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by brigid

Dezember 24, 2023

minimalismus in der hundeerziehung

eine merkwürdige kombination: minimalismus und hundeerziehung in einem titel, oder?

da geht es jetzt nicht trendig weiße wohnungen mit wenig mobiliar,
auch nicht um ausmisten und entrümpeln (obwohl das selten schaden kann).
sondern um den kernpunkt von minimalismus:

die reduktion aufs wesentliche.

hunde selber wären wohl minimalisten.
sie haben ihre klaren prioritäten und konzentrieren sich auf das, worauf es ankommt.
aufs wesentliche.
aufs erleben.
aufs sein.

sie horten und sammeln nicht (oder selten)
und kommen wunderbar ohne konsumartikel aus.

da können wir uns doch ein beispiel nehmen!

iwie wär’s daher mit einem minimalistischen zugang zu den folgenden drei bereichen?

1. weniger zeug, mehr spaß

fangen wir mit der ausstattung an.
für die hundeerziehung braucht man nicht dutzende utensilien.
klar kann man sich diese trainingswesten mit unzähligen taschen checken
und die dann mit verschiedenen leinen, spielzeug, dummys, clicker, hundepfeife
und was weiß ich noch was füllen.

nötig ist es aber nicht.
ein paar leckerchen und richtiges feedback reichen völlig.

der hund braucht zuhause auch nicht unzählige spielsachen,
die dann meist eh nur kurzfristig interessant sind.

spiele mit seinem menschen oder mit anderen hunden sind ihm ungleich lieber.
der spaß kommt ja nicht von den gegenständen,
sondern von dem, was man miteinander macht.

der große vorteil von weniger zeug:
man ist nicht davon abhängig.
man kann mit dem hund auch dann trainieren oder spielen,
wenn man kein zubehör dabei hat.

vergessen kann man dann auch nichts, wenn man eh nichts braucht.
ein großer vorteil!

2. weniger signale, mehr klarheit

besonders große vorteile bietet die konzentration aufs wesentliche bei der kommunikation mit dem hund.
wir menschen verwenden ja gerne wörter.
viele wörter.

meist haben wir sogar für ein und die selbe übung wie beispielsweise den rückruf
verschiedene wörter und nicht andere signale wie gesten oder geräusche.

mehr bringt aber nicht mehr, sondern schafft höchstens mehr verwirrung.
die reduktion auf ein einziges signal pro gewünschtem verhalten ist also sinnvoll.

wir können aber noch einen schritt weitergehen und mal hinterfragen,
welche übungen wir denn tatsächlich für den alltag mit dem hund brauchen.

wir brauchen zum beispiel kein eigenes abbruchsignal, wenn ein aufmerksamkeitssignal die selbe wirkung hat
(mehr dazu ist hier nachzulesen).
wenn die leinenführigkeit korrekt aufgebaut ist,
brauchen wir kein extra stopp-signal wie „langsam“, bevor der hund das ende der leine erreicht.

es soll sogar hunde geben, die kein „platz“ kennen
und trotzdem gut durchs leben kommen.

das soll nun nicht heißen, dass „platz“ immer unnötig wäre.
es ist nur eine einladung, mal nachzudenken, was man wirklich braucht
und ob man nicht mit weniger mindestens genauso gut durchkommt.

wir müssen’s ja nicht uns und dem hund komplizierter machen als nötig.

3. weniger aufwand, mehr verstehen

was uns auch gleich zum dritten punkt bringt: der erziehung selber.
die ist nämlich im prinzip sehr einfach, wenn man die lernregeln kennt
und einen vernünftigen aufbau hat.

wir denken nur manchmal sehr kompliziert.
und je weniger wir etwas gut können (was wir am beginn von etwas klarerweise nicht können),
desto komplizierter kommt es uns vor und desto umständlicher gehen wir es an.

meist führt das dazu, dass wir mit viel aufwand dem hund beibringen wollen,
dass er sich zurückhält und alles mögliche nicht macht.

in aller regel ist das der kompliziertere weg.
einfacher ist es immer, dem hund von anfang an das richtige zu bestätigen
und situationen so zu managen, dass er’s gar nicht falsch machen kann.

warum zum beispiel mit dem hund, der besucher mit stürmischen anspringen begrüßen würde,
mühsames deckentraining im vorzimmer durchziehen
(das er dann eh nicht durchhält, wenn die aufregung über den besuch da ist),
wenn man ihn genauso gut hinter einem kindergitter verwahren oder an der leine neben sich haben könnte?

man kann sich also durchaus öfter mal fragen:
wie ginge das einfacher für den hund?

zugegeben hilft es dabei, wenn man etwas genaueres verständnis fürs hundeverhalten mitbringt.
doch das lässt sich ja jederzeit erwerben…
(demnächst übrigens auch durch den kurs „hunde verstehen“, wenn jemand lust hat)

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.