten „freien formen“. stell dir das mal vor wie dieses „heiß-kalt“ spiel (nur ohne den hinweis „kalt“), wo man -wenn man dem richtigen ding in die nähe kommt – als bestätigugn ein „heiß“ „heiß“ kriegt.

du lasst also deinen hund irgendwas machen. und so wie er etwas tut, was in richtung des erwünschten verhaltens führt, gibt es „click und keks“. nur muss dein hund jetzt draufkommen, was er denn eben gemacht hat! und wie es danach weiter geht. und zwar selbständig! keine hinweise von dir. denn das selber draufkommen macht den ganzen spaß aus – und die kopfarbeit, die dann angenehm müde macht.

schöner nebeneffekt: der hund wird nicht nur müde, sondern auch selbstbewusst – schließlich hat er es immer wieder geschafft, dich zum cklicken zu bringen :-).

 

nr. 5:  denksport

denksport macht auch ohne clicker müde. lass dir also denkspiele für deinen hund einfallen, bei denen er ein bisschen zu knobeln hat und seine grauen zellen anstrengen muss. auch da arbeitet das gehirn, auch das powert schon nach wenigen minuten ganz schön aus.

ob du deinen hund dabei farben unterscheiden lässt (blau oder gelb aus anderen farben rausfischen z.b.), oder teesorten, ob er lernt die wäsche einzuräumen oder dir auf signal 20 verschiedene objekte zu bringen, ist ganz egal. hauptsache es ist neu und noch was zu lernen dabei! denn nur dann ist es denksport.

wenn du deinem hund denksport und tricks der etwas ungewöhnlicheren art bieten magst, dann probier doch mal den online-kurs „trickster“, der powert aus, versprochen (und ist maroni getestet! die seht ihr dabei auch in den trainingsvideos).

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.