bellen ist ein leidiges thema.
keiner mag es, es nervt und tut auch dem hund nicht wirklich gut.
außerdem ist die bellerei in der regel ein hartnäckiges problem, dem nicht so leicht beizukommen ist.
nur nachvollziehbar, dass der wunsch nach einem funktionierenden „aus“ groß ist.
doch das klappt so nicht.
erstens nicht, weil selbst das wort „aus“ (oder ein vergleichbares) für den hund aufmerksamkeit darstellen.
aufmerksamkeit aber ist eine form von belohnung und schon hat man ein unerwünschtes verhalten bestätigt.
zweitens nicht, weil das bellen selber ausdruck einer gemütslage ist, die dahinter steckt.
man kann zwar versuchen, das bellen zu unterbinden – also das symptom zu unterdrücken –
die ursache dahinter bleibt aber bestehen.
und sorgt dafür, dass der hund bei der nächsten gelegenheit gleich wieder bellt.
die ursachen fürs bellen können wiederum sehr unterschiedlich sein.
laute unsicherheit
am häufigsten bellen hunde, die generell oder im bestimmten moment unsicher sind.
es gibt zwar einige, die sich dann lieber verstecken oder die flucht ergreifen.
ist das aber nicht möglich oder entspricht es nicht ganz ihrem naturell,
dann entlädt sich die unsicherheit lautstark durch gebell.
oft sieht man den hunden gar nicht an, dass sie unsicher sind.
da stellt sich der sonst unauffällige hund plötzlich bellend dem besucher in den weg
oder der forsche vierbeiner rennt laut bellende dem radfahrer hinterher.
dass dahinter unsicherheit und überforderung des hundes stehen,
fällt vielen gar nicht auf.
was passiert nun, wenn man dem unsicheren hund das bellen untersagt?
die unsicherheit verschwindet deswegen ja nicht,
seine – oft einzige – möglichkeit, sich selber zu helfen, wird ihm mit dem bellen genommen.
plus: das bellen „untersagen“ geht mit zusätzlichem druck vom eigenen menschen einher,
was noch mehr verunsichert.
was der hund eigentlich braucht, ist nicht ein anti-bell-signal, sondern mehr sicherheit in seinem leben.
wenn ihn bestimmte dinge nicht mehr verunsichern oder er generell mehr selbstvertrauen hat,
hat er auch keinen grund mehr, zu bellen.
wie man die frage sicherheit am besten angeht, schauen wir uns demnächst im neuen (kostenlosen) webinar „sicherheit aufbauen, aber wie?“ an, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst:
große aufregung
bellen geht immer einher mit einem anstieg des erregungspegels.
klar, bellen gehört ja in den bereich des alarm-verhaltens, das passiert nicht in tiefenentspannung.
umgekehrt läuft das auch:
je höher der erregungspegel, desto schneller schlägt der hund an und bellt.
manche der „bellfreudigen“ rassen sind einfach sehr stressanfällige rassen und bellen deshalb mehr als andere.
erlebt der hund nun eine stressige phase oder hat er sowieso chronischen stress,
dann bellt er beim kleinsten anlass los.
man kann das oft wunderbar beobachten:
manchesmal bleibt der hund entspannt liegen, wenn sich im treppenhaus was regt,
an anderen tagen reicht das leiseste geräusch von draußen und schon bellt er los.
der unterschied ist die tagesbelastung mit aufregung.
was passiert nun, wenn man dem gestressten hund das bellen untersagt?
der stress verschwindet deswegen ja nicht, im gegenteil: er wird größer.
denn er muss nun erstens das bellen unterdrücken (was impulskontrolle kostet)
und zweitens kriegt er druck von seinem menschen beim „aus, still!“
und der wiederum trägt zum stress noch sein quentchen bei.
was der hund eigentlich braucht, ist mehr entspannung im leben.
er muss vom hohen aufregungspegel runter, wieder gelassener werden.
dann regen ihn auch die kleinen oder größeren geräusche oder sonstigen auslöser fürs bellen nicht mehr auf
und er kann sie in aller ruhe bewältigen.
deutliche abwehr
in selteneren fällen, aber doch auch, bellt der hund, um sich eine gefahr vom leib zu halten.
bellen kann ausdruck von abwehrverhalten sein, sozusagen eine warnung an den „feind“,
sich nicht weiter zu nähern.
diese form des bellens war eine zeitlang sogar vom menschen gewünscht,
wenn der hund haus und hof bewachen sollte und eindringlinge so gestoppt wurden.
(wie angenehm der job für den hund war, wollen wir mal dahin gestellt sein lassen).
es kommt auch heute noch vor, wenn der hund sich eine aktiven bedrohung gegenüber sieht.
das abwehrende bellen ist auch daran erkennbar, dass es normalerweise mit einem knurrlaut eingeleitet wird,
der dann sofort ins bellen übergeht.
was passiert nun, wenn man dem hund das abwehr-bellen untersagt?
wenn die von ihm als solche wahrgenommene bedrohung weiterhin besteht,
riskiert man, dass der hund das bellen zwar bleiben lässt, stattdessen aber gleich zum zuschnappen übergeht.
ihn in der situation zu belassen, weil man selber keine gefahr erkennen kann,
und das bellen über gehorsam zu unterbinden, hilft dem hund jedenfalls nicht.
was der hund eigentlich braucht, ist dass die gefahr verschwindet.
ihn aus der situation rausholen oder die gefahr „wegschicken“ (wenn geht),
sind viel wirkungsvoller und klüger.
für die zukunft kann man dann gegebenenfalls daran arbeiten,
dass der hund die vermeintliche „gefahr“ nicht mehr als solche erlebt
und daher auch keinen grund zum bellen mehr hat.
bellen lassen?
das bellen zu unterdrücken, macht also keinen sinn.
das heißt nun im umkehrschluss nicht, dass man den hund bellen lassen soll.
ganz im gegenteil!
das bellen regt den hund ja weiter auf, wird schnell von der umwelt versehentlich belohnt, ist außerdem ein selbstbelohnendes verhalten und man hätte da schnell ein größeres bell-problem.
die devise ist daher immer:
bellen gar nicht erst aufkommen lassen.
das gerade noch still sein vom hund vorher belohnen.
die ursachen fürs bellen entfernen.
und wenn er schon bellt?
dann bleibt einem nur über, möglichst beiläufig und ruhig einzuschreiten
und das bellen zu unterbrechen.
immer im wissen, dass man es halt doch mit aufmerksamkeit belohnt hat
und daher beim nächsten mal noch um vieles vorsichtiger sein muss.
sonst hat man nämlich noch ein andere form von bellen am hals: das aufmerksamkeitsheischende bellen