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by brigid

August 11, 2024

mantrailing

mantrailing erfreut sich zunehmender beliebtheit.
denn dabei geht es nicht nur darum, dass der hund erfolgreich eine versteckte person findet
(oder im ernstfall einen vermissten menschen),
sondern es ist mehr gefordert.

die intensive schnüffelleistung verlangt dem hund einiges an konzentration ab.
eine spur ist selbst für einen gut ausgebildeten hund nicht immer glasklar,
sie wird verwirbelt, gekreuzt und verweht. sie zerfällt im lauf der zeit allmählich.
mal ganz zu schweigen von den vielen anderen – häufig hochinteressanten – gerüchen,
die die spur überlagern und die der hund außer acht lassen muss.

deswegen schult mantrailing die konzentration des hundes und bietet ihm hohe geistige auslastung.
allerdings ist es nicht für jeden hund gleich gut geeignet, also vorsicht.

(mehr zu dem thema demnächst im neuen webinar „die 3 stufen der geistigen auslastung“, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst (kostenlos):

doch nicht nur die hundenase und ihre leistung sind gefragt.
erfolgreiches mantrailen setzt gute teamarbeit zwischen hund und mensch voraus.

teamwork

der mensch ist beim trailen ja nicht bloß passiver begleiter am anderen ende der leine,
dessen rolle sich darauf beschränkt, am ende die belohnung herauszurücken.

er muss dem hund erstmal das trailen überhaupt beibringen und verstehen,
was seine aufgabe dabei ist.

riechen kann der hund ja, das muss ihm niemand erst zeigen, wie’s geht.
sehr wohl aber muss man ihm zeigen, was er denn riechen soll
und ihm ermöglichen, die aufgabe erfolgreich zu bewältigen – auch durch die verschiedenen lernphasen des trailens hindurch.

der mensch braucht dazu einerseits eine gute vorstellung davon, was die hundenase sowieso kann.
und andererseits eine genaue einschätzung seines hundes und dessen körpersprache,
um ihn effektiv unterstützen zu können, wenn er es braucht,
sowie ihn in ruhe zu lassen und ihm zu vertrauen, wenn der hund es besser weiß.

und genau dabei passieren uns die fehler.
besser gesagt: genau darauf sind sie zurückzuführen.
denn wir mischen uns an der falschen stelle ein und lassen den hund im anderen moment im stich.

5 häufige fehler

mantrailing kann aber nur dann seine vorteilhafte wirkung entfalten,
wenn uns nicht die folgenden fehler passieren.

1. aufbau für doofe

um dem hund beizubringen, dass er einer spur folgen soll, braucht er nur zwei dinge:
a) er muss wissen, welche spur wir meinen
b) er muss einen grund haben, der spur zu folgen.

mehr nicht.

man muss ihm die spur nicht zeigen,
man muss sie ihm nicht mit leuchtspray in die wiese zeichnen –
also keine leckerchen in jeden fuss-stapfen der spur legen.

das führt bloß dazu, dass der hund zuerst denkt,
es geht um eine leckerchensuche und gar nicht so sehr um den menschengeruch in der spur.
dass hunde trotz dieser methode das fährtengehen und trailen lernen,
spricht sehr für die intelligenz der hunde (weniger für die des menschen).

2. (unabsichtlich) lenken

oberstes devise beim mantrailen ist:
der hund sucht und der mensch soll ihn dabei nicht stören.

wir sollen dem hund und seiner nase vertrauen,
statt einzugreifen und ihn zu korrigieren.
wie oft hat sich nicht jemand schon gedacht:
hier lang kann es nicht gehen, den hund von der spur genommen –
nur um dann draufzukommen, dass der hund recht gehabt hätte.

das problem besteht nun darin, dass wir den hund oft unbewusst lenken.
vor allem dann, wenn wir ungefähr wissen, wo die versteckte person ist
oder wenn ein/e trainer/in mitgeht, die das wissen.

das führt unweigerlich dazu, dass wir einfluss auf den hund nehmen.
wir zögern an einer stelle, gehen an einer anderen forsch weiter (obwohl der hund zögert),
bleiben nicht exakt hinter dem hund, sondern schieben uns seitlich vor, etc.

der hund reagiert sehr sensibel auf diese lenkmanöver,
vor allem, wenn er noch nicht viel routine hat oder unsicher ist.
passt man nicht wirklich gut auf, hat man im handumdrehen einen hund,
der nur „findet“, solang eine begleitpersond dabei ist, die das versteckt kennt.

auf sich allein gestellt scheitert er kläglich, weil er gar nie gelernt hat,
sich auf seine nase zu verlassen, und „nur“ den menschlichen hinweisen zu folgen.

3. spur verlieren

so sehr man dem hund vertrauen und ihn nicht stören soll,
so sehr gilt auch etwas, was nach dem gegenteil klingt:

man muss erkennen, wann der hund die spur verloren hat,
und darf ihn dann nicht einfach weiterlaufen lassen.

denn dort, wo keine spur mehr ist, kann der hund sie auch nicht wieder aufnehmen.
selbst, wenn man ihm den geruchsträger noch ein dutzendmal unter die nase hält,
ist er mal 20 oder 30 meter oder noch weiter von der spur abgekommen,
ist da nichts mehr, was er wieder finden könnte.

der job des menschen ist es daher,
den eigenen hund gut zu lesen und zu wissen.
ob der hund noch auf der spur unterwegs ist oder
ob man ihn ggfs. nochmal ein stück zurücksetzen muss an eine stelle,
wo tatsächlich noch ein spur vorhanden ist, damit er der wieder folgen kann.

4. keine fehler machen lassen

letzteres gilt allerdings nur dann, wenn es nötig ist.
also dann, wenn der hund nicht von sich aus feststellen würde,
dass er nicht mehr auf der spur ist
und wenn er sich nicht von sich aus korrigieren könnte.

sagen wir mal, der hund folgt dem trail, biegt in eine seitengasse ab
und es ist klar, dass das falsch ist.
dann haben wir die wahl:

den hund gleich stoppen oder gar nicht erst abbiegen lassen,
dann kann er keinen fehler machen, daraus aber auch nicht lernen.

oder aber ihn ein paar meter in die seitengasse gehen lassen,
bis er merkt, dass da keine spur mehr ist, umdreht und
eine wichtige lektion gelernt hat:
gleich merken, wenn er die spur verliert und darauf zurückkehren.

je nach hund und trainingsstand kann mal das eine, mal das andere richtig sein.
fürs eigenständige arbeiten des hundes, das er beim trailen ja braucht,
ist aber auch nötig, dass er fehler machen und daraus lernen kann.

5. motivation nehmen

ein hund ist beim trailen dann gut,
wenn er die aufgabe verstanden hat und routine erwerben konnte
und wenn ihm die sache spaß macht, wenn er also mit feuereifer dabei ist.

der feuereifer ist meist nicht das problem, wenn der hund einigermaßen gerne die nase einsetzt
(und welcher hund tut das nicht!).

außer der mensch schaltet sich als spaßbremse dazwischen.

wenn minutenlange umständliche startrituale abzuwarten sind –
lange nachdem der hund schon loslegen will –
weil da erst mal brustgeschirr gewechselt wird (völlig unnötig),
weil der mensch erst die schleppleine entknoten muss usw.,
dann nervt alleine die warterei schon.

hat der hund den geruch bereits in der nase und will starten,
und bekommt dann die tüte mit dem geruchsträger noch dreimal unter die nase gehalten
oder wird gar verlangt, dass er den ganzen kopf reinsteckt
und man stülpt ihm die tüte richtig über die nase,
ist das ekelhaftes bedrängen und kann zu richtigem meideverhalten beim hund führen.

kommen dann noch leistungsdruck dazu,
häufiges verkehrtes eingreifen und störungen für den hund,
dann ist der spaß entgültig dahin und der hund „mag nicht trailen“.
am trailen liegt’s dann allerdings nicht…

fazit

das mantrailing kann eine wunderbare beschäftigung für hund und mensch sein.
betonung auf kann. 

denn man muss sich die trainer:innen dafür schon sehr gut aussuchen,
wenn man nicht am ende mit einem hund dastehen will,
der nicht ohne begleitpersonal mit versteck-kenntnissen nichts findet
und der immer wieder eigene „motivations-trails“ braucht, um überhaupt spaß an der sache zu haben.

allerdings gilt das wohl sowieso für fast jede form der hundeerziehung…

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.