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by brigid

August 30, 2015

was tut ein hund nicht alles, um sich die aufmerksamkeit seines menschen zu holen! denn aufmerksamkeit ist gleich belohnung. dabei ist ziemlich egal, welche form von aufmerksamkeit!

du redest fröhlich auf deinen hund ein?
du meckerst genervt hinter ihm her?
du rufst ihn aufgeregt zu dir?

egal! dein hund wurde soeben mit aufmerksamkeit belohnt.
also pass gut auf, was du da im leben so belohnst!

welche skurillen dinge sich manche hunde einfallen lassen, um an die begehrte aufmerksamkeit zu kommen, erleb ich in meiner verhaltenspraxis ja immer wieder.

hier mal die 5 merkwürdigsten.
dinge, die auf den ersten blick nach „schlimmsein“ oder verhaltensproblem aussehen.
und meist auch so begonnen haben (oder mit stress) – aber dann hat der hund entdeckt, dass er dafür belohnt wird. genau, mit aufmerksamkeit.

hier meine derzeitigen top fünf:

 

1. autos jagen

was denkt man sich bei einem border collie, der jedem auto den zaun entlang hinterher fegt wie ein gestörter? erst mal: na klar, hüteverhalten aus dem ruder gelaufen. stress. suchtverhalten. und ähnliches.

bis man es dann mal sein lässt, ihn rufen zu wollen (wirkt nämlich eh nur wie anfeuern).
und den verwunderten blick sieht, den einem der hund mitten im vollgas-rennen über die schulter zurückwirft. immer ein verlässliches zeichen, das sich der hund nach der gewohnten aufmerksamkeit umsieht!
und siehe da: verschwindet das publikum ganz von der bildfläche, nach drinnen nämlich, sind die autos plötzlich völlig egal!

 

2. zittern

da sitzt das hundchen, das sich eben noch recht souverän im neuen gebiet umgesehen hat, plötzlich zitternd unterm stuhl von herrchen. ohne dass irgendwas passiert wär. ein häufchen elend. beim ursprünglichen anlass war es das wohl auch wirklich! nicht fein, nicht lustig.

aber jetzt? siehe da: wenn keiner drauf einsteigt, beschließt hündchen nach 2 minuten unerwartet, doch wieder auf erkundung zu gehen. die kleine grundlose angstattacke hat nicht den erwarteten erfolg – trösten, zureden, aufmerksamkeit – gebracht. also dann was anderes ausprobieren….

 

3. keinen schritt mehr gehen

sicher ist dir das auch schon mal passiert: dein hund bleibt plötzlich irgendwo stehen und will nicht weitergehen. weil er nicht ins heiße auto will, weil er von dem schönen ort, wo er grad ist, nciht weg will (so wie meine maroni heuer im urlaub, die am ende nicht aus dem garten weg wollte), weil da irgendwas ist….was auch immer.

und ich wette, du hast dann das selbe getan, wie die meisten von uns (mich inklusive): keksi auspacken und den hund locken. funktioniert auch. und im normalfall ist das keinerlei problem.

aber wenn es öfter passiert, bleibt ein lerneffekt womöglich nicht aus. wie bei der entzückenden spanieldame, die anfangs vor lauter angst und überforderung im neuen zuhause keinen schritt spazierengehen konnte – bis sie leckerchen vor sich geworfen bekam. und zum glück war der „hunger“ größer als die angst. für den ersten oder zweiten spaziergang eine gute strategie. aber frau spaniel hat den spieß umgedreht und bleibt noch heute, jahre später und längst selbstbewusst und sicher, wie ein bock stehen, wenn sie ein keksi will.

 

4. rammeln

aufreiten auf allem möglichen (außer einer läufigen hündin) kann viele ursachen haben und meistens spielt der stress eine große rolle dabei. es gibt aber auch schlaue hunde, die recht bald heraus haben, wie peinlich das dem menschen in manchen situationen ist!

wie der büro-dackel in einem tierheim, ein gesetzter, älterer und sehr entspannter herr, der im regelfall seinem gesunden büroschlaf nachging – aber blitzschnell zu angeregter aktivität erwachte, wenn eine ältere dame das büro betrat und platz nahm. schon hing herr dackel am unterschenkel und rammelte los. schon griff der tierheim-mitarbeiter hektisch zum kaustangerl, das er extra für diese gelegenheiten in der untersten schreibtisch-schublade immer parat hatte, und holte den dackel damit weg vom besuch. herr dackel war’s auch zufrieden, ging ruhig wieder in sein körbchen und kaute vergnügt an seinem kaustangerl, das er sich eben so gezielt organisiert hatte.

 

5. regal turnen

was tut ein schlauer hund, dem grad langweilig ist und der auf routinierte hundeleute trifft? solche, die genau sehen, wann ein hund aufmerksamkeitsheischendes verhalten ausprobiert und dann tun, was als einziges wirkt: ignorieren! keinerlei aufmerksamkeit geben! noch nicht mal einen blick verschwenden!

man lässt sich etwas einfallen, was der mensch nicht ignorieren kann: in diesem fall ein waghalsiges manöver: aufs bücherregal klettern und dort rumturnen, gut 1,5 meter über dem boden. und siehe da: da springen die menschen! (weil es zu gefährlich wird).

 

es gibt noch viele, viele andere dinge, mit denen sich hunde aufmerksamkeit holen – manche kennst du vielleicht sogar: sachen klauen und wegrenne, hochspringen am menschen, bellen,….

für alle gilt:

  • anfangs gab es dafür einen echten grund (angst, stress, aufregung,…..)
  • dann stellt der hund fest, dass man damit aufmerksamkeit erlangt
  • und danach setzt er das verhalten häufig zielgenau für die aufmerksamkeit ein
  • allerdings: meist dann, wenn er entweder aufgeregt oder frustriert ist

und klarerweise ist nicht alles, was dein hund an unerwünschtem verhalten zeigt, aufmerksamkeitsheischend! es kann schlicht unerzogen sein, stress, angst, frust….

aber frag dich immer:

belohne ich das womöglich ungewollt mit aufmerksamkeit?
kann ich das ignorieren und hört der hund dann allmählich damit auf?
und wenn das nicht geht: wie sorge ich am besten dafür, dass mein hund damit erst gar nicht anfängt?

 

nächste woche geht es dann weiter mit den 5 besten tipps gegen aufmerksamkeitsheischendes verhalten (und einem kleinen leitfaden, wie du feststellt, ob dein hund was wegen der aufmerksamkeit oder aus einem anderen grund macht).

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über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.