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by brigid

Juni 23, 2024

hundekontakt hundespiel

hundekontakte und hundespiel sind eine schöne sache – wenn sie gut gehen.
was leider keineswegs immer garantiert ist.

nun ist es leicht zu erkennen, wenn einer oder beide gar keinen kontakt haben wollen
und schon aus der entfernung wütend bellend daher kommt,
dann hält man eben abstand.

viel schwieriger wird es, wenn die hunde zwar kontakt haben wollen
oder wenn sie zu spielen anfangen und dann plötzlich – scheinbar aus heiterem himmel –
kippt die situation und sie gehen unfreundlich oder gar aggressiv aufeinander los.

wieso machen sie das?
beide wollten den kontakt ja,
beide haben sich gern auf das spiel eingelassen,
keiner hat dabei was böses getan,
und dann plötzlich dieser ausbruch?

bevor wir genauer auf den „kippeffekt“ eingehen noch ein hinweis: im webinar „richtig reagieren bei hundekontakten“ gehen wir nicht nur auf den kippeffekt, sondern auf eine reihe anderer häufiger probleme im hundekontakt ein. du kannst dir gleich hier deinen platz reservieren (kostenlos):

der kipp-effekt

mit dem kipp-effekt ist jenes phänomen gemeint,
wo eine eben noch freundliche interaktion zwischen den hunden „kippt“
und abwehrhandlungen von einem oder beiden anfangen
oder gar eine rauferei entsteht.

genauer sollte man von einer „noch freundlich erscheinenden“ interaktion reden.
denn entweder war die begegnung von anfang an gar nicht so freundlich, wie sie unsereins erschien.
oder aber sie fing zwar freundlich an, wurde aber im verlauf unfreundlicher, bis es dann krachte.

in beiden fällen gibt es gemeinsamkeiten.
der kipp-effekt tritt nämlich immer dann auf, wenn bestimmte elemente zusammenkommen
(bei einem oder bei beiden hunden),
nämlich die folgenden drei:

1.  aufregung

artgenossen sind für hunde in aller regel aufregend.

im positiven sinn, weil sie sich freuen auf einen anderen hund zu treffen,
weil sie den interessant finden und vielleicht auf einen spielpartner hoffen.

im negativen sinn dann, wenn sie negative erfahrungen gemacht haben
oder grundsätzlich mit anderen hunden wenig verträglich sind
und daher von anfang an auf abwehr schalten, wenn sie einen sehen.

je intensiver die positiven erwartungen (hurrah, ich darf immer wild spielen!)
oder die negativen erwartungen (da kommt schon wieder ein bösewicht und will mir ans leben) sind
und je höher der sowieso grad vorhandene erregungspegel von einem oder beiden hunden ist,
desto schneller kippt da was.

ganz typisch: 
die hunde fangen an zu spielen und steigern sich so schnell rein,
dass es innerhalb kürzester zeit wild wird und kippt.

2. mangelnde souveränität

damit hundekontakte gut laufen, brauchen beide hunde ein souveränes sozialverhalten.

das bringen hunde aber nicht automatisch mit,
das müssen sie erlernen und einüben.
dabei spielen ihre erfahrungen in der welpenzeit eine zentrale rolle,
genauso wie spätere erlebnisse mit anderen hunden.

hat zum beispiel ein überdrehter welpe nur wenig hundebegegnungen
und die mit gleichfalls überdrehten und groben anderen hunden,
prägt das seine form der annäherung an andere.
mit höflichem verhalten und zurückhaltung gegenüber schüchterneren hunden muss man dann rechnen.

zu einem souveränen sozialverhalten zählt vor allem die fähigkeit,
auf den anderen angemessen reagieren und angespannte situationen deeskalieren zu können.
und das selbst dann noch, wenn die aufregung bereits gestiegen ist.

genau das aber kriegen hunde mit wenig sozialerfahrung oder unsicherem verhalten gegen andere nicht hin.

ganz typisch: 
sie wollen zwar den kontakt und ziehen hin zum anderen hund,
wenn sie ihm dann aber nase an nase gegenüberstehen,
ist ihnen das plötzlich viel zu nah und zu aufregend und sie „kippen“ und fahren den anderen an.

3. überforderung

auch sozial kompetente hunde harmonieren immer und in jeder lebenslage.

hunde können in ihrer kommunikation und den umgangsformen miteinander nämlich große unterschiede aufweisen.
und manchmal sind die unterschiede einfach zu groß, als dass sie sich noch gut verstehen würden.

meist merkt man das schon beim näherkommen.
wenn ein sehr direkter typ (in bester absicht) auf einen sehr zurückhaltenden typen trifft,
wird letzterer überfordert sein und das ggfs. auch „mitteilen“, wenn er nicht mehr ausweichen kann.

es kann natürlich auch während des kontakts oder beim spielen dazu kommen,
dass einer dem anderen zu heftig wird
und vor allem dieser andere auf subtile signale nicht (mehr) reagiert.
auch dann wird sich die überforderung des einen in lauterem oder unfreundlicherem verhalten äußern.

ganz typisch: 
es kommt zu einer begegnung,
der eine ist schon vorsichtig dabei, der andere etwas forsch.
und dann legt der andere noch nach und die pfote auf den rücken
oder will intensiv am hinterteil schnüffeln und dem ersten –
der schon die ganze zeit deutlich beschwichtigt hatte – wird’s zuviel.

kippen vermeiden

wichtig wäre nun, dass der mensch seinen hund so führt und unterstützt,
dass der kipp-effekt gar nicht eintritt.

dazu gehört erstens: aufregung niedrig halten.
wenn der eigene hund grad recht aufgeregt ist oder der andere unbekannt ist nicht wirklich entspannt ausschaut,
dann sollte man sich gut überlegen, ob ein kontakt sinn macht oder nicht.

erst recht gilt das für sozial unsichere hunde.
wenn der eigene hund nicht wirklich souverän ist und der entgegenkommende schon mal recht direkt daherkommt,
ist vorsicht geboten.

und schließlich heißt es auch: genau beobachten,
wissen worauf man achten muss und rechtzeitig (und in aller ruhe!) einschreiten,
wenn man sieht, dass einer der beiden hunde (egal ob der eigene oder der andere) mit einem kontakt überfordert ist
oder beim spielen ins hintertreffen gerät.

woran man erkennt, wann das der fall ist,
wann man einschreiten und dem hund den rücken freihalten sollte
und wann man die hunde in ihrem sozialverhalten eher stören würde,
das besprechen wir dann demnächst genauer im webinar „richtig reagieren bei hundekontakt“.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.