gibt’s was netteres als gemütlich mit dem hund auf dem sofa zu kuscheln?
aus perspektive des hundes ist die antwort: kommt drauf an.
wir menschen stellen nähe über berührung und körperkontakt her,
der hund im prinzip auch, aber doch ein wenig anders.
(mehr hintergründe zu den unterschieden einerseits und tipps zum aufbau von nähe durch berührung andererseits gibt es dann demnächst im neuen webinar „fühl deinen hund: über nähe und berührung“, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst (kostenlos):
damit mein ich nun gar nicht das offensichtliche:
unsere körpersprache (kein drüberbeugen und bedrängen),
unseren klammerreflex (kein festhalten und aufzwingen)
oder gelegentliche übergriffigkeiten (kein streicheln gegen den willen des hundes).
nötigen wollen wir den hund zum körperkontakt ganz gewiss nicht.
doch selbst bei respektvollem umgang sollte man zusätzlich ein paar wichtige fakten kennen,
die das kuschelbedürfnis des hundes massiv beeinflussen.
1. streicheln unter stress?
fangen wir gleich mit dem häufigsten an: dem faktor stress.
der macht einen riesenunterschied aus, wenn es ums streicheln geht.
erstens und ganz offensichtlich:
von einem gestressten menschen durchgeknuddelt zu werden ist ganz was anderes (und weniger angenehmes) als mit einem entspannten menschen zu kuscheln. also den eigenen stresspegel berücksichtigen!
zweitens haben die allermeisten aufgeregten hunde null bock auf berührung.
das hat einen handfesten neurophysiologischen grund:
im erregungszustand ist beim hund der muskeltonus erhöht, die reizverarbeitung angekurbelt und der focus nach außen gerichtet.
das führt dazu, dass viele hunde im stress berührungen kaum ertragen.
sie sind zu intensiv, sie stören die (außen)wahrnehmung und laden zur entspannung ein, die der hund grad nicht aufbringen kann.
andersrum wären genau deswegen angemessene berührungen hilfreich dafür,
dem hund aus seinem stresspegel herauszuhelfen (mehr dazu dann im oben genannten webinar).
in seltenen fällen ist es bei gestressten hunden genau umgekehrt.
sie drängen sich richtig an den menschen ran, drücken sich an seine beine oder schubbern sich sogar.
ganz so als würden sie sich durch den außenkontakt wieder ein gefühl für den eigenen körper holen wollen,
um etwas runterzukommen.
ein genüssliches und entspanntes kuscheln ist in beiden fällen von stressverhalten allerdings nicht drin.
2. große unterschiede
bleiben wir gleich bei den unterschieden.
die gibt es nämlich nicht nur beim kuschelverhalten unter stress, sondern generell.
ob ein hund sich gern streicheln lässt, ob er den körperkontakt sucht oder meidet,
ob er überhaupt kuscheln mag, das ist alles von hund zu hund völlig unterschiedlich.
die einen können gar nicht genug kriegen,
die anderen halten sich auf abstand und bleiben distanziert.
was übrigens bei beiden nichts über ihre bindung zum menschen und ihre zuneigung aussagt.
sie haben bloß unterschiedliche vorlieben, wenn es um körperkontakt und berührung geht.
die unterschiede können selbst im verlauf des hundelebens deutlich variieren.
der welpe sucht noch den körperkontakt,
der etwas überdrehte junghund geht vielleicht etwas auf distanz,
der eigenständige erwachsene „braucht“ sowieso keinen,
der ältere und ruhigere hund genießt seine streicheleinheiten wieder sehr.
oder ganz andersrum. das kommt ganz auf den hund an.
und auf seine erfahrungen mit berührung.
hat er die von klein auf als angenehm und rücksichtsvoll erlebt?
oder war gestreichelt werden häufig mit übergriffen und festhalten verbunden?
war die menschliche hand etwas überwiegend angenehmes oder häufig unangenehmes
(wegen bürsten, baden, sachen wegnehmen, etc.)?
wichtig ist es daher, den eigenen hund gut zu kennen und zu wissen:
wie groß ist sein kuschelbedürfnis generell und jetzt gerade.
3. aktivphasen
dabei fällt eines besonders auf:
wenn der hund in einer aktivphase ist, also beschäftigt mit einer aufgabe, beim üben oder sonstwie in bewegung,
legt er auf streicheln keinen großen wert.
im gegenteil, es ist eher lästig.
das lässt sich gut nachvollziehen:
wenn wir grad voll konzentriert bei was am werken sind,
ist das letzte, was wir in dem moment wollen, eine umarmung und schmusen mit den liebsten.
doch nicht jetzt! bin beschäftigt….
dem hund geht es nicht anders.
wenn seine beschäftigt ist und damit körperlich in einer aktivphase befindet, stören streicheleinheiten bloß.
was bedeutet übrigens auch:
den hund mit streicheleinheiten für einen tollen rückruf oder eine gelungene suchaufgabe belohnen zu wollen,
ist nicht die beste idee. unter umständen empfindet er das sogar als unangenehm oder strafe.
vom gerade aktiven hund lässt man daher besser die finger (und belohnt ihn anders),
die streicheleinheiten bleiben den entspannungsphasen vorbehalten,
wo der hund sie dann auch genießen kann.
unterm strich
ganz allgemein ist das kuschelbedürfnis der meisten hunde deutlich kleiner als das der meisten menschen.
das heißt nun nicht, dass man den hund gar nicht streicheln und knuddeln darf,
man sollte sich nur etwas zurücknehmen, das kuscheln den vorlieben des hundes anpassen und vor allem den richtigen moment dafür wählen.