vor fast jedem problem kommt es zuerst zum zusammenbruch der kommunikation mit dem hund.
ob er nun an der leine pöbelt, besucher anbellt oder „nur“ nicht reagiert auf signale oder an der leine zieht.
immer ist bereits vorher eine störung in der kommunikation aufgetreten.
damit mein ich jetzt nicht, dass der hund einfach nicht hört,
sondern das, was am anderen ende der leine passiert.
(zum thema „wenn der hund nicht hört“ gibt’s in kürze ein brandneues (kostenloses) webinar)
für unsere zwecke schränken wir das auch auf jene ein, die ein aktives interesse an einem miteinander mit dem hund und einer funktionierenden kommunikation mit ihm haben.
(jene, die im hund sowieso nur einen befehlsempfänger sehen, der bitte gehorchen soll, sind sowieso ein ganz eigenes kapitel.)
und trotzdem klappt es so oft nicht.
selber merkt man es meist erst dann, wenn dann irgendein problem auftaucht.
wenn der hund nicht mehr gut ansprechbar ist, wenn er unerwünschtes verhalten zeigt,
wenn seine emotionen mit ihm durchgehen, etc.
oft zeigen sich dem außenstehenden beobachter aber schon lange davor deutliche zeichen,
dass die kommunikation gerade bei gemeinsamen unternehmungen – weniger beim abendlichen kuscheln – nicht gut läuft.
woran liegt das nun?
es sind drei zutiefst menschliche mechanismen, die dazu führen:
1. mangelnde aufmerksamkeit
damit kommunikation stattfinden kann, braucht es einen sender und einen empfänger,
die beide gleichzeitig den „kanal“ offen haben.
genau hier liegt das erste problem.
der mensch hat wenig aufmerksamkeit beim hund, solange alles gut läuft.
was auch dazu führt, dass er die kommunikationsversuche des hundes in dieser phase nicht mitbekommt
oder nur am rande registriert und nicht darauf reagiert.
hat dann der hund nur noch wenig aufmerksamkeit für den menschen,
weil er abgelenkt ist oder was aufregendes auf der bildfläche erscheint,
dann versucht zwar der mensch es mit kommunikation, aber der „empfänger“ ist nicht mehr wirklich aufnahmebereit.
(mehr dazu dann im oben erwähnten webinar).
was zu der erfahrung führt, dass dem hund mit ansprache nicht beizukommen ist.
je öfter diese negative erfahrung und der frust vorkommen,
desto mehr gelangt der mensch unbewusst zur auffassung, dass kommunikation „eh nichts bringt“
und probiert’s erst gar nicht mehr damit.
stattdessen gibt’s mehr druck, strengeren tonfall, mehr kontrolle, womöglich einen leinentruck oder andere strafen, etc.
alles nur, weil am anfang ein aufmerksamkeitsdefizit stand.
2. leinenkontrolle
nichts gegen die leine, sie ist ein wichtiges hilfsmittel und ohne geht es eben nicht.
aber ist dir schon mal aufgefallen, wie anders dein hund und du miteinander umgehen,
je nachdem, ob die leine dran ist oder nicht?
ist der hund nämlich angeleint, bemühen sich viele menschen erst gar nicht groß um kommunikation.
wozu auch, der hund hängt ja sowieso an der leine und kann sich ihnen nicht entziehen?
da wird mit ihm kaum noch geredet, es gibt selten signale und gesten und blicke fallen fast weg.
ein kleines experiment bestätigt das:
man muss nur die leine durch einen dünnen wollfaden ersetzen
und dann mit dem hund die selbe strecke gehen oder die selbe aufgabe bewältigen.
schon schaut die sache ganz anders aus und der mensch kommuniziert plötzlich aktiv!
wenn wir mit dem hund unterwegs sind, ist unser ziel immer auch,
den hund bei uns und unter unserem einfluss zu halten.
ohne leine bemühen wir uns darum deutlich mehr – nämlich durch kommunikation.
die leine aber gibt uns die trügerische sicherheit, der hund wäre eh unter unserer kontrolle.
spätestens beim leinenpöbeln stellt man fest, wie wenig das stimmt.
im idealfall ist die leine einfach ein ding, das eben auch noch dabei ist und locker am hund hängt,
während das eigentliche lenken und führen über kommunikation stattfindet.
3. überforderung
der dritte grund für den zusammenbruch der kommunikation ist schließlich recht simpel.
und häufig.
wenn wir in stress geraten,
wenn wir mit dem hund überfordert sind,
wenn wir eine situation mit dem hund zu viel wird,
hören wir auf zu kommunizieren.
in der überforderung gewinnt der bereich der emotionalen steuerung im gehirn mehr einfluss auf unser verhalten.
statt überlegt zu handeln und noch kommunizieren zu können (was nämlich die aktivität der großhirnrinde erfordern würde),
reagieren wir emotional und fangen an, den hund anzuschnauzen, laut zu schimpfen,
ihn körperlich wegzudrängen oder einzuschüchtern und ähnliches.
kommunikation ist nicht mehr.
das sind alles dinge, von denen wir natürlich wissen, dass wir sie nicht tun sollten.
mehr noch: dass sie die sache nur schlimmer machen, weil nun auch der stresspegel des hundes steigt.
wir können uns nur im moment nicht anders helfen.
(das gibt uns übrigens eine gute vorstellung davon, wie schwer impulskontrolle ist).
da hilft dann nur mehr den hund hund sein zu lassen
und mal eine runde wegzugehen und runterzukommen,
wenn das geht.
für alle situationen, wo das nicht möglich ist, gilt:
rechtzeitig vorher einen plan entwickeln oder üben, wie man damit umgeht,
damit einen der moment dann nicht überfordert.
und dabei immer eine funktionierende kommunikation aufrecht halten.
fazit
ein freundlicher umgang mit dem hund ist nur möglich,
solange die kommunikation zwischen hund und mensch in beide richtungen gut läuft.
die grundvoraussetzung dafür ist aufmerksamkeit von beiden seiten
(über die vielleicht fehlende vom hund unterhalten wir uns demnächst im webinar „wenn der hund nicht hört“).
steckt man ein wenig an bemühen in die kommunikation,
kann man sich damit einiges an problemen später ersparen oder sie zumindest abmildern.
mal ganz abgesehen davon, dass das zusammensein zwischen hund und mensch viel angenehmer läuft.