freude und stress in einem atemzug genannt, passt das denn? definitiv.
denn nichts wird beim hund häufiger verwechselt! sogar von erfahrenen hundemenschen und -trainern.
kein wunder: hundefotos in magazinen und filmen genauso wie die bilder in unserem kopf zeigen uns als „glücklichen hund“ einen, der in wirklichkeit vor allem eines ist: gestresst! wir sind gewohnt, bestimmte gesichtsausdrücke falsch zu verstehen.
ein fröhlicher hund? nein, ein gestresster…
und der hier genau so.
das liegt einerseits daran, dass wir freude beim hund meist als freude am spielen verstehen. und sehr viele spiele produzieren nun mal auch stress, vor allem jene, die uns menschen als genügend action für den hund erscheinen.
stress ist nämlich nicht der horror miserabler haltungsbedingungen oder schlimmer traumatischer erfahrungen (die natürlich schon auch stress bedeuten).
stress ist vielmehr nichts anderes als aufregung, auch freudige aufregung. ein bisschen zu viel aufregung oder eben sehr, sehr viel aufregung. womöglich über lange zeit. dann wird es schlimm.
aber schon eine begeisterte begrüßung, die etwas zu wild ausfällt,
oder ein lustiges spiel unter hunden, das etwas zu lange dauert,
oder wildes rennen und toben – sie alle produzieren aufregung, der körper reagiert darauf mit der ausschüttung von adrenalin und cortisol und schon ist der stress da. vielleicht nur kurzfristig, vielleicht länger.
wenn wir genau hinschauen, sehen wir ihn auch im gesicht des hundes.
das trügerische ist allerdings, dass der übergang von freude zu stress graduell ist. für den körper genauso wie im ausdruck.
ein freudiger hund hat einen offenen, weichen blick, aufmerksam leicht nach vorn geneigte ohren, häufig ein „lächelndes“ offenes maul.
der (leicht) gestresste hund sieht dummerweise ganz ähnlich aus: offene große augen, nach vorn geneigte ohren, ein offenes, scheinbar „lachendes“ maul.
der unterschied liegt in der anspannung!
ist das maul angespannt, sind die pupillen groß, sind falten im maulwinkel oder unter den augen zu sehen und hechelt der hund übermäßig, dann haben wir es bereits mit stress zu tun. beim freudigen hund ist alles noch entspannt und weich im ausdruck, beim gestressten wirkt es hart.
hier ein vergleich – links der freudige, rechts der gestresste ausdruck – mit deutlichen falten im maulwinkel, einer angespannten zunge und kleinen zusammengekniffenen augen.
die unterschiede fürs menschliche auge mögen klein erscheinen (wobei: mit etwas übung sind sie ziemlich groß!), der unterschied für den hund ist aber ein gewaltiger!
oder sagen wir mal: erinner dich mal zurück, als du ein kind warst und ein erwachsener dich gekitzelt hat. anfangs war es vielleicht noch spaßig und du hast deswegen gelacht. doch schon bald wurde es zu viel, unangenehm und du hast nur hysterisch weitergelacht, weil du eben gekitzelt wurdest. wirklich ekelhaft wurde es, falls der andere nicht und nicht aufgehört hat und du konntest dich nicht wehren und dein herumhibbeln und kreischen wurde als freude mißverstanden….. gar nicht schön!
also schau doch heute mal ganz genau hin:
- hat dein hund erweiterte pupillen?
- hat er eine oder mehrere falten im maulwinkel (bei offenem maul?
- hechelt er, obwohl es gar nicht heiß ist?
- wirkt das gesicht angespannt und „hart“?
- sind vielleicht sogar die ohren schon einen tick nach hinten gelegt?
dann nämlich ist es nicht mehr freude, sondern stress.
wenn du den siehst, dann mach deinem hund eine freude und beende den stress! also situation verändern, aktivität einstellen, ein kaustangerl und ruhe geben…. und dann stellt sich hoffentlich schon bald wieder echte freude ein.
ps: wenn du dich genauer mit der körpersprache von hunden beschäftigen magst, dann kannst du grade noch in den online-kurs „hundesprache verstehen“ einsteigen oder die webinar-reihe „hundesprache 1 – 3“ buchen.